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Artikel „Gerbier, Balthasar“ von Adolphe Siret in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 729–730, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerbier,_Balthasar&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:20 Uhr UTC)
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Gerbier: Balthasar G., Miniaturmaler, geb. zu Middelburg 1592, † 1667? (vgl. Kramm’s Supplement zu seinem: Dictionnaire des artistes hollandais). G. beschäftigte sich mit Malerei, Architectur, Diplomatie und Staatsökonomie. Sein Leben war ebenso unruhig wie mit Intriguen erfüllt. Er entdeckte u. a. der Infantin Isabella gegen eine Vergütung von 20000 Thalern eine, von dem König von England, dem Prinzen von Oranien und Richelieu angezettelte Verschwörung gegen Spanien. 1613 reiste G. nach England, wo er zunächst in den Dienst des Herzogs von Buckingham trat, der ihn mit nach Spanien nahm. Später ward G. der Günstling Karl I., welcher ihn mit wichtigen Aufträgen betraute und ihn zum Ritter schlug. Er ward in diplomatische Unterhandlungen mit hineingezogen und auch mit Rubens verhandelte er im Namen seines Herrn, des Königs von England. Die zweite ihm anvertraute Mission 1631 geschah schon unter officiellerem Charakter. Er war bei der Infantin gut angeschrieben und hielt sich während einer Reihe von Jahren in Brüssel auf, und eben in diese Zeit fällt die oben erwähnte Verschwörung, wiewol schwer zu begreifen ist, daß Karl I. wie die Franzosen ihm danach ihre Unterstützung nicht entzogen haben. Aber 1641 erhält er von Karl I. eine Naturalisationsurkunde und 1643 in Frankreich die Vergünstigung Leihhäuser wieder einführen zu dürfen. Doch hat er wenig Freude an diesem ihm vom König von Frankreich verliehenen Privilegium gehabt, da man ihn mit Quälereien verfolgte und ihm keine Ruhe ließ. Er zog daher wieder nach England zurück, wo er sich niederließ und bald als Schriftsteller, bald als Maler thätig war, doch gelang es ihm weder auf dem einen noch auf dem anderen Weg besser als in Holland, wohin er schließlich übersiedelte und wo er neue Werke herausgab. G. bewohnte längere Zeit Delft, doch zog er 1653 nach Middelburg. Das städtische Register führt ihn auf mit „seiner Frau Gemahlin, Herrn Sohn und Fräulein Tochter“. Um 1657 fiel ihm ein, in Surinam sein Schicksal zu versuchen. Er gründete dort eine Colonie zum Anbau des Landes was ihm jedoch nicht glückte, und so, vom Schicksal verfolgt, kehrte er wieder heim. Endlich schienen bessere Tage zu kommen, die mit der Rückkehr der Stuart’s und der Thronbesteigung Karls II. anfingen. Gerbier’s Angelegenheiten [730] ordneten sich und er beschäftigte sich ausschließlich mit Decoration und Architektur. Ueber letztere gab er Schriften heraus. Er starb in London, nachdem er, wie es gewiß scheint, aus der katholischen Kirche ausgeschieden war. Nach gewissen Documenten wäre G. 1572 geboren. Hiernach müßte er beinahe hundertjährig geworden sein und mit 85 Jahren die Reise nach Westindien unternommen haben, was doch sehr unwahrscheinlich ist; außerdem sind Kramm’s Nachrichten unzweifelhaft. G. hat nur wenige Malereien hinterlassen, jedenfalls finden sich deren nur wenige, aber er hat verschiedene Arbeiten über Architekur, den Preis des Materials etc. herausgegeben. Van Dyck hat sein Bild gezeichnet, das als Stich in Corneille de Bie zu finden ist.