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Artikel „Hackel, Ulrich“ von Heinrich Ritter von Zeißberg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 293–294, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hackel,_Ulrich&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 10:37 Uhr UTC)
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Hackel: Ulrich H. (Hackl), Abt von Zwetl, geb. am 1. October 1551 zu Wien, Sohn wohlhabender protestantischer Aeltern, wurde durch die Jesuiten in seinem 24. Lebensjahre für den Katholicismus gewonnen, am 2. December 1577 Priester, dann Domherr und Pfarrer im Bürgerspitale zu Wien und 1581 Propst zu Zwetl. Als der Abt von Zwetl, Johann Ruoff, das Stift Heiligenkreuz übernahm, wurde H. auf dessen Zuthun, sowie durch den Einfluß des Oberstkämmerers Wolfgang Rumpf und die thätige Mitwirkung Klesls gegen den Wunsch des Convents, der vergeblich das Recht seiner Wahl beanspruchte, zum Nachfolger desselben ernannt (1586). Da aber der Convent ihm nur mit der Clausel „unbeschadet der Privilegien und Statuten des Ordens“ Gehorsam gelobt hatte, entschloß er sich, Cistercienser zu werden und legte am 21. Februar 1588 zu Heiligenkreuz das Ordensgelübde ab, worauf er als Abt bestätigt und infulirt wurde. Schon als Ordensnoviz wurde H. zum Ausschuß des Prälatenstandes und zum Präsidenten des ständischen Rechnungscollegiums ernannt, welch letztere Würde er, als mit den Pflichten des Noviziates unvereinbar, nicht annahm. Durch sieben Jahre bekleidete er die Stelle eines ständischen Verordneten. 1594 reiste er im Auftrage der Stände mit Graf Hardeck und Maximilian von Raming nach Regensburg, um dem Reichstage Beschwerden gegen den Herzog von Baiern wegen Zollerhöhung vorzutragen. 1596 machte ihn Kaiser Rudolf zum Hofkriegsrathe und nachdem er im folgenden Jahre diese seinem geistlichen Stande widersprechende Würde niedergelegt hatte, 1597 zum Regierungsrathe auf der Herrenbank, dann zum Statthalter-Amtsverweser, welche Stelle er mit Auszeichnung durch 10 Jahre bekleidete. Auch wurde er Vorstand des Feldspitals und zur Stillung des gefährlichen Bauernaufstandes in den Vierteln O. und U. M. B. und O. W. W. als kaiserlicher Commissär abgeschickt, um mit dem Freiherrn von Landau die Gegend um Zwetl zu beruhigen. Der Aufruhr wurde mit Strenge unterdrückt. Einer der Rädelsführer, Johann Auberger, stiftischer Dorfrichter zu Gschwend, wurde auf der sogen. Jungfernwiese zwischen Stadt und Kloster mit dem Schwerte, drei andere wurden etwas später mit dem Strange hingerichtet. Das letztere widerfuhr auch den drei Anführern der Dorfgemeinde Ruedman und diese selbst wurde verurtheilt, alljährlich einen Metzgerblock ins Kloster zu tragen, denselben mit einer darauf liegenden Fleischhacke durch die Dorfjugend im Reihen herumzuführen, einen Fastnachtsnarren zum Fuhrmann zu wählen und alsdann dem Stifte die Abbitte zu wiederholen. Auch in Wien stillte H. glücklich eine Revolte, welche 1603 einige wegen Soldrückstände meuternde Regimenter versucht hatten. Der Geschäfte im Landhause und seiner anderen Aemter wegen hielt sich H. gewöhnlich in Wien auf. Hier verkaufte er den alten Stiftshof und erwarb dafür das Haus neben dem Passauerhofe, in welchem Klesl wohnte. Eine Thür, die er aus seiner Wohnung in die Zimmer Klesl’s brechen ließ, erleichterte ihre Zusammenkünfte. Denn H. nahm neben Klesl als werkthätiger Gegner der Reformation in Oesterreich eine hervorragende Stellung ein. Das Stift Zwetl, das er im elendesten Zustande übernommen hatte, brachte er neuerdings empor. Er hob die Klosterzucht und führte statt der Benedictinertracht das Ordenskleid wieder ein. Abhanden gekommene Güter brachte er an das Stift zurück, das er durch allerlei Bauten schmückte. Er sorgte für die Herbeischaffung einer großen Orgel, baute den Speisesaal, die Gastzimmer, die er mit türkischen Tapeten zierte, und eine Schule mit mehreren Zimmern für arme Knaben. Auf dem Provinzialcapitel zu Fürstenfeld in Baiern (1595) wurde H. zum Visitator der Ordenshäuser in Oesterreich, 1599 überdies zum Visitator in Steiermark, Kärnten, Krain und Kroatien ernannt. Am Feste des hl. Leopold (15. November 1607) hielt er in Gegenwart des Hofes das Hochamt zu Klosterneuburg und fuhr Abends nach Wien zurück. Bei Nusdorf [294] holten ihn Georg Freiherr von Kollonitz und der Maltheser Comthur Johann Sedlitz zu Pferde ein. Sie hielten, vom Trunke erhitzt, den Wagen an, zwangen den Abt auszusteigen und überschütteten ihn mit Schmähungen. Sedlitz setzte dem Prälaten eine Pistole an die Brust und drängte ihn an das Donauufer. Nur mit Mühe rettete der besonnenere Gefährte den Abt, der in seinen Hof nach Nusdorf eilte und die Anzeige an den Erzherzog machte, welcher ihm Genugthuung versprach. Doch H. sollte sich von dem erlittenen Schrecken nicht mehr erholen. Er starb zu Wien am 25. November 1607. Sein Leichnam wurde bei den Schotten eingesegnet und zu Zwetl beigesetzt.

Link, Annales Clar. Vall. II. – Topographie d. Erzh. Oesterr.: Decanat Großgerungs und das Stift Zwetl v. J. Frast. 117 ff. – Bergmann, Medaillen II. 34 ff.