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Artikel „Goudt, Hendrik“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 520–521, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Goudt,_Hendrik&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 06:05 Uhr UTC)
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Goudt: Hendrik G., Kunstliebhaber und zugleich Maler und Kupferstecher, geb. zu Utrecht um 1585 aus einer adelichen Familie, ging nach Rom und studirte hier etliche Jahre fleißig, so daß er, wie Sandrart in seiner Teutschen Akademie sagt: „für einen seltsamen und raren Academicum erkannt worden.“ In der ewigen Stadt lernte er den originellen Feinmaler Adam Elzheimer von Frankfurt kennen, er kaufte nicht allein alles von Elzheimer’s Hand auf, sondern ließ ihn einige Jahre lang für sich allein malen und bezahlte ihn theuer. Zugleich trieb es ihn, Elzheimer’s Meisterwerke, wenigstens im Abbild, auch Anderen zugänglich zu machen, und er stach noch in Rom zwei Blätter nach ihm: „Tobias, der mit dem Engel über das Wasser geht“ (im J. 1608) und „Ceres, den Stellio in eine Eidechse verwandelnd“ (1610). Sehr möglich, daß auch das kleine Blättchen mit der „Enthauptung Johannes’ des Täufers“ noch in Rom entstand; es ist der einzige Stich von G., der mit einem aus H und G zusammengesetzten Monogramme bezeichnet ist, während alle anderen den vollen Namen tragen. Danach wäre vielleicht dies das früheste Werk von ihm. Im J. 1611 war der Künstler wieder in Utrecht zurück, er ließ sich damals in die Malergilde einzeichnen. Eingeschrieben steht er als Hendrik Goud, Edelman, plaatsnyder (d. h. Kupferstecher). Auch die Aufschriften der beiden genannten Blätter tragen noch nicht die Bezeichnung Comes palatinus (das ist kaiserlicher Pfalzgraf), erst mit dem J. 1612 erscheint er als solcher. Er wird also damals den Titel bekommen haben. Durch lächerlichen Mißverstand hat man ihn zu einem wirklichen Grafen gemacht. Das Blatt aus dem J. 1612 stellt Jupiter und Merkur bei Philemon und Baucis vor, es ist seinem Vater (der offenbar den Titel eines Pfalzgrafen nicht führte) A. van G. „Picturae et oim (omnium) insignium artium amatori“ gewidmet. Der Künstler nennt sich darauf und auf allen späteren Blättern: Palat. Comes et Aur. Mil. Eques. Aus dem J. 1613 stammen drei Nummern: eine „Landschaft mit Sonnenaufgang“, „Tobias mit dem Engel schreitend“ (im Gegensatz zu dem früher erwähnten Blatte, der große Tobias genannt), und die „Flucht der heiligen Familie“ – alle gleichfalls nach Elzheimer. Goudt’s Kupferstiche sind sehr vorzüglich, er wußte durch eine feine, ausführende Behandlung und kräftige Licht- und Schattenwirkungen die Eigenthümlichkeiten der Elzheimer’schen Kunstweise trefflich wiederzugeben. Dies ist um so mehr anzuerkennen, als der damalige [521] Stich noch wenig sich auf die Veranschaulichung verschiedener Lichtwirkungen, wie der künstlichen Beleuchtung und des Mondes, die Elzheimer liebte, verstand. Nach Sandrart’s Bericht wurde G. schwachsinnig, angeblich in Folge eines Trankes, wodurch er mit Liebe erfüllt und seiner Sinne beraubt werden sollte. Die Person, der man diese Ruchlosigkeit zuschrieb, hielt nebst ihren Schwestern sein Haus als Erben ein, und er blieb bei ihnen als „Kostgänger“ und „an allen Gliedern zerschlagen“. Im J. 1625 und 26 sprach Sandrart oft in seiner Behausung ein. Nachrichten über Goudt’s weiteres Schicksal fehlen. Von Gemälden von ihm ist nichts bekannt, Sandrart erwähnt auch nichts, daß G. Maler gewesen sei. Doch werden zwei Bilder unter seinem Namen aufgeführt: in der Versteigerung Amsterdam 12. April 1719 ein „Tobias mit dem Engel“, in der im Haag, 6. November 1725, die Geschichte von „Philemon und Baucis“. Es ist übrigens zu beachten, daß diese Bildchen nach Elzheimer oder nach Goudt’s Stich von ihm oder einem Anderen copirt sein konnten. Freilich kann er sie auch nach eigener Erfindung gemalt haben.