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Artikel „Gerald“ von Wilhelm Wattenbach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 715, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerald&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 12:00 Uhr UTC)
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Gerald von St. Gallen, im alamannischen Dialect Kerold, Kerhold genannt, wird in der von Ekkehart IV. verfaßten Klosterchronik als einer der hervorragendsten Lehrer während der Blüthezeit der Klosterschule im 10. Jahrhundert gefeiert. Ein Schüler Notkers des Stammlers, der 912 gestorben ist, soll er von Anfang seines Subdiaconates an ununterbrochen der Schule vorgestanden haben, bis er noch zur Zeit Otto’s I. in hohem Alter starb. Er war aber auch als Priester ein gewaltiger Prediger und verwaltete als Pfarrer an der Stiftskirche die Sendgerichtsbarkeit. Außer einer Erwähnung im Todtenbuch zum 10. Mai, wo er als Mönch, Priester und Arzt bezeichnet wird, kommt er nur noch vor in der Widmung des Gedichtes von Waltharius an den Bischof Erchambold, aller Wahrscheinlichkeit nach den Bischof von Straßburg von 965–91. Als Lehrer hatte er dem jungen Ekkehart I. diesen Stoff aus der altdeutschen Heldensage zur Bearbeitung gegeben, welchen später Ekkehart IV. überarbeitet hat. Ist die Form und Sprache des unter seiner Aufsicht entstandenen Gedichts auch mangelhaft, so zeichnet es sich doch durch eine große Frische und Lebendigkeit der Darstellung aus, und legt von dem freien, der Ascetik abgeneigten Geiste der damaligen Klosterschule ein merkwürdiges Zeugniß ab.

Vgl. oben V, 790 u. 792 die Art. Ekkehart I. u. Ekkehart IV.