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Artikel „Hackert, Jacob Philipp“ von Joseph Eduard Wessely in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 295–296, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hackert,_Philipp&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 15:36 Uhr UTC)
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Hackert: Jacob Philipp H., Landschaftsmaler, geb. zu Prenzlau 15. Sept. 1737, † zu Florenz 1807. Frühzeitig erhielt er den ersten Kunstunterricht von seinem Vater und nachdem er später in Berlin weitere Studien gemacht hatte, begab er sich 1762 nach Stralsund, besuchte die Insel Rügen und Stockholm, machte überall fleißige Studien nach der Natur und kam endlich 1765 nach Paris, wo es ihm jedoch nicht lange gefiel. Er suchte die malerische Gegend der Normandie auf und führte die damals in Frankreich beliebten Bilder in Gouache in großer Menge aus, wodurch er sich einen Namen machte und Geld erwarb. H. hatte vier jüngere Brüder, welche alle Künstler wurden (Karl Ludwig, starb durch Selbstmord 1800 in Lausanne; Johann Gottlieb, geb. 1744, † 1773 zu Bath in England; Wilhelm, geb. 1748, † 1780 als Zeichenlehrer an der Akademie zu Petersburg, und Georg Abraham, geb. 1755, starb als Kunsthändler zu Florenz). Als sich H., der der Lehrer und väterliche Rathgeber seiner Brüder wurde, nach Italien begab, folgten sie ihm nach, ihre Kunstthätigkeit mit der seinigen vereinend. Die italienische Landschaft war ein fortwährender Gegenstand ihres Studiums; hier ist nicht der Raum dazu, alle ihre Kreuz- und Querzüge in Italien aufzuzählen. Sie erhielten unzählige Aufträge von Engländern und auch für den Papst, für Kaiser Joseph, Gustav Adolf von Schweden, die Kaiserin Katharina II. von Rußland und insbesondere für den königlichen Hof von Neapel waren sie thätig. Im J. 1786 wurde unser Künstler zum Hofmaler des Königs von Neapel ernannt und genoß in dieser Stellung vielen Ruhm. Doch dauerte diese Glückszeit nur vier Jahre, da ihn die Revolution um seine Stellung und um einen großen Theil seines erworbenen Vermögens brachte. Er siedelte 1803 nach Florenz über, begleitet von seinem jüngsten Bruder Georg, der daselbst eine Kunsthandlung errichtet hatte, während sein Bruder fleißig malte, bis er 1807, zwei Jahre nach seinem Bruder, am 28. April starb. Die Zahl seiner Gemälde ist sehr groß; fast alle Gallerien Europa’s besitzen einige derselben, auch seine Zeichnungen sind sehr zahlreich anzutreffen, da der Künstler sehr productiv war. Viele seiner Gemälde wurden durch den Stich vervielfältigt; sein Bruder Georg, Dunker, Gmelin, Aliamet und Andere gaben Stiche nach denselben heraus, die einmal sehr gesucht waren, aber heutzutage minder geachtet werden. H. ist als Landschaftsmaler beachtenswerth, da er in der Zeit thätig ist, in welcher die Kunst sich aus dem Manierismus zu erheben anfing; er hat das Verdienst, sich der Natur zugewendet zu haben. Wenn ihn die Zeitgenossen den größten Landschaftsmaler nannten, so ist das Urtheil der Nachwelt nüchterner geworden. In der Kunst Hackert’s macht sich die Vedute zu stark bemerklich, ohne höheren geistigen Aufschwung und darum erbleicht neben einem Carstens sein Stern bedeutend. Als einem Vorkämpfer für die Befreiung der gefesselten Kunst bleibt ihm in den Annalen derselben immerhin ein ehrenvoller Platz. Der Künstler hat sich auch mit der Radirnadel versucht; wir besitzen von ihm Folgen von Ansichten von der Insel Rügen, aus der Normandie, aus Neapel und aus Schweden. – Auf Hackert’s letztwillige Verfügung erhielt Goethe, der [296] seit 1787, wo er ihn zuerst in Neapel besuchte, in freundschaftlichen Beziehungen zu ihm stand, seine biographischen Aufzeichnungen und Papiere, um danach seine Biographie zu schreiben. Goethe’s „Philipp Hackert“ ist nicht sowol eine selbständige, als eine redactionelle Arbeit. Auch die angehängte Abhandlung über Hackert’s Kunstcharakter ist nicht von Goethe, sondern von Hofrath Meyer.

Goethe’s Werke, Stuttg. 1831, Bd. 37, Hempel’sche Ausgabe, Thl. 32. – Fiorillo, Gesch. der z. Künste.