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Artikel „Hammer, Julius“ von Franz Schnorr von Carolsfeld in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 481–482, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hammer,_Julius&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 16:16 Uhr UTC)
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Hammer: Friedrich Julius H., Dichter, geb. am 7. Juni 1810 in Dresden, † am 23. August 1862 in Pillnitz. Obgleich J. L. Hoffmann in seiner unten anzuführenden Gedächtnißrede (S. 218 Anm.) mittheilt, daß H. selbst, der gewöhnlichen Angabe entgegen, den 7. Juni 1811 als den Tag seiner Geburt bezeichnet habe, so ist doch an dem bestrittenen Geburtsjahre festzuhalten, weil für dieses außer der Thatsache, daß sich ein gedrucktes Spruchband erhalten hat, mit welchem Hammer’s Mutter im Namen des Kindes dem Großvater „zum neuen Jahr 1811“ Glück wünscht, auch die eigenen Worte des Dichters: „An einem Thor-Tag ward ich geboren“ (Auf stillen Wegen, Lpz. 1859, S. 106) ein Zeugniß sind; denn der 7. Juni fiel 1810 auf einen Donnerstag, 1811 aber auf einen Freitag. Sein Vater, Friedrich August H. (geb. 1785, † 1855), zuerst Quartiermeister bei dem kurfürstlich sächsischen Garde-du-Corps-Regiment, zuletzt Rechnungssecretär bei dem königlichen Ministerium des Innern, soll durch den Rath seines Vorgesetzten, des Ministers Bernhard von Lindenau, der sich für die Entwickelung des talentvollen jungen Mannes interessirte, veranlaßt worden sein ihn für das Fach der Jurisprudenz zu bestimmen, und wirklich wählte er das Studium der Rechte, als er 1831 nach seinem Abgange von der Dresdner Kreuzschule die Universität Leipzig bezog; aber dieses Studium vermochte ihn nicht von seinem wahren Berufe abzulenken. Schon während seiner Universitätsjahre war seine Neigung auf philosophische, historische und ästhetische Studien gerichtet, schon in dem Osterprogramme der Kreuzschule vom Jahre 1831 war er mit Gedichten vertreten gewesen, und als er 1834 nach Dresden zurückgekehrt war, führte er sich bereits in den dortigen litterarischen Kreisen durch ein kleines Lustspiel „Das seltsame Frühstück“ (abgedruckt [482] im Album des litterarischen Vereins in Nürnberg für 1862 S. 311 bis 331) als Dichter ein. Eine litterarische Thätigkeit übte er dann auch während eines nachfolgenden mehrjährigen Aufenthaltes in Leipzig aus, indem er für die „Zeitung für die elegante Welt“ arbeitete, kurze Zeit im Verein mit R. Mettler eine Wochenschrift „Das Nordlicht“ herausgab und erzählende Schriften verfaßte („Adlig und bürgerlich“, Novelle, 1838; „Leben und Traum“, Novellen, 1839); in Dresden, wo er 1845 aufs neue seinen Wohnsitz nahm, redigirte er in den Jahren 1851–59 das Feuilleton der „Constitutionellen Zeitung“. Seine 1851 erfolgte Verheirathung trug dazu bei, ihn gegenüber den Anforderungen des Lebens unabhängig zu machen. Als er starb, wenige Monate, nachdem er aus Nürnberg zurückgekehrt war, wo er während eines längeren Zeitraums sich aufgehalten, hatte er in Pillnitz sich niedergelassen und hier sich ein kleines Besitzthum gründen können. Diejenigen Werke, denen er seinen litterarischen Ruhm verdankte, waren seine feinsinnigen lyrisch-didaktischen Gedichte. Seine unter dem Titel „Schau um dich und schau in dich“ erschienenen Dichtungen (zuerst Leipzig 1851) wurden 1876 zum 23. Mal aufgelegt; ähnliche Dichtungen von ihm, welche gleichfalls günstige Aufnahme fanden, waren: „Zu allen guten Stunden“, „Fester Grund“ u. a. m. Mit seiner poetischen Begabung zugleich bewährte er in Arbeiten dieser und ähnlicher Art selbständigen und eigenthümlichen Sinn für die Probleme der sittlichen Welt, aber auch reiche Kenntniß der deutschen und fremdländischen Litteratur. Aus jener Sinnesart ging sein Plan hervor, einer Betrachtung der „Sendung des Familienlebens“ ein Buch zu widmen; dieser Plan blieb jedoch unausgeführt, nur eine Probe der beabsichtigten Schrift liegt vor in dem in Druck erschienenen Vortrage: „Die Familie und ihr Einfluß auf die Gesellschaft“ (Dresden 1851). Seine Litteraturkenntniß andererseits bezeugen die unter dem Titel: „Leben und Heimath in Gott“ veröffentlichte Sammlung von „Liedern zu frommer Erbauung und sittlicher Veredelung“ (1861), das „osmanische Liederbuch“, „Unter dem Halbmond“ (1860), die Psalmen der Heiligen Schrift“ (1861) und sein „Lerne, liebe, lebe“ (2. Aufl. 1866), worin das „Buch des Kabus“ und Marc Aurel benutzt ist. Mit dem Schauspiel „Die Brüder“ (Dresden 1855) und dem Roman „Einkehr und Umkehr“ (1856) betrat er auch noch in seinem reiferen Lebensalter Gebiete schriftstellerischen Schaffens, welche außerhalb der Grenzen seiner besonderen Begabung lagen. Daß er zur Gründung der berühmt gewordenen Schillerstiftung die Anregung gab, daß er sich als Vorleser von Dramen auszeichnete und daß ferner der als vorzüglicher Thiermaler bekannte Guido H. sein Bruder war, erscheint einer Erwähnung nicht unwerth.

Constitutionelle Zeitung, Dresden 1862. Nr. 197 f. 27. und 28. Aug. R. W. (Robert Waldmüller-Duboc) in der Illustrirten Zeitung, 1862. Nr. 1003. 20. Septbr. Leipzig. S. 212–214. Unsere Zeit. Bd. 6. Lpz. 1862. S. 588 f. J. L. Hoffmann, Gedächtnißrede auf J. H. in dem Album des Liter. Vereins in Nürnberg für 1863. Nbg. 1863. S. 217 ff. Bartsch ebenda S. 277 ff. Ch. G. Ernst am Ende, J. H. als Mensch und als Dichter. Ein Vortrag, Nürnberg 1872.