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Artikel „Gruner, Gottlob Siegmund“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 40–41, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gruner,_Gottlieb_Sigmund&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 12:01 Uhr UTC)
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Gruner: Gottlob Siegmund G., berühmter Naturforscher, geboren am 20. Juli 1717 zu Bern, gestorben am 10. April 1778 daselbst. Sein Vater, der Pfarrer Joh. Rudolph G., war ein großer Naturfreund und besaß eine ansehnliche Sammlung von Mineralien, sowie anderer Curiositäten. Dadurch scheint zunächst der Sinn und die Liebe zur Naturwissenschaft in dem heranwachsenden Knaben angeregt worden zu sein. Nach zurückgelegten Studien trat G. mit einem Dissertationsschriftchen „De cultu ignis apud gentiles“ 1736 zuerst vor die Oeffentlichkeit. G. widmete sich anfänglich dem Notariat, nahm jedoch später eine Archivarstelle bei dem Landgrafen von Hessen an und wurde 1743 Hofmeister bei den Prinzen von Anhalt-Schaumburg, die er auf Reisen begleitete. Dabei sammelte er eifrig Mineralien, um damit das Cabinet seines Vaters zu bereichern. In seine Heimath zurückgekehrt, trat G. wieder in die politische Laufbahn zurück, nahm 1749 die Stelle eines Vice-Amtsschreibers zu Thorberg an, wurde 1755 Fürsprech und 1764 Landschreiber für Landhut und Frauenbrunnen in Utzidorf. Dieser Dienst ließ ihm zureichend Zeit, um sich lebhaft auch mit naturwissenschaftlichen Studien zu befassen. Seine erste größere Publication „Das Eisgebirge des Schweizerlandes“, 1760 (französische Ausgabe 1770), und eine zweite deutsche Auflage unter dem Titel: „Reisen durch die merkwürdigsten Gegenden Helvetiens“, 1778, fand allseitige Anerkennung. Eine Ergänzung hierzu erschien später in Wyttenbach’s Beiträgen zur Naturgeschichte des Schweizerlandes. In diesen Abhandlungen beschreibt G. das Schweizer Hochgebirge mehr nach Mittheilungen Anderer als auf eigene Beobachtungen gestützt, als ein Wunder der Natur, aber ohne gründlich auf die physikalische Seite der Erscheinungen einzugehen, weil ihm tiefere naturwissenschaftliche Kenntnisse in vieler Hinsicht abgingen. Eine beigegebene mineralogische Karte dürfte wol als die erste anzusehen sein, welche von einem Schweizer über sein Vaterland geliefert wurde. Das Hauptverdienst dieser Publicationen liegt in der Anregung, welche G. durch Beschreibung für das Studium des Hochgebirgs und insbesondere der Gletscher gab. Auch ist bemerkenswerth, daß er bereits das Wachsen der Gletscher einfach dem Drucke zuschreibt. Zugleich war G. wol der erste, welcher die Natur der erratischen Blöcke als Abkömmlinge aus fernen Gegenden richtig erkannte. Weiter ging er in seinem Werk: „Die Naturgeschichte Helvetiens in der alten Welt“, 1773 (auch französisch 1776), in dem er die Entstehung des Schweizer Bodens aus einem salzigen, spätestens zur Zeit der Sündfluth abgelaufenen [41] See zu erklären versuchte. Auch machte er auf die Versteinerungen der Molasse aufmerksam und leitete die Entstehung der Thäler aus der Erosion des Wassers her. Ebenso erweiterte er auf Grundlage einer überaus reichen Mineraliensammlung durch ein „Verzeichniß der Mineralien des Schweizerlandes“, 1775, wesentlich die Kenntniß seines Vaterlandes namentlich durch Angabe zahlreicher neuer Fundorte. Außerdem beschäftigte sich G. noch mit juristischen, staatswirthschaftlichen und ökonomischen Studien, wie eine große Anzahl dahin gehöriger Abhandlungen beweist. Als die hervorragendsten sind zu nennen: „Materialregister über die der Stadt Bern erneuerte Gerichtssatzung“, 1764; dann in den Schriften der Berner ökonomischen Gesellschaft, deren Mitglied er war: „Wie die Sümpfe in nutzbares Land zu verwandeln seien“; „Von den Ursachen des Verfalls des Nahrungsstandes in denen Städten“; „Ueber Mittel der Aufnahme von Bergwerken“; „Von der besten Theorie der Wasserquellen“; „Erfahrungen über verschiedene Art von Bienenzucht“; „Vom Schwellenbau“ etc. Auch lieferte G. eine Uebersetzung von Haller’s Schriften aus dem Schwedischen. Gruner’s Namen erscheint auch unter den Mitgliedern der Acad. Leop. Car. Nat. Curios.

Wolf’s Biogr., II. 275. Keferstein, Gesch. d. Geogn., 96. Meusel, Lex., IV. Leu, Allg. helv. Lexikon.