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Artikel „Frick, Johann“ von Gustav Moritz Redslob in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 379–380, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Frick,_Johann&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:32 Uhr UTC)
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Frick: Johann F., lutherischer Theologe, geb. am 30. December 1670 zu Ulm, wo sein Vater Prediger am Münster und Professor der Logik am Gymnasium war, † am 2. März 1739. Auf der lateinischen Schule zu Ulm vorgebildet, bezog er 1689 zum Studium der Theologie die Universität Leipzig, und genoß hier hauptsächlich den Unterricht und die Gunst der Professoren Carpzov, Olearius, Ittig, Rechenberg. Daselbst wurde er 1692 Magister und 1696 Assessor in der philosophischen Facultät. Er betheiligte sich an den Acta eruditorum und an dem Collegium anthologicum philo-biblicum, verfaßte um diese Zeit seine Abhandlung „De versionibus Graecis V. T.“ als Prolegomena zu der Leipziger Ausgabe der LXX von 1697 und gab Morhof’s „Polyhistor litterarius“ aus dessen handschriftlichem Nachlaß erweitert und verbessert heraus. 1698 zum Archidiaconus zu Ilmenau ernannt, erkrankte er, bevor er dieses Amt antrat, auf einer Reise in seine Vaterstadt sehr bedenklich, und ließ sich nach seiner Genesung 1699 als Prediger in Pfuhl bei Ulm anstellen. Um diese Zeit waren einige Leipziger Professoren (Ittig, Rechenberg und Joh. Cyprianus) mit einander in erbitterte terministische Streitigkeiten verwickelt worden. F. suchte diesen Streit der ihm befreundeten Männer beizulegen, indem er 1701 unter dem Namen Eusebius Pacianus „Epistolae irenicae“ an sie richtete, erreichte seinen Zweck indessen nicht, sondern zoq sich selbst nur die Mißgunst der streitenden Parteien zu. 1701 erfolgte seine Ernennung zum Prediger am Münster in Ulm. In den nächsten Jahren hatte er einige litterarische Fehden zu bestehen, zuerst 1707 mit dem Helmstädtischen Theologen Joh. Fabricius, welcher unter Beihülfe einiger katholischer Theologen zu Augsburg, Köln u. a. eine Religionsänderung als etwas durchaus Zulässiges hingestellt hatte. Diesem trat er 1707 unter dem Namen Joh. Warnefried in der Streitschrift: „Reiffere Erörterung der Frage Jo. Fabricii, ob zwischen der Augspurgischen Confession und Römisch-Catholischen Religion kein sonderbahrer Unterschied sey“, entgegen, sowie auf eine Entgegnungsschrift des Fabricius, der die Autorschaft der angefochtenen Schrift leugnete, noch in demselben Jahre unter gleichem Namen in einer zweiten Streitschrift: „Grund der Wahrheit vom großen Haupt-Unterschied der evangelischen und römisch-catholischen Religionen“. In derselben Angelegenheit und zu dem Zwecke, die evangelische Kirche Deutschlands in den Augen der Engländer von dem durch Fabricius’ Schrift veranlaßten Vorwurf des Synkretismus zu reinigen, schrieb er 1709 noch: „Britannia rectius de Lutheranis edocta, seu de fide Lutheranorum in Romanam minime prona“. 1712 wurde F. zum Professor der Theologie am Ulmer Seminarium ecclesiasticum ernannt. In der nächsten Zeit hatte er auf Anordnung der Behörden mehrfach gegen damals im ulmischen Gebiete auftretende Irrlehrer, Fanatiker und Störer des kirchlichen Friedens, namentlich gegen socinianische und wiedertäuferische Bestrebungen zu kämpfen, und zwar mit gutem Erfolge. In erneute Streitigkeiten wurde er verwickelt, als er 1714 gegen die Versuche, den Ursprung des Primats und der unumschränkten Machtstellung des Papstes historisch zu rechtfertigen, in seiner Schrift: „Inclementia Clementis examinata“ auftrat. Hierauf entgegneten der französische Pater Bernhard Desirant („Augustinus vindicatus“) und der Augsburgische Jesuitenpater Christoph Leopold („Dissertationes historico-polemicae“), F. aber wiederum in zwei neuen Streitschriften: „De culpa schismatis Protestantibus immerito imputata“ (1717) und „Zosimus in Clemente XI redivivus“ (1719). Inzwischen war er 1714 zum Ulmischen Protobibliothecarius ernannt, und 1728 endlich gelangte er in die höchste geistliche Würde der Stadt, indem er Senior des geistlichen Ministeriums, Scholarch des Gymnasiums und Assessor des Consistoriums wurde. 11 Jahre darauf beschloß er sein vielbewegtes und an Erfolgen wie an Feindseligkeiten reiches Leben. Ihm folgte in seinen [380] Aemtern sein Bruder Elias (geb. zu Ulm 2. Nov. 1673, † 7. Febr. 1751), welcher die Herausgabe des 3. Bandes von Schilter’s „Thesaurus antiquitatum Teutonicarum“ (1727–28) besorgte, während Johann F. alle drei Bände mit Vorreden versah. Die wissenschaftliche Bedeutung des Letzteren liegt namentlich auf dem Gebiete der Kirchen- und Litteraturgeschichte und der Patristik. Durch seine Streitschriften in theologischen Zeitfragen erregte er viel Aufsehen; eine gewisse Vorliebe für die Polemik läßt sich bei ihm nicht verkennen. Außer einer Anzahl Dissertationen über verschiedene, namentlich kirchengeschichtliche, Fragen und gedruckten Predigten ist noch zu erwähnen die Ulmische Handbibel, welche 1714 von ihm mit Vorrede versehen herauskam. Eine Sammlung einiger seiner Schriften gab sein Sohn Albert heraus unter dem Titel: „Jo. Frickii Meletemata varia“ (1756).

Vgl. Jöcher. Gebauer, Anthologicae dissertationes (1733), p. LXXXIX–XCV. Goetten, Das jetztlebende gelehrte Europa, II. 48. Acta historico-ecclesiastica, Bd. IV. 621. Vita Jo. Frickii von seinem Sohn Albert in den erwähnten Meletemata. Weyermann, Nachrichten von Gelehrten aus Ulm, S. 242. Döring in Ersch und Gruber.