ADB:Gloy, Johann Christoph
Schröder vor, wurde aber von diesem zurückgewiesen. Dafür nahm sich der Sänger und Schauspieler Hentsch seiner an und verschaffte ihm bei der Directrice Sophie Albrecht in Altona ein höchst bescheidenes Engagement. Als sich jedoch die Gesellschaft der Albrecht auflöste, fand G. bei der Breyer’schen Truppe in Glückstadt Unterschlupf. Im nächsten Jahr finden wir ihn in Kiel, wo er bereits den Sarastro in Mozart’s „Zauberflöte“ sang, während er anfangs den dritten Knaben in dieser Oper dargestellt hatte. Im Winter von 1812–1813 spielte er in Flensburg und trieb sich dann mit den Resten der Breyer’schen Truppe in Tondern und auf Helgoland umher, wobei er alle möglichen Baßbuffopartien und komischen Rollen im Lustspiel gab. Am 6. September 1815 betrat er als Pachter Krautmann in Kotzebue’s Lustspiel: „Die beiden Klingsberge“ zum ersten Mal die Bühne des Hamburger Stadttheaters, welche seitdem die bleibende Stätte seiner langjährigen Bühnenthätigkeit werden sollte. Schröder engagirte ihn als Bassisten, Komiker und Schauspieler und übertrug ihm schon nach einigen Jahren die Regie, die er bis zum Jahre 1863 beibehielt. Am 6. September 1865 fand die Feier seiner fünfzigjährigen Thätigkeit an der Hamburger Bühne statt. Er zog sich hierauf vom Theater zurück, konnte sich aber noch viele weitere Jahre des wohlverdienten Ruhestandes erfreuen, da ihn erst am 31. Mai 1879 der Tod aus dem Leben abrief. – G. erfreute sich in Hamburg sowohl, als bei den deutschen Theaterkennern der größten Achtung. Devrient rühmt von ihm, daß er „in ernsten und komischen Rollen die Natur selbst gewesen sei,“ ebenso ergötzlich als Dr. Bartolo, wie rührend als Lorenz Kindlein. Außerhalb Hamburgs war er weniger bekannt; wir erfahren nur, daß er im Jahre 1825 auf Befehl des Königs von Preußen in Berlin und Potsdam ein glücklich verlaufendes Gastspiel absolvirte.
Gloy: Johann Christoph G., Schauspieler, wurde am 10. Februar 1795 zu Lübeck als Sohn des Vogts am Heiligengeisthospital geboren. Er zeigte schon in seinen Knabenjahren eine gute Begabung für die Musik und durfte als Mitglied der Lübeckschen Currende die hohe Schule seiner Vaterstadt für die Hälfte des Schulgeldes besuchen. Als er fünfzehn Jahre alt war, verließ er am 13. Januar 1810 das väterliche Haus, um heimlich nach Hamburg zu entfliehen. Er wollte Künstler werden und trug diesen Wunsch dem berühmten Hamburger Theaterdirector- Vgl. Deutscher Bühnen-Almanach 30. Jahrgang. Hrsg. von A. Entsch. Berlin 1866, S. 119–128. – Almanach der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger. Hrsg. von Ernst Gettke. 8. Jahrg. 1880. Kassel und Leipzig o. J., S. 194–195. – Friedrich Ludwig Schmidt, Denkwürdigkeiten. Hrsg. von Uhde. Hamburg 1875. II (Register). – H. Uhde, Das Stadttheater in Hamburg 1827–1877. Stuttgart 1879 (Register). – L. Eisenberg’s Großes Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig 1903, S. 332.