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Artikel „Geiger-Thuring, August“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 275–276, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Geiger-Thuring,_August&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 17:19 Uhr UTC)
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Geiger: August G.-Thuring, Landschaftsmaler, geboren 1861 zu München, † am 28. December 1896 ebendaselbst. Als dem Sohn eines Privatiers stand seiner artistischen Entwicklung nichts im Wege; er besuchte die Akademie, bildete sich unter dem damals schon greisen, immer aber noch titanischen Albert Zimmermann. „Die Großartigkeit der baierischen, tiroler und österreichischen Gebirgswelt mit ihren gigantischen Bergkuppen, Schneealpen, Gletschern, wildaufschäumenden Wasserfällen und Sturzbächen übte mit ihrem hochpoetischen Zauber einen großen Einfluß auf das Gemüth des jungen Mannes, der als geübter Hochtourist unermüdlich neue Studien sammelte und zu originellen Bildern gestaltete, welche schon 1886 (Die Teufelsbrücke) im Kunstverein und auf den Ausstellungen erschienen und vielen Anklang und Beifall fanden.“ Auch für illustrirte Zeitschriften lieferte sein immer bereitwilliger Stift schöne Beiträge. Seine Begabung, rasch zu skizziren und seine Ideen zu malerischen Gebilden zu gestalten, zeigte sich bei jeder Gelegenheit, wo er mitwirkend und unterstützend in Thätigkeit trat. Auch zu heiteren Festen und wohlthätigen Bestrebungen bot unser Maler immer seine opferbereite, erfindungsreiche Hand, so bei den frohen Abenden der Münchener „Geselligen Vereinigung“, der „Bürgersängerzunft“, im Comité des sogenannten „Armenballs“, bei den Maienspielen und verschiedenen Veranstaltungen der Künstlervereine. In Kostümen und Volkstrachten wußte er guten Bescheid; auch lieh er seinen Erfindungen das belebende Wort und war mit echt dilettantischer Vielseitigkeit als Dichter, Musiker und Schriftsteller thätig; er excellirte mit Prologen, humoristischen Essays, Theaterstücken, grotesken Balladen und Musikstücken bei jeder Gelegenheit. Diese zersplitternde Thätigkeit übte keinen nachtheiligen Einfluß auf seine Kunst; er saß ausdauernd hinter der Staffelei, um seinen Bildern die bestmögliche Vollendung zu geben.

Zu seinen gelungensten Oelbildern gehören die Ansicht von „Herzogenstand und Haimgarten“ und ein „Wolkenbruch in den Tauern“: „Unter der Gewalt des Sturmes biegen sich die schlanken Fichtenstämme, massige, zerrissene Wolken jagen geballt dahin, man vermeint das Brausen und Tosen des wüthend angeschwollenen, alles vernichtenden Wildbaches zu vernehmen“. Im Mai 1895 veranstaltete G. eine Ausstellung von 17 Bildern, darunter ein „Kirchhof“, eine „Bergwiese nach dem Regen“, Erinnerungen von den Geländen nächst der „Mangfall“, eine „Abendsonne bei Mondaufgang“ und ein „Februar-Abend“. Während manche seiner Beleuchtungseffecte etwas zu bunt geriethen, glückten ihm Stimmungen von trüben, umwölkten Tagen in hochgelegenen Bergthälern mit über die Scene laufenden Wolkenschatten. Im J. 1887 hatte er sich mit Fräulein Louise v. Hagn vermählt, welche, selbst künstlerisch veranlagt, dem Maler eine treue Begleiterin auf allen Bergtouren wurde und ihn bei seinem künstlerischen und geselligen Wirken und Leben thatkräftig unterstützte. Leider erlag sein anscheinend zähelebiger Organismus einer infolge von Influenza eingetretenen Gehirnentzündung. Kurz vor seinem Ableben hatten die Eltern ihre goldene Hochzeit gefeiert! – Sein aus einigen [276] hundert Nummern bestehender Nachlaß wurde im April 1897 im Kunstverein zur Ausstellung gebracht und fand sehr beifällige Abnahme.

Vgl. Kunstvereins Ber. f. 1896, S. 74 ff. – Bettelheim, Jahrb. 1897, S. 50.