ADB:Günther (Theaterfamilie)
Friedrich G., der, im Hohenstein’schen geboren, 1768 debütirte, Mitglied der Seyler’schen, 1778 der Bondini’schen Gesellschaft wurde, sich 1779 nach Wien und von hier 1783 wieder zu Bondini wandte, 1786 in Frankfurt a. M. Engagement nahm und später in Basel, von der Bühne zurückgezogen, privatisirte. Todesjahr unbekannt. Auch die Gattin Friedrich Günther’s, Sophie geb. Huber, geb. 1754 in Breslau, debütirt 1767 bei der Koch’schen Gesellschaft in Leipzig, zeichnete sich durch eine schöne Stimme aus.
Günther, Name mehrerer in der Theaterwelt mit Auszeichnung genannter Persönlichkeiten. Als bedeutender Bassist ausgezeichnet istAls vortrefflicher Baßbuffo und Vertreter komischer Rollen machte sich Karl G. bekannt. Dieser Künstler ward 1786 zu Dresden geboren, begann seine theatralische Carrière bei der Huth’schen Schauspielergesellschaft und fand schon hier in komischen Rollen viel Anerkennung. Bis zum J. 1817 in rheinischen Städten wirkend, trat er jetzt dem am 28. August unter Gley’s Direction eröffneten, aber leider schon Ende Januar f. J. wieder geschlossenen Apollotheater in Hamburg bei. Am 20. Januar 1818 gastirte er am Stadttheater zu Hamburg und blieb bei diesem Institut bis zum 4. Mai 1818, um dann nach einjährigem Engagement bei Klingemann in Braunschweig, am 3. Juni 1819 zurückzukehren. Am 26. März 1820 nahm er als Biscroma im „Tarar“ von den Hamburgern [146] abermals Abschied und gehörte nun bis zu seinem am 11. September 1840 erfolgenden Tod dem Braunschweiger Hoftheater als Mitglied an. 1841 wurde dem Andenken des verdienten Künstlers von seinen Collegen unter entsprechenden Feierlichkeiten ein Denkmal errichtet.
Drei Kinder Karl Günther’s widmeten sich der Bühne: der 1809 zu Düsseldorf geborene, nachmals in der Oper tüchtige Karl Wilhelm, Clementine, die aber das Theater bald wieder verließ und sich 1866 mit dem Grafen Edmund v. Flemming verehelichte, und Karoline G., die unter dem Namen Günther-Bachmann, geb. am 13. Februar 1817 zu Düsseldorf, † am 17. Jan. 1874 zu Leipzig, einen ehrenvollen Platz in der Theatergeschichte sich erworben hat. Ein ächtes Theaterkind, zeigte sich Karoline schon mit vier Jahren auf den Brettern Braunschweigs und zwar zum ersten Mal als Clara Eugenie in Don Carlos. Bis zum zwölften Jahre gab sie alle Kinderrollen im Schauspiel wie in der Oper und nahm dann, nachdem sie die Jahre hindurch sorgfältig ausgebildet worden war, Stellung als Opern- und Vaudeville-Soubrette am Hoftheater zu Braunschweig. Um ihrer erfolggekrönten Wirksamkeit einen erweiterten Kreis zu geben, ließ sie sich für das Stadttheater in Bremen engagiren, von wo sie 1834 nach Leipzig berufen, daselbst am 9. December 1834 als Olivier in Johann von Paris debütirte. Bis zu ihrem Ende blieb Karoline dem Leipziger Stadttheater treu und ward zur festen Stütze desselben, wie zum Liebling des Publikums. Von 1844–47 war sie mit dem Dr. Bachmann vermählt, der im letzteren Jahre starb. 1859 am 9. December beging Karoline ihr 25jähriges Mitgliedsjubiläum, das mit einer Festvorstellung feierlich begangen wurde. Zur Soubrette geboren besaß die, nach Laube, in der Oper wie im Schauspiel gleich zuverlässige Künstlerin, neben einem anmuthigen, graziösen Aeußeren eine wohlklingende Stimme, Geist und künstlerisches Talent. Feierte sie früher im Soubrettenfach Triumphe, so gab sie in späteren Jahren bei der Darstellung älterer Frauen Beweise ihrer Fähigkeit der Charakteristik. In feineren komischen Rollen war sie meisterhaft, gab aber auch im Tragischen Proben ihrer künstlerischen Kraft. Bekannt ist, daß Lortzing, der lange Zeit ihr College war, seine Soubrettenpartien in Hinblick auf sie schrieb. Außer in diesen Lortzing’schen Rollen war sie vorzüglich als Aennchen, Zerline, Rustika (Laune der Verliebten), Vicomte v. Letorières etc. Gerühmt wird auch ihr Goethe in Gutzkow’s „Königslieutenant“ und Hannah Kennedy in Maria Stuart.
- Vgl. zu Karl G.: Wolf, Almanach für Freunde der Schauspielkunst auf 1840 S. 75–79, ders. auf 1841 S. 78–81; zu Caroline Günther-Bachmann: (Leipziger) Illustr. Zeitung Bd. XXXIII S. 393, und Kneschke, Gesch. d. Theaters u. d. Musik in Leipzig.