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Artikel „Göschl, Heinrich“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 474–475, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:G%C3%B6schl,_Heinrich&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 16:22 Uhr UTC)
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Göschl: Heinrich G., Bildhauer, geboren am 24. Juni 1839 zu München, † am 16. December 1896 ebendaselbst, erhielt als Sohn des sehr vermöglichen Privatiers Nikolaus G. eine vorzügliche Erziehung und Gymnasialbildung, lernte zuerst bei dem namentlich in Ornamenten sehr geschickten „bürgerlichen Bildhauer“ Alois Fink, dann bei J. O. Entres und Jos. Knabl, besuchte hierauf die Kunstakademie, wo er sich unter Professor Max Widnmann zum Bildhauer schulte und die silberne Medaille erwarb. Infolge seiner kunsthistorischen Studien modellirte G. zu Rom 1870 eine „Madonna“ in der Weise des Luca della Robbia. Nach seiner Rückkehr begann G. eine Reihe von zierlichen Gruppen auf dem Gebiete der Kleinplastik mit meist nur 20 cm hohen, übrigens fein durchgebildeten Statuetten, darunter ein „Italiener mit seiner Donna“ (1873), ein reizendes Liebespärchen im Kostüm der „Jeunesse dorée“ und dito des „l’Empire“ (1874), ebenso aus der Zeit der Renaissance und des dreißigjährigen Krieges (1883); ganz deliciös-charakteristisch war eine ähnliche Gruppe, wie Voltaire dem vor ihm sitzenden König Friedrich II. mit dem jovialsten Esprit declamirend vorliest, und den sarkastischen Stachel durch rhythmische Hand- und Fingerbewegung accentuirend zum wohlgefälligen Ausdruck bringt: ein minutiös ausgeführtes Meisterwerk ersten Rangs! Arbeiten, welche in wohldurchdachter Linienführung und Vollendung [475] der Form allein schon genügten, Göschl’s Namen in bleibenden Ehren zu halten. Abgegossen in Bronze und besonders in Elfenbeinmasse bildeten sie lange Zeit eine besondere Zier der Ausstellungen am Königsplatz und im Kunstgewerbeverein. Außerdem oblag G. in seinem wohl ausgestatteten Atelier einer sorgsam gewählten Lectüre, ebenso der Musik und erfreute durch sein tiefempfundenes Violinspiel den kleinen Kreis seiner Freunde. Ein hereditäres, in den letzten acht Jahren hartnäckig auftretendes Nervenleiden beeinträchtigte jedoch sein sonst so sorgloses Dasein, lähmte sein Schaffen und versetzte den Patienten in tiefste Melancholie; der arme Dulder wurde schließlich in eine Heilanstalt gebracht, wo derselbe in unerwarteter Weise plötzlich die Hand an sein unerträgliches Leben legte. Rühmenswerth war seine außerordentliche Bescheidenheit, womit er jedes Lob für seine Leistungen abwehrte. Ihm eignete ein außerordentlicher Wohlthätigkeitssinn, wozu ihm seine ungewöhnlichen Mittel dienten. Unverheirathet und ohne Verwandte hatte er längst schon vor Beginn seiner Krankheit sowol über sein schönes, auch historisch merkwürdiges, im besten Stadttheile gelegenes Haus zu charitativen Zwecken verfügt, auch über sein beträchtliches Barvermögen. Mit erheblichen Legaten und Schenkungen bedachte er viele zum allgemeinen Wohle arbeitenden Gesellschaften: die Kretinen-Anstalt in Ecksberg, den Künstler-Unterstützungs- und Reconvalescenten-Verein, den Lehrlings-Schutz, das Taubstummen-Institut, das Armenhaus Dachau, die ambulante Krankenpflege, das Asyl für Obdachlose, den Mädchen- und Knabenhort, die Feriencolonien für arme Kinder, den Mariahilf-Samariter-Verein, die Anstalt für Unheilbare, das Nikolai-Spital und außer der Freiwilligen Feuerwehr auch zahlreiche Freunde und Bekannte.

Vgl. Kunstvereins-Bericht für 1896, S. 76. – Bettelheim’s Jahrbuch 1897. I, 51 ff. – Sein Hausrath und artistischer Nachlaß wurden am 29. März 1897 durch H. Helbing versteigert.