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Artikel „Hähn, Johann Friedrich“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 373–374, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:H%C3%A4hn,_Johann_Friedrich&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 04:41 Uhr UTC)
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Hähn: Johann Friedrich H., der Erfinder der sogenannten Litteralmethode, geb. zu Baireuth am 16. August 1710, gest. zu Aurich am 4. Juni 1789. Sohn eines Bäckermeisters, gewann er in seiner Vaterstadt gute Grundlagen für wissenschaftliche Bildung, die er seit 1733 auf der Universität Jena zu glücklicher Entwicklung brachte. Die pädagogische Anwendung des Gelernten begann er als Hofmeister der Söhne des Grafen Hohenthal in Dresden, dessen volksfreundliche Gesinnung es gern sah, daß der junge Mann auch auf den gräflichen Gütern dem Schulwesen seine Aufmerksamkeit zuwandte. Die eigenthümliche Methode, welche er sich ausgedacht hatte, wornach alle wissenswürdigen Dinge in tabellarischer Form den Lernenden dargestellt und das so zunächst an die Wandtafel Geschriebene wieder abgekürzt (mit den Anfangsbuchstaben) zu leichter Einprägung vorgehalten wurde, erregte allmählich auch in weiteren Kreisen Theilnahme und bewirkte dann, daß H. 1743 auf Betrieb des Abtes Steinmetz in Kloster Bergen bei Magdeburg als Conventual und Prediger Stellung erhielt. Auch als Feldprediger eines preußischen Regiments (seit 1749) setzte er seine auf Verbesserung des Unterrichtswesens gerichteten Bemühungen unermüdlich fort, wie er damals schon mit der von Hecker in Berlin begründeten Realschule eine Verbindung angeknüpft hatte. So schrieb er mit Rücksicht auf die Bedürfnisse dieser Anstalt die beachtenswerthe Schrift „Agenda scholastica oder Vorschläge, welche zur Einrichtung guter Schulanstalten abzielen“ (10 Stücke). In die engste Verbindung mit der Realschule kam er, als er 1752 dem rastlosen Gründer derselben als zweiter Prediger und Schulinspector an die Seite trat. Er gab jetzt noch andere Schriften für Empfehlung der Litteralmethode heraus: „Die Völkerhistorie des Alten Testaments“ (1754), „Untersuchung, was Gründlichkeit hauptsächlich in Schulsachen heiße“ (1757 f., 3 Stücke), „Trigonometrie in Tabellen“ (1760), „Geometrie in Tabellen“, „Lateinische Syntaxis“, „Die Glaubenslehren und Lebenspflichten der Christen in Tabellen“ etc., und leugnen läßt sich nicht, daß er durch diese Schriften mannichfach anregend auf weitere Kreise gewirkt hat, wie denn der Zusammenhang seiner Methode mit der von Felbiger in Sagan und dann in Oesterreich zu großer Geltung gekommenen ganz unzweifelhaft ist (s. v. Helfert, Die Gründung der österreichischen Volksschule durch Maria Theresia, 86 ff.). Besondere Sorgfalt wandte H. an der Realschule auf Anlegung und Erweiterung der „großen realen Sammlung“, worin Modelle von Gebäuden und Schiffen, von Säulen der verschiedenen Ordnungen, aber auch von Pflügen und Butterfässern, von allerlei Kunstproducten, wie sie in den Handel kommen (z. B. von 100 verschiedenen Lederproben) [374] als Anschauungsmittel vereinigt waren. Wie sehr Friedrich II. den wackeren Mann schätzte, gab er auch dadurch zu erkennen, daß er ihn damals dem Prinzen Friedrich Wilhelm als Instructor beigab, worauf er ihn 1759 zur Würde eines Generalsuperintendenten der Altmark und Priegnitz mit dem Wohnsitze in Stendal und 1763 zu der eines Consistorialraths und Generalsuperintendenten des Herzogthums Magdeburg erhob, zugleich auch zum Abt und Director in Kloster Bergen ernannte. Wie eifrig er hier auch der äußerlichsten Dinge sich annahm, zeigt seine Erfindung eines besonderen Koch- und Bratofens zum Nutzen und Gebrauch der Oekonomie zu Kloster Bergen. Weil er jedoch in dieser Stellung durch seine Hinneigung zum Pietismus einen nachtheiligen Einfluß auf die in der berühmten Erziehungsanstalt vereinigte Jugend zu üben schien, versetzte ihn der König 1771 als Generalsuperintendenten nach Ostfriesland, wo er zugleich die Leitung des Gymnasiums in Aurich übernahm. Hier wirkte er bis zu seinem Tode. – Seine Methode hatte sehr bald ihr Ansehen verloren; schon Fr. Gedike hat sie sehr entschieden (Schulschriften I. 433 ff.) verurtheilt.

Fikenscher, Beitrag zur Gelehrtengeschichte und Nachrichten von Zöglingen des Gymnasiums zu Bayreuth (1793), 265 f.