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Artikel „Frankfurter, Philipp“ von Karl Bartsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 271–272, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Frankfurter,_Philipp&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 12:16 Uhr UTC)
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Frankfurter: Philipp F., Schwankdichter, lebte zu Wien und verfaßte am Ende des 14. Jahrh. das Schwankbuch „Der Pfaff von Kalenberg“. Anlehnend an den Pfaffen Amis des Strickers (13. Jahrh.) erzählt er darin die Streiche des Kalenberger Pfaffen Weigand von Dewin (Theben bei Wien), der im Dienste des Herzogs Otto des Fröhlichen († 1339) stand. Ohne Frage liegen historische Beziehungen zu Grunde, sie sind aber mit altüberlieferten und aus der Fremde importirten Schwänken vermischt, die sich an die Persönlichkeit des genannten Pfaffen anlehnten. Derselbe kommt als Student an den Hof Ottos, dem er einen großen Fisch zum Geschenke machen will. Der Thürhüter läßt ihn jedoch nur unter der Bedingung ein, daß er die vom Herzog ihm werdende Belohnung mit ihm theile. Der Student erbittet sich vom Herzog als Belohnung eine Tracht Prügel aus, von denen dann der Thürhüter die Hälfte bekommt; er aber erhält von dem Herzog für seinen Witz die Pfarre von Kalenberg. Mit seinen Bauern erlaubt er sich nun allerlei Späße und Foppereien, wobei die Religion und Kirche nicht im mindesten geschont wird; vom Wein erhitzt, heizt er mit den hölzernen Aposteln der Kirche ein und entweiht den Altar [272] mit seinen derben und rohen Späßen. Das Zotenhafte spielt darin eine nicht unbedeutende Rolle. Zuletzt wird er zum förmlichen Hofnarren an Ottos Hofe und treibt hier dieselben Derbheiten wie auf seinem Dorfe. Gerade diese Derbheit aber empfahl das Werk dem 15. und 16. Jahrhundert und daher begreift sich dessen Beliebtheit, die aus den zahlreichen Drucken und Anspielungen sich ergibt. Daß sich keine Handschrift erhalten hat, ist nicht etwa ein Zeichen geringer Verbreitung, sondern erklärt sich vielmehr daraus, daß die vorhanden gewesenen Abschriften durch vielen Gebrauch untergingen. Der älteste Druck (o. O. u. J.) gehört noch dem 15. Jahrhundert an; der nächstälteste ist der Frankfurter von 1550, an welchen sich noch zwei des 16. und vier des 17. Jahrhunderts (Goedeke, Grundriß, S. 117) anschließen. Die älteste Erwähnung ist die in Brant’s Narrenschiff, und von da an finden wir ihn sehr häufig in beinahe sprichwörtlicher Weise erwähnt, wie Eulenspiegel u. a. Erneuert ist das Buch durch F. H. v. d. Hagen in seinem „Narrenbuch“, Berlin 1811.