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Artikel „Hübner, Tobias“ von Ferdinand Siebigk in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 272–273, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%BCbner,_Tobias&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 16:50 Uhr UTC)
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Hübner: Tobias H., fürstl. anhalt-dessauischer geheimer, Kammer- und Justitienrath, geb. 1577 zu Dessau, war der zweite Sohn des fürstl. anhaltischen Kanzlers und Raths gl. N. Seine Studien begann er an dem Gymnasium illustre zu Zerbst unter dem Rector Bersmann und vollendete sie auf den Universitäten Frankfurt a/O. und Heidelberg. Nach einer Reise nach Frankreich, wo er sich eifrigst mit dem Studium der französischen, italienischen und spanischen Sprache beschäftigte, ward er 1608 Erzieher des Prinzen Joachim Ernst,[WS 1] ältesten Sohnes des Fürsten Johann Georg I. von Dessau, besuchte mit demselben einheimische und auswärtige Höfe und Länder, wohnte mit ihm der Belagerung von Jülich bei, wo er in den Laufgräben verwundet ward und kehrte erst 1613 mit seinem Zögling nach Dessau zurück. Hier ward er, zum geh. Rath ernannt, mit der Erziehung der jüngeren Prinzen Johann Casimir[WS 2] und Georg Aribert,[WS 3] betraut, aber auch während dieses Amtes und nach Fürst Johann Georgs Tode 1618 von dessen Nachfolger vielfach zu politischen und Privatmissionen verwendet, deren er sich stets zur größten Zufriedenheit entledigte. Er starb zu Dessau am 5. Mai 1636, ohne von seiner Ehegenossin Margaretha v. Lattorff Kinder zu hinterlassen. Der anhaltische Chronist Beckmann sagt von ihm: „Er hat im übrigen den Ruhm hinterlassen, daß er ein christlicher, gerechter, auch mäßigen Lebens und friedfertiger, anbei ein sehr gelehrter Mann gewesen, der auch seine Lust und Freude gehabt mit gelehrten und wohlqualifizirten Leuten sowohl geistlichen als weltlichen zu conversiren und aus allerhand Materien in Theologicis, Jure, Medicina, Historicis und anderen Wissenschaften nach Gelegenheit der Personen fertig und erbaulich zu discuriren; ist hier beneben der Humaniorum und in denselben der lateinischen Poesie dermaßen mächtig gewesen, daß er die französischen Geschichten, so sich zu seiner Zeit begeben, in wohlgesetzten Versen, die man Elegiacos und Heroicos nennt, abgefaßt. In der deutschen Poesie aber wird ihm nachgerühmt, daß er der erste Erfinder gewesen, welcher derselben in seiner Muttersprache die rechte Art gegeben, die Bahn zuerst gebrochen und den vornehmsten Stein zu solcher Zierlichkeit und Aufnehmen gegeben, daher er auch von Vielen der deutsche Virgilius und Ovidius genannt worden, wie er sich denn auch selbst damit sehr ergötzt und unterschiedene Bücher von Alexandrinischen Versen mit ihren rechten Cäsuren, Endungen und anderen zugehörigen Elegantien von geist- und weltlichen Sachen, so viel er sich seiner vielfältigen und gehäuften wichtigen Geschäften abmäßigen können, verfertigt, [273] deren theils auch durch den Druck ans Licht gekommen“. Hiervon ist uns bekannt die in deutschen Versen aus dem Französischen übersetzte erste und zweite Woche Wilhelms von Saluste, Herrn von Bartas, Cöthen 1619 u. 1622, ein Werk, das, nach seinem Tode von anderer Hand vollendet, 1640 vollständig erschien. In der fruchtbringenden Gesellschaft[WS 4] führte H. den Namen „Der Nützbare“.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Joachim Ernst von Anhalt-Dessau (1592–1615) starb bereits mit 23 Jahren.
  2. Johann Kasimir, Fürst von Anhalt-Dessau (1596–1660) wurde Nachfolger seines Vaters.
  3. Georg Aribert, Prinz von Anhalt-Dessau (1606–1643)
  4. Die Fruchtbringende Gesellschaft war die größte literarische Gruppe des Barocks und hatte ihren Sitz 1617–1650 am Köthener Fürstenhof.