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Artikel „Gautier, Thomas“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 445–446, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gautier,_Thomas&oldid=- (Version vom 28. November 2024, 05:27 Uhr UTC)
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Gautier: Thomas G., am 2. März 1638 in dem Waldenserthale Cluson oder Pragelas als Sohn eines königlichen Notars geboren, studirte auf der im [446] Delphinat gelegenen Akademie Die Philosophie und Beredtsamkeit und seit 1661 zu Genf Theologie, worauf er alsbald zum Prediger in Fenestrelles bestellt wurde. Hier hatte er nun vom Anfange des J. 1674 mit den brutalsten Vexationen und Machinationen zu kämpfen, mit denen es auf die Ausrottung des Protestantismus im Lande abgesehen war. Monate lang mußte er wegen strafbarer Aeußerungen, die er gethan haben sollte, mit den gemeinsten Verbrechern in einem Kerker schmachten. Das hielt ihn aber nicht ab, als er nach Fenestrelles zurückgekehrt war, von der Kanzel herab die Gemeinde zum tapferen Ausharren im evangelischen Bekenntniß unablässig zu ermuntern. Da die Verfolgungen der Gemeinden nicht aufhörten, begab er sich selbst nach Paris, um von dem König und dessen Ministern die Abstellung derselben zu erwirken, jedoch ohne Erfolg. Im J. 1678 zog er zum großen Schmerze seiner Gemeinde nach Die über, wo er Prediger, Professor der Theologie und Rector der Akademie ward. Aber 1684 ward die (70 Jahre alte) Akademie zu Die und 1685 ward das Edict von Nantes aufgehoben. G. irrte nun mit den Seinen im Lande umher, überall verfolgt, ein Mal auch verhaftet und schließlich noch zu einem Religionsgespräch mit dem Bischof von Grenoble, dem nachmaligen Cardinal la Camus, gezwungen. Da er standhaft sein Bekenntniß vertheidigte, so wurde er aus Frankreich verbannt. Er wanderte nun nach Zürich, blieb hier 14 Monate und[WS 1] folgte dann 1687 einem Rufe nach Marburg in Hessen, wo er eine theologische Professur und das Ephorat der Stipendiatenanstalt übertragen erhielt. Auch übernahm er die Verpflichtung, für die in Marburg eingewanderten Franzosen an jedem Sonntag französischen Gottesdienst zu halten. Er starb hier am 27. Mai 1709. Die von ihm hinterlassenen Schriften sind fast sämmtlich Disputationen dogmatischen Inhalts.

Vgl. Harscher, Oratio de vita et morte Th. Gauterii, Marb. 1709.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nnd