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Artikel „Zimmermann, Albert“ von Theodor Frimmel von Traisenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 45 (1900), S. 248–251, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Zimmermann,_Albert&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:12 Uhr UTC)
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Zimmermann: Albert Z., Maler, geboren zu Zittau in Sachsen am 20. September 1809, † zu München am 19. October 1888. Z. ist insofern eine Erscheinung von kunstgeschichtlicher Bedeutung, als er (mit Anderen) von der strengen Richtung eines Jos. Ant. Koch zur modernen deutschen Landschaftsmalerei herüberleitet. Seine frühen Arbeiten verrathen deutlich den Zusammenhang mit der stilistischen Auffassung der Natur, wie sie besonders durch Reinhart und Koch und ihre unmittelbaren Nachfolger vertreten wurde. Z. schätzte auch den alten Tiroler Koch außerordentlich und empfahl gelegentlich dessen Werke zur Nachahmung, zum Studium. Als Beispiele der streng stilisirten Arbeiten Zimmermann’s seien Landschaften im großherzoglichen Palast zu Oldenburg und [249] im Städel’schen Institut zu Frankfurt a. M. genannt. Das erstere, eine Hochgebirgslandschaft mit einem Bache, der nach dem Vordergrunde zu fließt, weist eine sorgsame, noch etwas ängstliche Technik und spitzige Pinselführung auf. Es ist monogramisirt mit AZ. Das Bild in Frankfurt entnimmt seinen Gegenstand ebenfalls dem Hochgebirge. Es läßt in mehreren Beziehungen das Studiun J. A. Koch’s recht deutlich erkennen (Nr. 443, bezeichnet: „A. Zimmermann, München“). Hierher gehört auch das Wasserfallbild aus dem Jahre 1848 in der Galerie des Prager Rudolfinums. Gelegentlich klingt auch C. Rottmann’s Weise in den Zimmermann’schen Landschaften an, wie denn auch des älteren Preller stilvolle Auffassung der Natur nicht ohne Einfluß auf Z. geblieben zu sein scheint. Hiezu nenne ich als Beispiel die 1857 gemalte Landschaft mit dem Raube des Hylas, die in den „Denkmälern der Kunst“ (Taf. 151) nachgebildet ist. Auch das große Bild in der neuen Pinakothek zu München (Felsige Gegend mit Centauren, Kat. von 1857, S. 15 Nr 21), zeigt Beziehungen zu den gleichzeitigen deutschen Stilisten. Derselben Periode des Künstlers gehören auch an: die Alpenlandschaft von 1851 im Städel’schen Institut zu Frankfurt a. M., der großartige Urwald in der Kunsthalle zu Bremen, der Reichenbachfall aus dem Jahre 1852, ein Bild, das eine Zeitlang in Wien dem Baron Miltis gehörte, und 1895 im österreichischen Kunstverein ausgestellt war. Innerhalb der besprochenen künstlerischen Periode vollzog sich der Uebergang von der harten frühen Malweise Zimmermann’s zu der breiten weicheren Pinselführung seiner mittleren Zeit, für welche das große Bild mit den Rahl-Genelli’schen Figuren im Leipziger Museum bezeichnend ist. In seiner besten Zeit, etwa von der Mitte der 50er Jahre bis gegen 1870 schuf Z. seine Brockenscene aus dem Faust (Galerie Schack in München), sein Golgatha während der Kreuzigung, eine Findung Mosis, die von K. B. Post radirt ist (Zeitschr. für bildende Kunst Bd. II, S. 30), und eine ganze Reihe großer Landschaften, die eine ungewöhnlich kraftvolle Künstlernatur verrathen. Beispiel dieser Art finden sich im Wiener Hofmuseum und in der Wiener akademischen Galerie. Eine „Partie aus dem Zillerthale“ war 1860 im großen ständischen Wappensaale zu Klagenfurt ausgestellt.

Manchmal neigte Z. zu einer mehr realistischen Auffassung, die in der Färbung, in der Behandlung der Einzelheiten und in der Wahl der Gegenstände zum Ausdruck kam. Dieser realistischen Art sind Landschaften, kleinen und mittelgroßen Formats, die in süddeutschen Privatsammlungen nicht selten sind. Als Beispiele nenne ich Bilder bei W. Loewenfeld in München und beim Director August Wedl in Wien. Die Sammlung Terzer in Wien enthielt etwa zehn Landschaften vom realistischen Charakter. Auch in öffentlichen Sammlungen finden sich Zimmermann’sche Bilder dieser Gruppe, wie eine Gewitterlandschaft mit Wasserfall in der Münchener Pinakothek (Kat. von 1881, S. 67 Nr. 308), eine Isargegend in der oberösterreichischen Landesgalerie zu Linz, und eine „Partie am Ammersee“ im Museum zu Hannover. Meist tragen die Zimmermann’schen Bilder der mittleren Periode Signatur und Datum, sowie drei Sterne über dem Namen. Zwischendurch malte er aber stets auch große Bilder von stilvoller Auffassung, wie solche in den Wiener öffentlichen Galerien zu finden sind. So besitzt das Hofmuseum einen Gewittersturm im Hochgebirge aus des Künstlers mittlerer Zeit, und in der akademischen Galerie zu Wien befinden sich zwei große Breitbilder: Sonnenuntergang im Hochgebirge, und: der Luganer See, die in den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden sind. Der „Faust am Rabenstein“, der 1873 in Wien ausgestellt war (und 1891 wieder bei der Terzer’schen Versteigerung ebendort zu sehen war) gehört gleichfalls in diese Reihe.

Im Alter verfiel Z. einer meist ziemlich seichten Vedutenmalerei. Die [250] flüchtigen Arbeiten dieser Art, die er geradewegs dutzendweise fertigte, signirte er nicht; er gab ihnen nur die drei Sterne als Erkennungszeichen mit auf ihren Weg, der sie oft zu Kunsthändlern von sehr niedrigem Range führte. Schon in den 80er Jahren malte Z. nur mehr selten große sorgsam durchgebildete Landschaften. „Die verschüttete Alpe“ (Wiener Jahresausstellung 1882) zeigt noch eine großartige Anlage. Ein anderes Werk dieser Periode: Faust’s Spaziergang vor die Stadt, befindet sich gegenwärtig im Besitz des H. Sectionschefs Dr. W. Fr. Exner in Wien (großes Breitbild von hellem, freundlichem Tone, mit dem vollen Namen signirt und datirt mit 1884).

Soweit die stilistische Entwicklung des Künstlers, der sich gern als Autodidakten betrachtet sah oder am liebsten nur die Natur als seine Lehrmeisterin gelten lassen wollte. Sein Lebensgang war verhältnißmäßig einfach. Im Vaterhause lernte er, wie er mir selbst mittheilte, die Classiker der Litteratur und Musik kennen. Dort erlernte er vom Vater auch die Anfangsgründe der Malerei. Der Unterricht an der Dresdener Akademie, der in den biographischen Nachrichten über Z. erwähnt wird, scheint nicht von ausschlaggebender Bedeutung gewesen zu sein. Wichtiger war jedenfalls sein langjähriger Aufenthalt in München, der bis in die 50er Jahre des Jahrhunderts währte (nach dem Nekrolog in der Münchener allgem. Zeitung von 1832 bis 1854). 1857 bis 1859 war Z. Professor an der Akademie zu Mailand. 1860 kam er in derselben Stellung an die Wiener Akademie, wo er bis 1871 wirkte. Ein im Sinne der Buchhaltung gewiß nicht einwurffreies Gebahren mit Geldern der Akademie machte ihn an der Anstalt unmöglich. H. Grasberger sagte darüber in seinem Nachrufe für Z.: „Ueber einen Strohhalm stolperte er oder machte man ihn stolpern“. Z. wurde pensionirt. Danach lebte er Jahrlang in Hacking nächst Wien. Ungefähr 1880 übersiedelte er nach Hellbrunn bei Salzburg, wo er im Lobmeyrhof wohnte. Er, für seine Person, lebte dort geradewegs dürftig, und diese Zeit ist es, in welcher er gewöhnliche Marktwaare hervorbrachte. Der Verlust seiner, auf vielen Reisen gesammelten Studien, der ihn bei Gelegenheit seiner Uebersiedlung von Hacking nach Salzburg betroffen hatte, lähmte ihm die Freude an großen künstlerischen Thaten. 1885 zog Z. nach München, wo er noch eine Landschaft mit den Marien am heiligen Grabe vollendete, und soweit es das hohe Alter erlaubte, rüstig schuf, bis ihn der Tod vom irdischen Schauplatze hinwegnahm.

Z. hat zahlreiche Schüler gehabt, unter denen Eug. Jettel, Jacob Emil Schindler, Rob. Ruß, Meszöly, Ditscheiner und Ribarc genannt werden. Am treuesten an die Bilder der realistischen Gruppe hat sich vielleicht Hlavacek angeschlossen, der auch gelegentlich Mitarbeiter an Zimmermann’schen Bildern aus der Hackinger Zeit war.

Benutzte Quellen: Eggers’ Kunstblatt. – „Carinthia“ 1860, S. 101. – Recensionen und Mittheilungen für bildende Kunst. – Zeitschrift für bildende Kunst, besonders die Bände IX bis XII und Lützow-Seemann’s Kunstchronik. – Denkmäler der Kunst. – Lützow, Geschichte der Wiener Akademie der bildenden Künste und Lott’s Anhang zum „Bericht über die Studienjahre 1876 bis 1892“. – Fr. Reber, Geschichte der neueren deutschen Kunst. – Fr. Pecht, Geschichte der Münchener Kunst im 19. Jahrhundert. – A. Seubert, „Allgemeines Künstlerlexikon“ und die dort genannte Litteratur. – Herm. Alex. Müller, „Biographisches Künstlerlexikon der Gegenwart“. Ferner die Münchener Allg. Zeitung vom 18. Septbr. 1880 und 27. März 1886. – Nekrologe von Grasberger in der Deutschen Zeitung (Wien, 24. Oct. 1888), von Ranzoni in der Neuen freien Presse (Wien, 5. Decbr. 1888), von in der Beilage zur Münchener Allgem. Zeitung (28. April 1889). – Zahlreiche Verzeichnisse von öffentlichen und privaten Gemäldesammlungen, von [251] Versteigerungen und viele Ausstellungskataloge mit eigenen Notizen. Litteratur über die Schack’sche Galerie in München, darunter A. F. Graf v. Schack, „Meine Gemäldesammlung“. – Persönliche Erinnerungen an den Künstler.