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Artikel „Hagn, Ludwig v.“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 778–779, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hagn,_Ludwig&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 15:11 Uhr UTC)
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Hagn *): Ludwig v. H., Genremaler, geboren am 23. Novbr. 1819 zu München, † am 15. Januar 1898 ebendaselbst. Ein jüngerer Bruder der ihrer Zeit so berühmten Heroine Charlotte v. Hagn, erhielt, anfänglich zum Militär bestimmt, eine darauf bezügliche Erziehung, wendete sich durch den Marinemaler Wilhelm Krause (1803–1864) zur Kunst, besuchte die Münchener Akademie, gesellte sich aber alsbald zu den Jüngern des nachmals so berühmten Albert Zimmermann (1809–88), die im nahe gelegenen Eberfing und Polling landschaftliche Studien betrieben. Die weitere coloristische Ausbildung, auch im Figurenfach, förderte eine Reise nach Antwerpen, wo er bei Gustav von Wappers und Eugen Frans de Block Aufnahme fand. Nach kurzem Aufenthalt in Brüssel besuchte er Berlin (1851), woselbst ihn, nach Menzel’s Vorgang, Interieurstudien in den Schlössern Potsdam und Sanssouci zum Rococogenre leiteten. Nach zweijährigem Aufenthalte in Paris kam H. 1855 nach München zurück, wo er unter den Sittenbildmalern der erste, eigentliche Colorist der Schule wurde und besonders das feinere Conversationsstück in die Mode brachte. Dazu gehörte das „Letzte Kleinod der Wittwe“ (1857), ein „Antiquar“ (1861) und „Alchymist“. Nebenbei kamen auch andere Bilder mit sehr harmlosen, landläufigen Scenen, wie „Eindringliche Ermahnungen“ (gegen Vogelnest-Raubgelüste), oder die damals sinnig als „Interieur (!) einer Bauernhütte“ betitelte Studienverwerthung. Neuen Zuwachs erhielt sein Repertoire durch mehrfache Reisen nach Oberitalien und durch einen längeren Aufenthalt zu Rom und Florenz (1863–65). Nun folgten seine bedeutendsten Leistungen: „Eine musikalische Parkgesellschaft“ (Neue Pinakothek, der „Vorlesende Dichter“, die meisterhafte, mehrfach wiederholte „Römische Bibliothek“ (radirt von W. Unger), die „Gründonnerstag-Feier in einer römischen Basilika“ (Nr. 29 „Ueber Land und Meer“ 1886), das virtuos durchgebildete „Cavalier-Duell“, die „Fahrenden Musikanten“, viele Interieur- und Gartenscenen im Stil des vorigen Säculums, darunter auch ein großes „Münchner Sommervergnügen“, eine echt culturhistorische Novelle aus dem 18. Jahrhundert, mit kegelnden und charmirenden Herren und Damen; die „Contraste“ (Bettler vor einem Schlosse), dann im Auftrage des Magistrats zur Zierde des Rathhauses die Darstellung der „Fronleichnams-Procession zu München im Jahre 1760“ – eine sorgfältig durchgeführte und trotz der wimmelnden Fülle von Figuren doch in Farbe und Stimmung höchst einheitlich wirkende Leistung (vgl. Lützow’s Zeitschrift 1884, XIX, 352 und „Gartenlaube“ 1885 S. 356 und 357). Mit einem „Kircheninterieur“, worin ein Geistlicher zweien fremden Eminenzen ein kunstvolles „Sacramentgehäuse“ zeigt (1883), betrat H. das ihm übrigens längst geläufige Gebiet der Architekturmalerei. Dazu gehört auch eine mit vielen Porträts ausgestattete „Audienz im Vatican“ (1881), ein in seiner Scuola di S. Rocco arbeitender „Tintoretto“ und eine köstliche, von feinster Courtoisie belebte „Italienische Parkscene“ (Galerie Schack). – Nach einer harten Jugend hatte sich der Künstler zu einer glücklichen Unabhängigkeit durchgerungen, die ihm ein stilles, nur Wenigen bekanntes Maecenatenthum ermöglichte. Ein vorzügliches Portrait Hagn’s malte Franz Lenbach, welches 1867 in Paris prämiirt wurde.

Vgl. Eggers, Deutsches Kunstblatt 1856. VII, 391. – Julius Grosse in Nr. 27 u. 128 der Neuen Münchener Ztg. 1857 u. 1858. – Münchener Propyläen 1860. S. 625–28. – Graf Schack, Meine Gemäldesammlung 1881. S. 173. – Berggruen, Die Graphischen Künste 1883. – Pecht, Gesch. der Münch. Kunst 1888. S. 248. – Fr. v. Bötticher, Malerwerke [779] 1895. I, 446. – Nekrolog im Morgenblatt Allgem. Ztg. 10. Januar 1898. – Rechenschaftsbericht des Münchner Kunstvereins. 1898. – Kunst für Alle, 15. Februar 1898. – Bettelheim, Jahrbuch 1899. III, 141.

[778] *) Zu S. 704.