ADB:Haer, Franciscus van der
[314] theologische Erziehung an der Löwener Universität und erwarb sich dort den Licentiatenrang. Nach einem zweijährigen Aufenthalte zu Douai, wo er Rhetorik docirte, durchreiste er Frankreich, Deutschland, Italien und in Gesellschaft des Jesuiten Anton Possevin auch Rußland. In die Heimath zurückgekehrt, ward er Canoniker an der St. Johanneskirche zu Herzogenbusch, vertauschte aber diese Stelle bald mit einer anderen und starb 1632 als Canoniker an der Hauptkirche zu Löwen. Als Theologe hat er nur geringes Verdienst. Seine einzige eigene Schrift dieses Gebietes ist der 1599 erschienene „Neue geestelyke medicynmeester“. Besonders aber beschäftigte er sich mit der Herausgabe fremder schriftstellerischer Arbeiten, wie der „Expositio s. s. patrum in epist. s. Pauli“, der „Biblia sacra vulgatae editionis Sixti V jussu recognita cum expositionibus priscarum vocum literalibus et mysticis“ (Antw. 1629) und der „Catena patrum quatuor evangeliorum“ (Antw. 1625). Größere Bedeutung aber ist ihm als Historiker, auch in kirchlicher Hinsicht, beizulegen. Sein „Compendium ex Laur. Surii tomis VII de vitis sanctorum“ zu Antwerpen 1591 und zu Köln 1605 mit Anmerkungen von Baronius und Molanus herausgegeben hat das Verdienst, besser als Surius den ursprünglichen Text der Biographien erhalten zu haben. Seine „Olympiades et fasti concordi serie historiae sacrae et non sacrae usque ad Christum passum“ erschien zu Köln 1602 und zu Antwerpen 1614; seine „Chronologia brevis ab orbe condito ad Christum passum clare demonstrans Jesum Nazarenum esse Messiam Dan. IX. pronuntiatum“ erschien zu Antwerpen ohne Jahreszahl. Ein „Chronicon universale“ und ein „Chronicon Hollandiae“ sind, wie es scheint, nie durch den Druck veröffentlicht. Besonders ist aber noch seine Geschichte des niederländischen Krieges hervorzuheben: „Onpartydighe verklaringhe der oorsaken des nederlandsche oorloghs sedert ’t jaer 1566 tot 1608“, Antw. 1612. Er zeigt sich dem spanischen Könige blind ergeben, gegen Wilhelm von Oranien aber dermaßen feindselig gesinnt, daß diese partheiische Schrift eine „Wederlegginghe“ von der Hand des Rathsherrn Fr. Vranck, 1618 zu Breda herausgegeben, veranlaßte. Haraeus ließ 1623 zu Antwerpen eine neue Schrift erscheinen, welche noch viel weitere Verbreitung fand: „Annales ducum seu principum Brabantiae totiusque Belgii, tomi tres; quorum primo solius Brabantiae, secundo Belgii uniti principum res gestae, tertio Belgici tumultus usque ad inducias a° 1609 pactas, enarrantur“. Der dritte Theil dieser ganz im Geiste der vorhergenannten Arbeit verfaßten Schrift, erhielt später eine neue Umarbeitung, welche jedoch nicht gedruckt worden ist.
Haer: Franciscus van der H. oder Haraeus, um die Mitte des 16. Jahrhunderts als Sohn angesehener Eltern zu Utrecht geboren, erhielt seine- Glasius, Godgel. Nederl.; Paquot, Mem. litt. II, p. 170 und van Heussen en van Rhyn, Oudh. v. Utrecht I bl. 563/564.