ADB:Greverus, Johann Paul Ernst

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Artikel „Greverus, Johann Paul Ernst“ von August Mutzenbecher in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 649–650, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Greverus,_Johann_Paul_Ernst&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 23:19 Uhr UTC)
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Greverus: Johann Paul Ernst G., geb. am 12. August 1789 zu Struckhausen im Herzogthum Oldenburg, wo sein Vater Prediger war, † am 15. August 1859. Er erhielt den ersten Unterricht von Hauslehrern, besuchte dann das Gymnasium zu Oldenburg und bezog Ostern 1808 die Universität. Nachdem er seine theologischen und philologischen Studien zu Jena und Göttingen beendigt hatte, trat er, durch die französische Occupation an der Rückkehr in sein Vaterland verhindert, um Neujahr 1811 die Stelle eines ersten Lehrers an der höheren Mädchenschule in Münden an und übernahm im J. 1813 die Direction einer zahlreich besuchten Privatlehranstalt für Knaben in Bremen. Ostern 1815 gab er diese Stelle auf und machte, dem Rufe des Vaterlandes folgend, als Freiwilliger den Feldzug von 1815 mit. Da es ihm nach der Heimkehr an einer passenden Anstellung im Schulfache fehlte, lebte er längere Zeit in Paris, bereiste das südliche Frankreich, Oberitalien und die Schweiz und privatisirte dann, mit philologischen Studien beschäftigt, mehrere Jahre bei einem befreundeten Landprediger (Friedrich Georg Althaus) im Lippe’schen, bis er im Sommer 1819 von der Fürstin Pauline zur Lippe zum Rectorate des Gymnasiums in Lemgo berufen wurde. Im J. 1827 wurde er zum Rector und Professor am Gymnasium zu Oldenburg ernannt und bekleidete diese Stelle 27 Jahre, bis Kränklichkeit ihn zwang, seine Versetzung in den Ruhestand zu erbitten. Am 8. April 1854 nahm er in einer zahlreichen öffentlichen Versammlung Abschied von der Anstalt, der er treu und erfolgreich seine Kräfte gewidmet hatte. – Ein großer Freund des Reisens, benutzte er gerne die Ferien zu wiederholten Ausflügen nach England, Nordfrankreich, Dänemark und Schweden; namentlich aber sah er 1837 den lange gehegten Wunsch sich erfüllen, Süditalien und Griechenland zu besuchen, eine Reise, die fast 9 Monate (Weihnachten 1837 bis Michaelis 1838) in Anspruch nahm und die er in der Schrift: „Reiselust in Ideen und Bildern aus Italien und Griechenland“ (2 Thle., Bremen 1839, 1840) geschildert hat. – Greverus schriftstellerische Thätigkeit war eine vielseitige. Seine zahlreichen Schulprogramme liefern bald Beiträge zur Erklärung seiner Lieblingsschriftsteller Theocrit, Euripides und Tacitus, bald haben sie das von ihm als Studium auch auf den Schulen empfohlene Angelsächsische zum Gegenstand; daneben erscheinen Ideen über den ersten Unterricht in der lateinischen Sprache, eine Würdigung von Klopstock’s Messias, eine Charakteristik von Shakespeare’s Romeo und Julie etc. Seine theokritischen Studien faßte er demnächst zusammen in der Schrift: „Zur Würdigung, Erklärung und Kritik der Idyllen Theocrits, nebst einigen ausführlichen Abhandlungen über das Leben Theocrit’s“, etc. (Oldenburg 1845). Von seinen Schulreden und Ansprachen sind manche besonders gedruckt; eine Auswahl derselben hat er als „Schulvorträge“ (1855) herausgegeben. Unter seinen pädagogischen Schriften sind neben kleineren Abhandlungen hervorzuheben: „Ideen zu einer Revision des gesammten Schulwesens“ (1836). Sein Interesse für die heimathliche Vorgeschichte bekundete er durch den Aufsatz: „Wildeshausen in alterthümlicher Hinsicht“ (1837), den er in Gemeinschaft mit G. W. A. Oldenburg verfaßte. Ueberall zeigt er sich bestrebt, seinen Wahlspruch: „Wahrheit, Wärme, Klarheit“ zu bethätigen. In den mannichfaltigen Gelegenheitsschriften verräth sich bei leichter Form ein liebenswürdiger Humor und unter dem Namen Ernst Greif ist G. auch als Dichter aufgetreten („Jugendsünden“, 1827), ja, die Vermählung seines Freundes Althaus mit einer Tochter des Bischofs Dräseke (1819) verherrlichte er durch [650] ein griechisches Epithalamium in theokritischer Manier, welches er nachmals mit einigen anderen griechischen Gedichten veröffentlichte (1835). – G. war zwei Mal verheirathet; die Ehen waren kinderlos.