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Artikel „Goch, Johann von“ von Hermann Cardauns in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 302–303, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Goch,_Johann_von&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 07:17 Uhr UTC)
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Goch: Johann v. G., theologischer Schriftsteller, wurde in dem niederrheinischen Städtchen Goch geboren, von welchem er seinen Namen erhalten hat. Zuweilen begegnet er auch unter der Bezeichnung Johann von Mecheln, weil er in dieser Stadt einen großen Theil seines Lebens verbrachte. Der Name seiner Familie (Mitglieder derselben kommen häufig in Gocher Privaturkunden vor) war Pupper oder Capupper. Die Zeit seiner Geburt ist nicht näher bekannt, gewöhnlich wird Anfang des 15. Jahrhunderts angenommen. Ueberhaupt liegen über seine Lebensumstände nur wenige zuverlässige Nachrichten vor. Ob er seine Erziehung bei den Brüdern des gemeinsamen Lebens erhielt, ob er identisch ist mit einem Namensbruder, welcher als Vorsteher des Brüderhauses zu Harderwyk genannt wird, ob er die Pariser Universität besuchte: über all das [303] haben wir nur mehr oder minder wahrscheinliche Vermuthungen. Eine Eintragung im Immatriculationsregister der Kölner Universität (Johannes dominus Pupper de Goch diocesis Coloniensis ad iura iuravit et solvit. Der betreffende Band befindet sich im Archiv der Schulverwaltung zu Köln) auf ihn zu beziehen, ist wegen des Datums (19. December 1454) fast unmöglich. Es steht nämlich fest, daß er bereits 1451 das Augustiner-Canonissen-Priorat Thabor bei Mecheln gründete, und es ist schwer anzunehmen, daß er die Leitung desselben noch zu spätem Besuch einer Universität unterbrochen haben sollte. Er starb am 28. März 1475 (eine wenig glaubhafte Nachricht läßt ihn noch 1490 am Leben sein) und wurde in der Kirche von Thabor begraben. Hervorragende Ereignisse werden von ihm nicht berichtet, und auch die Beurtheilungen seiner Persönlichkeit stammen sämmtlich aus erheblich späterer Zeit. Es scheint, daß sein Leben ausgefüllt wurde durch die geistliche Leitung der Schwestern von Thabor und eine fruchtbare schriftstellerische Thätigkeit. Erhalten und gedruckt sind seine Abhandlungen: „De libertate christiana“, „De quatuor erroribus circa legem evangelicam exortis“, „Epistola apologetica declarans, quid de scholasticorum scriptis et religiosorum votis et obligationibus sit censendum et tenendum“, „In divinae gratiae et christianae fidei commendationem“. Daneben werden noch mehrere andere Titel genannt, die aber wenigstens zum Theil blos Doppeltitel sind (z. B. „De scholasticorum scriptis, de votis et obligationibus“ etc.). Bei seinen Lebzeiten scheint keine seiner Abhandlungen gedruckt worden und auch die handschriftliche Verbreitung nicht bedeutend gewesen zu sein; wenigstens wissen wir nur von einem einzigen Falle, in welchem er in eine Polemik (mit einem Dominicaner, gegen den die „Epistola apologetica“ gerichtet ist) verwickelt wurde, obwol der Inhalt seiner Schriften zur theologischen Controverse geradezu herausfordert. Aufmerksam wurde man auf ihn eigentlich erst, als in den zwanziger Jahren des 16. Jahrhunderts Cornelius Grapheus mehrere seiner Tractate herausgab und im Interesse der reformatorischen Bewegung verwerthete. Seine Einreihung unter die „Reformatoren vor der Reformation“ ist auf lebhaften Widerspruch gestoßen und läßt sich, trotz zweifelloser Anklänge an die reformatorische Theologie, keinesfalls in dem Sinne und Umfange aufrecht erhalten, welchen ihr Ullmann gegeben hat. Neuerdings hat sich noch Lechler (Johann von Wiclef, II. 516) beschränkend, wenn auch im Ganzen zustimmend geäußert. Außer der eingehenden Behandlung seines Lebens und seiner Schriften bei Ullmann (Reformatoren vor der Reformation, Bd. I) sind noch zu vergleichen die Artikel von Düx (Wetzer und Welte, Kirchenlexikon, IV. 563) und Scharpff (Aschbach, Kirchenlexikon, III. 562), zu seiner theologischen Würdigung Ritschl, Die christliche Lehre von der Rechtfertigung und Versöhnung, I. 118, über seine Familie ein Aufsatz von Bergrath in den Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, I. 276.