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Artikel „Grabichler, Aloys“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 499–500, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Grabichler,_Aloys&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 22:32 Uhr UTC)
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Grabichler: Aloys G., Bildhauer, geboren am 15. August 1839 zu Rosenheim, † am 18. August 1886 in München, anfangs zur Schreinerei, dem Handwerk des Vaters bestimmt, kam 1855 zum Bildhauer Sickinger nach München, besuchte die Akademie, dann das Atelier Joh. Halbig’s, nach dessen Modell G. das colossale, vom Chorgewölbe der Münchener Frauenkirche herabhängende Crucifix sculpirte, eine ganz außerordentliche Leistung, welche G. allein vollführte, da Halbig nicht in Holz zu arbeiten vermochte. Für den von Ludwig Foltz gezeichneten Auferstehungsaltar in der Frauenkirche brachte G. nach der kleinen von Widnmann modellirten Skizze die Hauptgruppe des auferstandenen Erlösers mit den Grabwächtern in überlebensgroßen Holzsculpturen zur Ausführung (1861). Durch eine für Prof. Max Widnmann in Stein ausgeführte colossale Figur erhielt G. 1868 die Stelle als Lehrer an der herzoglichen Baugewerkschule zu Holzminden. Bald darauf wieder in München thätig, lieferte G. für Anton Heß einen Engel in Marmor zu einem nach Innsbruck bestimmten Grabdenkmal, auch verwendete ihn Ph. Perron bei den für König Ludwig’s II. Schloßbauten, insbesondere in Chiemsee, nöthigen zahlreichen Sculpturen. Obwol für viele andere Collegen thätig, erreichten ihn leider nur wenige selbständige Aufträge, die er mit größter Umsicht und Liebe vollführte, darunter 1876 eine Marmorbüste des Generals Freiherrn v. Aufseß, welche für weitere Familienglieder vielfach abgegossen wurde, eine prächtige Reiterstatuette des Kronprinzen Friedrich von Preußen und eine biblische Gruppe „die Rückkehr des verlornen Sohnes“. Dann lieferte G. zu mehreren Monumentalbauten vielfach heraldische Aufgaben mit ornamentalem Schmuck und die colossalen Städtewappen am Archivgebäude in Nürnberg 1876, am Justizpalaste zu Augsburg 1878, am neuen Schullehrerseminar in Amberg und an der Attika des Gymnasiums zu Schweinfurt. Auch die den Giebel des Münchener Volkstheaters am Gärtnerplatz schmückende Gestalt der „Mimik“ (nach Widnmann) war Grabichler’s Werk. – Der Künstler besaß ein stilles, nur zu bescheidenes, doch heiteres Wesen; gerne [500] gesehen in Freundeskreisen, war er begabt für allerlei Schalkheit, die er mit Freuden ausführte und ebenso willig ertrug. Verstimmend mußte zuletzt doch die Wahrnehmung wirken, wie vielfach seine Collegen, denen er treue werthvolle Dienste geleistet, zu Ansehen und materiellen Erfolgen gelangten, während dieselben ihm zeitlebens versagt blieben. Die ehrenvollen Zeugnisse, welche sich von Auftraggebern in seinem Nachlasse fanden, hätten zu ganz anderen Erwartungen berechtigt. Er hatte ein unüberwindliches Talent sich nirgends vorzudrängen und überall im Schatten der Bescheidenheit stehen zu bleiben. Infolge dieser wenig beneidenswerthen Fähigkeit geschah es auch, daß er beim Umbau und der durchgreifenden Neueinrichtung der Pfarrkirche seiner Vaterstadt Rosenheim mit keinem Auftrage betraut wurde. G. erlag einem wiederholten Schlaganfalle. Mit ihm schied ein Künstler, welcher in die richtige Bahn gebracht, zu den höchsten Leistungen fähig gewesen wäre.

Vgl. Max Fürst, Biographisches Lexikon für das Gebiet zwischen Inn und Salzach. München 1901, S. 153 f.