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Artikel „Goué, Aug. Friedrich von“ von Eduard Bodemann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 521–522, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gou%C3%A9,_Siegfried_von&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 11:38 Uhr UTC)
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Goué: Aug. Friedrich v. G., geb. am 2. August 1743 zu Hildesheim, war Hofgerichtsassessor in Wolfenbüttel, dann braunschweigischer Legationssecretär beim Reichskammergericht in Wetzlar, verlor bald seinen Dienst, lebte dann mehrere Jahre als Privatmann zu Salzliebenhall im Hildesheimschen, mit litterarischen Arbeiten beschäftigt. Im J. 1779 trat er als Hofrichter, Hofcavalier und zugleich Hauptmann der gräflichen Haustruppen beim Grafen von Bentheim-Steinfurt in Dienst, und starb zu Steinfurt am 26. Februar 1789, zuletzt dem Trunke und einem abenteuerlichen Lebenswandel ergeben. G. war ein Mann von bedeutendem Genie und besaß in verschiedenen wissenschaftlichen Fächern nicht ungründliche Kenntnisse, „aber erzdissolut, auf nichts als Spaß, Thorheit und windige Projecte ausgehend“. Als braunschweigischer Gesandtschaftssecretär in Wetzlar trieb er manche Thorheiten und stiftete unter seinen Collegen und Tischgenossen einen lustigen Ritterorden, dessen Commenden und Comthureien die umliegenden Dörfer waren; G. trat in demselben als Ritter Coucy, Goethe als Götz von Berlichingen auf. Dieser entwirft von G. im 12. Buche von „Wahrheit und Dichtung“ folgende Charakteristik: „G., ein schwer zu entziffernder und zu beschreibender Mann, eine derbe, hannöversche Figur, still in sich gekehrt. Es fehlte ihm nicht an Talenten mancher Art. Man hegte von ihm die Vermuthung, daß er ein natürlicher Sohn sei; auch liebte er ein gewisses geheimnißvolles Wesen und verbarg seine eigensten Wünsche und Vorsätze unter mancherlei Seltsamkeiten, wie er denn die eigentliche Seele des wunderlichen Ritterbundes war. – Bei allem aber konnte man keinen ernsten Zweck bemerken; es war ihm bloß zu thun, die Langeweile, die er und seine Collegen bei dem verzögerten Geschäft empfinden mußten, zu erheitern, und den leeren Raum, wäre es auch nur mit Spinnegewebe, auszufüllen.“ G. hat viel geschrieben, meistens ohne sich als Verfasser zu nennen. Er veröffentlichte: „Gedicht vom wahren Glück der Sterblichen“, 1770; „Elegien“, 1774; „Gisfred der Barde am Grabe seines Freundes“, 1775; „Vermischte Gedichte“, 1779. Besonders hat sich G. als dramatischer Dichter versucht; es erschienen von ihm: „Donna Diana, ein Trauerspiel“, 1771; „Iwanette und Stormond, ein Trauerspiel“, 1771; „Der Einsiedler und Dido, zwei Duodramata“ (welche C. F. v. Blankenburg in seinen litterarischen Zusätzen zu Sulzer’s Theorie der schönen Künste III. 602, als die ältesten deutschen Stücke dieser Gattung aufführt), 1771; „Amalisunda und Gulliver, ein Trauerspiel“, 1775; „Masuren oder der junge Werther, ein Trauerspiel“, 1775, u. a. m. In den Masuren versucht G. Goethe’s Werther – auf eine geschmacklose Weise – in ein Trauerspiel umzuformen; doch sind wirkliche Züge des Wetzlarer Treibens eingeflochten, [522] welche dem seltsamen Stücke ganz besonderes Interesse verleihen. Gleichzeitig erschien von ihm: „Berichtigung der Geschichte des jungen Werthers“, ohne Druckort, 1775. Großes Aufsehen erregte damals eine von ihm 1782 zu Leipzig herausgegebene anonyme Schrift: „Ueber das Ganze der Maurerei. Aus den Briefen des Hr. v. Fürstenstein und v. Rosenfeld“; dieselbe erschien 1788 zu Leipzig in neuer umgearbeiteter Auflage unter dem Titel: „Notuma, nicht Exjesuit, über das Ganze der Maurerei.“

Vgl. Rotermund, Das gelehrte Hannover II, Anhang S. XXV; Goedeke, Grundriß z. Gesch. d. deutsch. Dichtung I. S. 663; Ersch und Gruber, Encyklopädie LXXVI. S. 268.