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Artikel „Hanov, Michael Christoph“ von Carl von Prantl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 524–525, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hanow,_Michael_Christoph&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 12:21 Uhr UTC)
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Hanov: Michael Christoph H., geboren am 18. December 1695 in Zamborst bei Neustettin, † in Danzig am 21. September 1773, Sohn eines Predigers, besuchte seit 1709 die Unterrichtsanstalt in Landsberg an der Warthe und hierauf 1714 das akademische Gymnasium (Athenäum) zu Danzig, wo er die philosophischen, philologischen und juristischen, hauptsächlich aber die theologischen Vorträge hörte. Nachdem er in Folge einer schweren Krankheit, durch welche er das Gedächtniß verlor, ein Jahr hindurch zur Unthätigkeit genöthigt war, bezog er 1718 die Universität Leipzig, an welcher er abermals Theologie, Philosophie, Mathematik, Naturwissenschaften und Jurisprudenz betrieb und nach Erlangung der Magisterwürde (1720) Vorlesungen über Philosophie und über Rhetorik hielt (seine Habilitations-Dissertation „Examen dubiorum etc.“ war eine Entgegnung der anonymen Schrift Hombergk’s „Dubia iuris naturae“). Bald darauf aber übernahm er eine Hofmeisterstelle bei v. Bose in der Nähe Dresdens und 1724 folgte er einer Einladung des Danziger Professors Weickhmann, die Erziehung seiner Söhne zu leiten. Als im October 1727 am Athenäum zu Danzig die Professur der Philosophie in Erledigung kam, wurde dieselbe an H. übertragen, welcher sie mit regstem Eifer vertrat und damit auch das Amt eines Bibliothekars verband (einen Ruf nach Halle schlug er aus, 1763). Seit 1771 begann er zu kränkeln und erlag schließlich einem Schlaganfalle. Der Anstalt, an welcher er wirkte, hatte er durch Testament sein nicht unbeträchtliches Vermögen und seine große Bibliothek überwiesen. – Er war ein polyhistorisches Talent, und sowie er zur Kenntniß der classischen Litteratur auch das Französische, Italienische, Englische, Polnische und die orientalischen Sprachen hinzufügte, war er andererseits in den mathematischen Disciplinen wohl bewandert und im Gebiete der Naturwissenschaften sammelte er alle möglichen Notizen und Merkwürdigkeiten, welche er fleißigst dem Publicum wieder zum Besten gab. Stets eingeschlossen in die Räume der Bibliothek, auf persönlichen Umgang, ja selbst auf Spaziergänge verzichtend, schrieb er unablässig bald in dieser, bald in jener Form. Abgesehen von einem reichlichen handschriftlichen Nachlasse hatte er gegen 60 kleinere lateinische Dissertationen über philosophische, theologische, juristische, geometrische, meteorologische, historische Materien veröffentlicht [525] (ein Theil derselben wieder abgedruckt in seinen „Opuscula“, welche sein Schwestersohn Daniel Tietz 1762 herausgab); desgleichen 57 kleinere deutsche Schriften gemeinnützigen Inhaltes über alles Erdenkliche, dazu 20 Quartbände „Danziger Erfahrungen“ (1739–59, hauptsächlich Naturwissenschaft betreffend) und „Erläuterte Merkwürdigkeiten der Natur“ (1734), desgleichen „Seltenheiten der Natur und Oekonomie“ (1753 ff.), daneben „Das vollständige Culmische Recht“ (1745) und „Preußische Sammlung ungedruckter Urkunden“ (4 Bände, 1747–70). Seine Hauptwerke aber bestehen in einer Fortführung und Ergänzung der Wolff’schen Philosophie, nämlich: „Oeconomia Wolffiana“ (1755) und „Philosophia civilis sive Politica, tanquam continuatio systematis philosoph. Christiani Wolff“ (4 Quartbände, 1756–59), sowie „Philosophia naturalis sive Physica dogmatica tanquam contin. syst. philos. Chr. Wolff“ (4 Quartbände, 1762–68), in welchen Schriften er sich als strenger Anhänger Wolff’s und als ein mit vielseitiger Gelehrsamkeit ausgerüsteter Erklärer und Förderer dieser damals weit verbreiteten Philosophie zeigt.

Laudatio Michaelis Christophori Hanovii cum vita illius Gottl. Wernsdorfio auctore edita a Joanne Daniele Titio. Wittebergae. 1776. 4 (woselbst auch sämmtliche Schriften Hanov’s einzeln angeführt sind).