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Artikel „Gegenbaur, Joseph Anton“ von August Wintterlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 495–497, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gegenbauer,_Josef_Anton&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 06:03 Uhr UTC)
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Gegenbaur: Joseph Anton (von) G., Maler, geb. den 6. März 1800 zu Wangen im Allgäu, † als königl. würtembergischer Hofmaler zu Rom den 31. Jan. 1876, wurde auf Grund von vielversprechenden autodidaktischen Versuchen [496] fünfzehnjährig vom Professor Robert v. Langer in die Zeichenschule der Münchener Akademie aufgenommen. Er schloß dort Freundschaft mit P. E. Jacobs aus Gotha und A. Riedel aus Baireuth, welche beide, wie er selbst schon als Schüler mehr eine coloristische Richtung verfolgten. Im J. 1820 kam er mit einem Oelgemälde, einem „hl. Sebastian“ (jetzt in der Hauptkirche seiner Vaterstadt) und mit den Bildnissen seiner Eltern nach Stuttgart, wo Dannecker sich seiner, wie so vieler anderer jungen Talente, annahm und ihn dem König Wilhelm empfahl. Dieser bewilligte ihm eine Unterstützung für drei weitere Studienjahre in München und ließ ihn auch nach Ablauf dieser Zeit in Italien reisen. G. hielt sich in Rom, obwol durch die Empfehlungen Langer’s und Dannecker’s mit Koch, Veit, Schnorr, Overbeck und anderen deutschen Künstlern in Verbindung gebracht, neben der Natur, welche er in Landschaft, Architektur und Figuren fleißig skizzirte, vornehmlich an Rafael. Von seinem gründlichen Studium dieses Vorbildes zeugen zwei damals in die Heimath geschickte Oelbilder (jetzt im Stuttgarter Schlosse) „Die ersten Eltern nach dem Verluste des Paradieses“ und „Moses, seinem Volke Wasser aus dem Felsen schlagend“. Sein erster Versuch im Freskomalen, „Herkules und Omphale“, welchen er im J. 1826 auf einer Wand seines Ateliers gemacht hatte, wurde von Thorwaldsen angekauft und befindet sich, allerdings nicht sehr glücklich abgelöst, jetzt in dessen Museum zu Kopenhagen; eine etwas kleinere Copie in Oel besitzt die Stuttgarter Staatsgallerie. Noch in demselben Jahre kam der durch diese Arbeit schnell zu einem schönen Ruf gekommene Künstler nach Stuttgart zurück und schmückte in der folgenden Zeit im Auftrag König Wilhelms einige Räume der damals im Bau begriffenen Villa Rosenstein bei Canstatt mit Fresken aus: die Kuppel des Festsaales mit Scenen aus „Amor und Psyche“ nach Apulejus und das Bibliothekzimmer der Königin mit den vier Jahreszeiten in der Gestalt von schwebenden Mädchenfiguren. Nach Vollendung dieser Aufträge ging G. wieder nach Italien und erfand in Rom eine Art von beweglichen Fresken, indem er Holzrahmen mit Draht überspannen und die darüber gezogene Leinwand stückweise mit Kalk, Sand und Gyps grundiren ließ. Er wählte für die so hergestellten Gemälde theils religiöse, theils mythologische Stoffe und fand bald Gönner und Käufer genug, so daß ihm ein neuer Auftrag seines Königs, der ihm bei einem Besuche in der Heimath im J. 1835 zu Theil wurde, fast ungelegen kam. G. sollte einige Säle des Stuttgarter Schlosses mit Fresken aus der älteren würtembergischen Geschichte zieren und erhielt dazu eine feste Anstellung als Hofmaler. Fast zwanzig Jahre lang blieb er, indem ihm immer wieder neue Säle überwiesen wurden, in diesem Gebäude beschäftigt und erwarb sich namentlich durch diejenigen Bilder, in welchen er dem Stoffe nach mit den bekannten würtemberg. Balladen von L. Uhland zusammentraf, einen höchst populären Namen in seiner Heimath. Eine spätere, im J. 1860 vollendete Aufgabe, die Decke des sogen. weißen Saales in demselben Schlosse mit Scenen aus der griechischen Mythologie auszuschmücken, führte ihn zu einer neuen Technik für Wandbilder. Er malte sie auf Leinwand in Oel und überzog sie, nachdem sie an Ort und Stelle gebracht waren, mit einem Wachsfirniß, der ihnen das Ansehen von Enkaustik gab. Außer diesen großen Werken malte G. theils in Stuttgart, theils in Rom, wo er in seinen späteren Lebensjahren regelmäßig den Winter zubrachte, auch Staffeleibilder in größerer Anzahl: gute Bildnisse, als Kirchenbilder geschätzte Madonnen und mythologische Scenen, wie sie besonders König Wilhelm liebte. Er zeigte sich in allen seinen Schöpfungen als einen höchst gewandten Zeichner, dessen immer flüssige, aber oft auch allzu glatte Formensprache an die von Wilhelm Kaulbach erinnert. An seinen historischen Fresken, welche jedenfalls als das Hauptwerk seines Lebens zu betrachten sind, ist neben [497] frischer Erfindung, klarer Composition und flotter Bewegung der Figuren, namentlich eine für seine Zeit ungewöhnlich kräftige und reiche Farbe zu rühmen.

Vgl. die Künstlerlexika; Grimm, Geschichte von Wangen i. A. und meinen Nekrolog in der Schwäbischen Chronik von 1876.