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Artikel „Gruner, Johann Gerhard“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 41, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gruner,_Johann_Gerhard&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 16:22 Uhr UTC)
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Gruner: Johann Gerhard G., einer sachsen-koburgischen Beamten- und Gelehrtenfamilie entstammend. Geboren am 15. Februar 1734 zu Koburg als Sohn des durch seine „Opuscula ad illustrandam historiam Germaniae“ bekannt gewordenen Consistorialpräsidenten Joh. Friedrich G., erhielt er seine gelehrte Ausbildung auf dem akademischen Gymnasium seiner Vaterstadt und weiterhin an der Universität zu Jena, wohin er sich 1752, um die Rechte zu studiren, begeben hatte. In seine Heimath zurückgekehrt, wurde er fürs erste Hof- und Regierungsadvocat, machte sich aber durch eine glückliche Vereinigung ausgebreiteter theoretischer Kenntnisse und ungewöhnlicher praktischer Gewandtheit bald in dem Grade bemerkbar, daß er als Kammerconsulent in den unmittelbaren Staatsdienst gezogen wurde. Hier stieg er, kraft seiner hervorragenden Befähigung und einer seltenen Arbeitskraft, durch günstige persönliche Conjuncturen unterstützt, von Stufe zu Stufe, bis er im J. 1783 auf der Spitze seiner Berufsleiter als Kammerpräsident anlangte. Sieben Jahre darauf ist er gestorben. Die Aufmerksamkeit weiterer Kreise und die Theilnahme der Nachwelt hat er sich aber durch den Umstand erworben, daß er neben seinen vielfachen Berufsgeschäften noch Zeit zur Schriftstellerei fand. Seine bez. reiferen Arbeiten sind alle in dem letzten Jahrzehnt seines Lebens entstanden oder doch an das Licht getreten und gehören dem Gebiete der Geschichte und der geschichtlichen Landeskunde an. Die letztere Art ist durch eine „Historisch-statistische Beschreibung des Fürstenthums Koburg sachsen-saalfeldischen Antheils“ vertreten, die erstere durch eine Anzahl von Lebensbeschreibungen sächsischer Herzöge aus dem 16. und 17. Jahrhunderte, und unter diesen darf man die den Herzog Johann Friedrich d. M. von Sachsen betreffende als die wichtigste bezeichnen. Gruner’s Darstellungsweise tritt übrigens überall schlicht und anspruchslos auf; der Vorzug seiner gedruckten Schriften besteht überwiegend in der urkundlichen Haltung derselben. Immerhin darf G. in die Zahl jener tüchtigen Männer des vorigen Jahrhunderts eingereiht werden, die mit solider praktischer Wirksamkeit ein lebendiges wissenschaftliches Interesse verbunden und dieses gerade auch für die Geschichtsschreibung fruchtbar zu machen verstanden haben.

Schlichtegroll’s Nekrolog auf das J. 1790, S. 18–24. – Ein Festprogramm des Prof. Facius zu Koburg aus dem J. 1791 mit Nachrichten über Gruner’s Leben.