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Artikel „Gümbel, Theodor“ von Wilhelm von Gümbel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 118–119, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:G%C3%BCmbel,_Theodor&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 19:43 Uhr UTC)
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Gümbel: Theodor G., Rector der Gewerbsschule in Landau a. Q., geboren am 19. März 1812 zu Dannenfels, einem Dörfchen am Fuße des [119] Donnersbergs in der baierischen Rheinpfalz, kam als sechster von neun Söhnen einer in sehr bescheidenen Vermögensverhältnissen lebenden Revierförsters-Familie schon frühzeitig in das Haus seines Oheims, des Kirchenraths und Decans L. Roos in Landau und besuchte hier das Progymnasium, hierauf in Zweibrücken das Gymnasium, das er 1833 absolvirte. Im Herbste dieses Jahres trat er mit der Absicht, sich der Theologie zu widmen, an die Universität Heidelberg über. Die damals dort durch Paulus vertretene Richtung in der Theologie widerstrebte jedoch schon von vornherein den frühgereiften Anschauungen des jungen Studenten so sehr, daß er gleich im ersten Semester Heidelberg wieder verließ und nach Würzburg übersiedelte, um sich technischen Fächern zuzuwenden. Hier und später in München betrieb er mit gewohntem Pflichteifer die für eine künftige Versorgung vorgesehenen Studien der Forstwissenschaft, die er 1835 mit Examen rühmlich absolvirte, nicht ohne auch gleichzeitig und später mit unersättlicher Lernbegierde und Vorliebe auf philosophische und allgemein naturwissenschaftliche Studien unter Schelling, v. Martius, Döllinger u. A. sich zu werfen und in der Richtung der Oken’schen Naturphilosophie zu verfolgen. Der Mangel zureichender Subsistenzmittel zwang ihn 1837 der akademischen Laufbahn zu entsagen und die bescheidene Stelle eines Lehrer der Naturwissenschaft, Landwirthschaft und Technologie an der Gewerbsschule in Zweibrücken anzunehmen. Hier vertiefte sich G. in botanische, namentlich morphologische Studien. Auf diesem Felde begegnete er bald dem berühmten Bryologen Bruch und wurde von diesem nun ganz besonders auf Untersuchungen der Moose hingeleitet, welchen er von da an seine besten Kräfte widmete. Unterstützt durch ein außergewöhnliches Darstellungstalent führte er seit 1838 die meisten Originalzeichnungen zu dem großen, von Bruch und Schimper damals publicirten Mooswerke: „Bryologia europaea“ aus und wurde später auch als Mitarbeiter an diesem Werke aufgenommen. 1843 folgte derselbe dem Rufe als Lehrer der Naturgeschichte an die Gewerbsschule in Landau a. Q. und erhielt 1853 auch das Rectorat dieser Anstalt, das er bis zu seinem frühzeitigen Tode am 10. Februar 1858 mit größter Sorgfalt und aufopfernder Pflichttreue verwaltete. In wissenschaftlicher Beziehung machte er sich neben seiner fortdauernden Betheiligung an der Herausgabe der „Bryologica europaea“ noch besonders durch die Entdeckung eigenthümlicher Verhältnisse an dem Vorkeim der Moose, worüber er eine Abhandlung in den „N. Act. Ac. Leopold.“ 1854 „Der Vorkeim“ publicirte, wohl verdient. Er veröffentlichte ferner neben vielen kleinen Arbeiten: „Erster Unterricht in der Thierwelt“, 1849; dann: „Die fünf Würfelschnitte“, 1852, eine Abhandlung, in der er die verschiedenen Krystallsysteme von einem einfachen Gesichtspunkte zu erläutern versuchte, ferner: „Das Spreitekorn in Parallelismus mit Pollenkorn“, 1855 (Nov. Act. Ac. Leop.) und endlich eine „Moosflora der Pfalz“, 1857 (Jahrb. d. Pollichia). G. war Mitbegründer und vieljähriger Vorstand des naturwissenschaftlichen Vereins „Pollichia“ und Mitglied vieler gelehrten Gesellschaften. Ihm zu Ehre wurde einer Abtheilung der Grimmien von Hampe der Name Guembelia beigelegt.

Jaeger, Nekrol. in Pfälz. Zeit., 1858, Nr. 44.