ADB:Goltz, Georg Konrad Freiherr von der

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Goltz, Georg Konrad, Frhr. von der“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 355–356, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Goltz,_Georg_Konrad_Freiherr_von_der&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 09:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 9 (1879), S. 355–356 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg Konrad von der Goltz in der Wikipedia
Georg Konrad von der Goltz in Wikidata
GND-Nummer 116764767
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|355|356|Goltz, Georg Konrad, Frhr. von der|Bernhard von Poten|ADB:Goltz, Georg Konrad Freiherr von der}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116764767}}    

Goltz: Georg Konrad, Frhr. von der G., preußischer Generalmajor, Kommandeur des Regiments Gensd’armes und General-Kriegs-Commissär, Sohn von Henning Bernhard v. d. G., am 4. October 1704 zu Parsow im Kreise Köslin in Pommern geboren, wurde, für den Staatsdienst bestimmt, zuerst bei den Jesuiten in Thorn, dann auf dem lutherischen Gymnasium in Halle ausgebildet. Nach Vollendung seiner Studien brachte sein Oheim, der sächsisch-polnische Staatsminister Graf Manteuffel, ihn dort im J. 1725 in die diplomatische Laufbahn; die glänzenden Aussichten, welche sich ihm eröffnet hatten, schwanden indeß mit dem Sturze dieses Gönners und die Erfahrungen, die er gemacht hatte, veranlaßten ihn das Hofkleid mit der Montur zu vertauschen. Er wandte sich nach seinem engeren Vaterlande zurück und erhielt am 22. Octbr. 1729 eine Dragonercompagnie im Regimente Schulenburg. Vermöge seiner natürlichen Fähigkeiten und des Eifers, mit welchem er alles erfaßte, womit er sich beschäftigte, war er in seinem neuen Berufe bald vollständig zu Hause. Dieser Umstand und seine Vergangenheit veranlaßten König Friedrich Wilhelm I. ihn im J. 1733 nach dem Tode August des II. nach Warschau zu senden, um über die Umtriebe der Parteien gelegentlich der Wahl von dessen Nachfolger Bericht zu erstatten. Die Gewandtheit, welche er bei dieser Gelegenheit entwickelte, bewog den König, ihn im folgenden Jahre mit dem Contingente, welches er dem Kaiser stellte, an den Rhein zu schicken. Die Hoffnung, Lorbeeren zu pflücken ging für G. in diesem Jahre so wenig wie im folgenden, wo er als Oberst-Lieutenant das Commando des Dragonerregiments Möllendorf führte, in Erfüllung, er benutzte die Zeit indeß um gründliche Studien über das Verpflegungswesen zu machen. Als Friedrich II. den Thron bestieg, trat G. in einen größeren Wirkungskreis. Der junge König berief ihn in seine Umgebung und nahm ihn mit sich in den ersten schlesischen Krieg; der Entwurf zur Capitulation von Breslau ist der erste Act, bei welchem sein Name genannt wird. Von Ohlau schickte ihn Friedrich, welchem Prinz Leopold von Anhalt-Dessau vor Glogau zu wenig energisch vorging, mit einem Handschreiben zu diesem, um den Gang der Dinge zu beschleunigen. Am Abend des 7. März 1741 kam er an und am 9. war die Festung – Prinz Leopold voran, G. an seiner Seite – erstürmt; um 5 Uhr Nachmittags an selbem Tage machte letzterer dem König in Schweidnitz die Meldung von dem, was geschehen; der Orden pour le mérite war sein Lohn. Einen Monat später, am 10. April, kam es zur Mollwitzer Schlacht. G. war in der Nacht zuvor – vom 9. auf den 10. – von Pogarell auf Ohlau entsandt um noch vierzehn Schwadronen (Gensd’armes, Buddenbrock und Jung Waldau) zu holen; es gelang ihm dieselben heranzubringen, aber erst nach Sonnenuntergang traf er ein und betheiligte sich noch [356] an der übrigens lauen und nur kurzen Verfolgung. Des Königs Dankbarkeit, welche damals besonders groß war, trug ihm die Herrschaft Kuttlau im Kreise Glogau ein. Zunächst war er nun auf demjenigen Gebiete thätig, für welches er im polnischen Thronfolgekriege die Vorstudien gemacht hatte; er wurde General-Intendant der Armee, ein wichtiger und schwieriger Dienst, dessen er sich jedoch mit großem Geschick zur Zufriedenheit seines Kriegsherrn wie der Soldaten entledigte. Daneben wurde er in diplomatischen Dingen gebraucht. Seine Hand war es, welche die geheimen Unterhandlungen leitete, die zu dem Uebereinkommen von Klein-Schnellendorf führten, bei dessen Abschlusse er allein den König begleitete (9. Octbr. 1741). Als aber der Krieg im nächsten Jahre trotz dieser Abmachungen von neuem begann, war auch G. wieder zur Stelle, focht tapfer an der Spitze des Regiments Gensd’armes bei Czaslau und ward nach dem Kriege Chef desselben. Auch im zweiten schlesischen Kriege, in dessen Plan der König ihn frühzeitig eingeweiht hatte, entfaltete er wieder doppelte Thätigkeit als General, zu welcher Charge er am 25. Mai 1744 befördert war, und an der Spitze des Verpflegungswesens: Hohenfriedberg, wo er den sächsischen General von Schlichting mit eigener Hand gefangen nahm; Soor, wo er dem Könige die erste Kunde vom Nahen des Feindes gab und an der Spitze seines Regimentes Gensd’armes und Buddenbrock, sowie einiger anderer Truppen den Angriff von funfzig gegnerischen Schwadronen mit solchem Erfolge zurückwies, daß sie vom Schlachtfelde verschwanden, daß die eigene Infanterie die Hauptbatterie der Oesterreicher zu nehmen im Stande war und daß man ihn selbst mit seiner Brigade nach dem entgegengesetzten (linken) Flügel berufen konnte, wo er wiederum glücklich focht, so daß der König ihm einen Hauptantheil am Siege zuschrieb; Katholisch-Hennersdorf, wo er mit seinen beiden Regimentern vier sächsische warf, und Kesselsdorf, während welcher Schlacht er mit zwanzig Schwadronen die Oesterreicher bei Stolpen in Schach und dadurch von der Theilnahme am Kampfe fern hielt, waren die Hauptschauplätze seiner soldatischen Thätigkeit, neben welcher diejenige als General-Commissär um so höhere Leistungen von ihm forderte, als während des langen Aufenthaltes in Böhmen im Sommer 1745 die Verpflegung aus weit entlegenen Magazinen durch ein feindlich gesinntes und von den leichten Truppen des Gegners vielfach heimgesuchtes Land stattfinden mußte und als der letzte Theil des Feldzuges ein Bewegungskrieg war. Die Stelle eines Drost von Cottbus und Peitz, eine Sinekure, war der äußere Ausdruck der Anerkennung seines Kriegsherrn. Goltz’s Geschick für das Verwaltungsfach veranlaßte den König, seine Dienste auch nach dem Friedensschlusse in dieser Richtung zu verwerthen; bei Anlage von Getreidemagazinen, beim Urbarmachen unbebauter Gegenden und Trockenlegung von Morästen, bei der Anlage von Wohnorten, bei Maßregeln, welche das Steuerwesen betrafen, und in anderen Zweigen des Staatslebens hatte er ebensowohl mitzuwirken wie bei den militärischen Aufgaben der Oekonomie des Invalidenhauses und bei der Construction von Vorrathswagen, Backöfen und Transportschiffen. Aber nicht lange mehr dauerte seine Wirksamkeit, schon Ende 1746 begann er zu kränkeln und am 4. Aug. 1747 starb er zu Berlin am Blutsturze. – Der dankbare König widmete ihm ein „Éloge“ (abgedruckt u. a. in den Oeuvres historiques de Frédéric II., Berlin chez Decker MDCCCXLVII, T. VII), welches am 30. Mai 1748 durch den Geheimen Rath Darget in der Akademie der Wissenschaften vorgelesen wurde. Friedrich nennt ihn liebenswürdig, brauchbar, scharfsinnig und edelmüthig. Die Officiere der Gensd’armes legten Trauer um ihn an.