Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ganz, Eduard Moritz“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 366–367, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ganz,_Eduard_Moritz&oldid=- (Version vom 19. November 2024, 23:07 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ganz, Adolf
Nächster>>>
Garbitius, Matthias
Band 8 (1878), S. 366–367 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Moritz Ganz in der Wikipedia
Eduard Moritz Ganz in Wikidata
GND-Nummer 116419091
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|8|366|367|Ganz, Eduard Moritz|Moritz Fürstenau|ADB:Ganz, Eduard Moritz}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116419091}}    

Ganz: Eduard Moritz G., geb. am 16. Sept. 1806 zu Mainz, erhielt wie sein Bruder Adolf den ersten Unterricht in der Musik vom Vater und zwar auf dem Violoncell. Nachdem er später auf diesem Instrumente noch Studien bei Johann Stiasny zu Frankfurt a. M. gemacht hatte, erregte er schon im 11. Lebensjahre Aufsehen durch den Vortrag eines Romberg’schen Concertes vor dem Großherzog Ludwig. Spohr, der ihn als 14jährigen Knaben spielen hörte, stellte ihm ein sehr günstiges Zeugniß aus. Nachdem der junge Künstler noch theoretischen Unterricht bei G. Weber genommen hatte, ward er Mitglied des Theaterorchesters seiner Vaterstadt, machte mit seinem jüngeren Bruder Leopold (s. u.) einige Kunstreisen und ward 1827 an Max Bohrer’s Stelle als Kammermusikus und erster Violoncellist in der königlichen Kapelle zu Berlin angestellt. G. wurde schnell beliebt und erregte die Aufmerksamkeit des Fürsten Radziwill, der selbst ein tüchtiger Violoncellist war; er erbte aus dessen Nachlaß des Fürsten schönes Instrument. Auch der Vicekönig von Hannover, Herzog von Cambridge, [367] interessirte sich für ihn und seinen Bruder Leopold und förderte beide bei der ersten sehr erfolgreichen gemeinschaftlichen Kunstreise nach London im J. 1837. 1856 besuchten die Beiden zum zweiten Male die englische Hauptstadt. – 1836 bereits hatte G. den Titel als königlicher Concertmeister erhalten und starb als solcher den 22. Januar 1868 in Berlin. Sein Spiel zeichnete sich durch Fertigkeit, Sicherheit und Eleganz, sowie durch schönen Ton und reine Intonation aus. Seine zahlreichen gedruckten Compositionen für Violoncell mit Orchester, Violine, Pianoforte etc. verzeichnet Ledebur im Tonkünstler-Lexicon Berlins (S. 181). Es befinden sich darunter Concerte, mehrere Phantasien, Divertissements, Duo’s Trio’s, Transscriptionen etc. – Sein Bruder Leopold Alexander G. wurde gleichfalls zu Mainz am 28. November 1810 geboren, erhielt wie seine beiden vorhergehenden älteren Brüder den ersten Musikunterricht vom Vater. Später gaben ihm Bruder Adolf und ein trefflicher Schüler Spohr’s, Fritz Bärwolf, Violinunterricht. Schon in seinem 14. Jahre unternahm er mit seinem Bruder Moritz Kunstreisen, die ihm bald verschiedene Engagementsanträge einbrachten, von denen er 1827 zugleich mit seinem Bruder die Berufung als königlicher Kammermusikus in die königlich preußische Kapelle annahm. Da er durch Talent und Fleiß die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten auf sich zog, erhielt er bald die Stelle eines Sinfonie-Dirigenten und 1836 den Titel als Concertmeister. Im J. 1840, nach Seidler’s Abgang, wurde er zum wirklichen Concertmeister ernannt. Die Anwesenheit Paganini’s in Berlin 1829 brachte ihn mit diesem in Berührung und veranlaßte ihn zu neuen ernsten Studien. Auch zu anderen berühmten Geigern, wie Boucher, Beriot, Lafont, Spohr etc., trat er in freundschaftliche Beziehungen, welche durch die Kunstreisen mit seinem Bruder Moritz wesentlich gefördert wurden. Ueberhaupt verdankte er seinen Ruf hauptsächlich dem Zusammenspiele mit diesem. Als Musikdirector des von ihm gestifteten philharmonischen Vereins in Berlin feierte er am 25. Jan. 1860 das 25jährige Jubiläum als solcher. Ebenso veranstaltete und dirigirte er die Concerte, welche in der vaterländischen Gesellschaft gegeben wurden. Er starb am 15. Juni 1869 in Berlin. Sein Violinspiel wird von Zeitgenossen als nicht ganz tadellos bezeichnet; besonders in Bezug auf Technik und Reinheit der Intonation. Sehr erfolgreich soll seine Thätigkeit als Lehrer gewesen sein. Seine jetzt vergessenen Compositionen verzeichnet Ledebur a. a. O. (S. 224).