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Artikel „Gaye, Johann“ von Wilhelm Schmidt (Kunsthistoriker) in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 446–447, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gaye,_Johann&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 05:22 Uhr UTC)
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Gaye: Johann Wilhelm G., Kunstschriftsteller, geboren zu Tönning im Schleswigschen am 8. Novbr. 1804. Er bezog 1819 die Schule zu Meldorf, ging 1822 auf das Gymnasium zu Schleswig, Anfang 1824 an die Universität zu Kiel, wo er Philosophie und Geschichte studirte. Auf der Berliner Universität studirte er noch Litteratur und Kunstgeschichte, bis er 1829 in die Heimath zurückging und am 14. Novbr. des Jahres als Doctor der Philosophie mit der Dissertation: „Disquisitionis de vita Desiderii Erasmi specimen ab anno nat. usque ad annum 1517“, (Kilon. 1829) promovirte. Im Herbste des folgenden Jahres ging er nach Italien, um es, mit Ausnahme eines kurzen Aufenthaltes in Griechenland, nicht mehr zu verlassen. Im Winter 1831 kam er nach Rom und bereiste dann alle Theile Süditaliens; 1832 ging er auf einige Monate nach Griechenland. Im J. 1834 kam G. nach Toscana, brachte mehrere Monate in Siena zu und begab sich im April 1835 nach Florenz. Hier blieb er nun ständig, mit Ausnahme einer Reise, welche ihn im Spätsommer 1837 nach Bologna, Mantua, Venedig, durch die Romagna und die Marken nach Rom und von da im Mai 1838 durch Umbrien nach Florenz zurückführte. In Toscana begannen seine regelmäßigen Forschungen in den Archiven, die ihm die Regierung mit größter Zuvorkommenheit zugänglich machte. Im November 1839 erschien der erste Band seines „Carteggio inedito d’artisti dei secoli XIV, XV, XVI“, im Mai 1840 der zweite, der dritte erst nach dem Tode des begabten und überaus fleißigen Mannes; viel zu früh für die Wissenschaft starb G. den 26. August 1840 zu Florenz an einer Brustkrankheit. Zu einem größern Werk, einer vergleichenden Kunstgeschichte der toscanischen Schulen ist G. nicht mehr gekommen, doch hat er auch in seinem Carteggio durch die Veröffentlichung bisher ungedruckter Urkunden der Kunstgeschichte wichtige Dienste geleistet.

[447] Vgl. Allg. Ztg. von 1840, Beilage Nr. 305 u. 306. Kunstblatt 1840, Nr. 81. Neuer Nekrolog der Deutschen XVIII., 2. Thl., S. 914 f. v. Reumont, Biogr. Denkblätter, Leipzig 1878.