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Artikel „Fränkel, Ferdinand“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 700–702, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fr%C3%A4nkel,_Ferdinand&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 07:16 Uhr UTC)
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Band 48 (1904), S. 700–702 (Quelle).
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Fränkel: Ferdinand F., fruchtbarer bairischer Volks- und Tagesschriftsteller, wurde aus altbairischer katholischer Kleinbürgerfamilie am 16. November 1815 zu München geboren, wo er sein ganzes langes Leben verbracht hat und allmählich zu einer örtlichen Individualität herausgewachsen ist. Nach der Volksschule unterbanden materielle Verhältnisse den Drang Fränkel’s zu höherer Bildung, und er ward Buchbinder. Unbezwingliche Neigung zum Theater hieß [701] ihn sich als Schauspieler, bald aber als Dramatiker versuchen, und zwar dies mit den in ihrem Genre verheißungsvollen „Volks-Schauspielen“, die den halbphantastischen Stil Ferd. Raimund’s und den trivialeren Nestroy’s ziemlich frei theils auf eine südbairisch-österreichische, theils auf die Münchener Sphäre übertrugen, auch gelegentlich mit leicht bajuvarischem Dialekt: schon bis zum Druck, 1852, wurden die originelle Zauberposse „Der Goldsee“, Fränkel’s dramatisches Debüt, „Der Schwärzer und sein Deandl“ und „Adelheid die Soldatenbraut“ in Wien und München auf beider Vorstadt- und vielen Provinzbühnen sehr oft aufgeführt. Leider trieben pecuniäre Bedrängnis sammt einem mißdeuteten Triebe F. fürder der Kleingattung volksthümlicher Journalistik in die Arme, die am Isarstrande von jeher wuchert. Daneben schrieb er Localplaudereien und allerlei volksmäßige Beiträge auch für größere Tagesblätter und rief kühn sogar selbst publicistische Unternehmungen ins Leben, deren bekannteste die, auch holzschnittmäßig illustrirte typische Nachahmung Wiener Vorbilder, „Die Stadt-Frau-Bas. Ein freimüthiges Lokalblatt für München und seine Vorstädte“, seit 5. April 1862 bis Ende 1863 allsamstäglich, meist harmlos die Münchner und wichtigsten auswärtigen Vorkommnisse satirisch beleuchtete. 1863 sollte dem wohl finanziell nicht recht einschlagenden Unternehmen als Gratisbeilage für Reclamen u. dgl. „Der Herr Vetter aus Stadt und Land“ auf die Beine helfen. Später begann F. eine jahrelang viel verkaufte „Hofbräuhaus-Zeitung“; deren Quintessenz trug dann in einem flachen papiernen Maaßkrug mit Sprüchen „Der kleine Bädeker für das Münchener Hofbräuhaus mit [lokal- und kulturgeschichtlichen Notizen und] einem humoristischen Fremdenbuch … vom alten Bierologen Fernandus Frankl“ mit dem Besucherstrome in alle Welt hinaus. Daselbst heißt’s am Schlusse (S. 57 f.) unter einem „Conterfei des Herausgebers: „Bin aus dem Volk und schreib’ fürs Volk, Dieß ist mein höchster Ruhm, Das Leben war die Hochschul’ mir, … Ich war stets deutsch und schreib auch so, Versteh’ nicht viel Latein, … Wenn mich das Volk nur recht versteht, Daß ich’s ehrlich mit ihm mein’, Und mit mir lacht und mit mir weint, Will ich zufrieden sein.“ Auf dem Innenumschlage dieses Bierkrugs steht eine Liste „Münchner Bier-Literatur. Verfaßt von Ferdinand Fränkel“; die verstreuten Dichtungen und mancherlei local-publicistischen Veröffentlichungen (1852–96), fast sämmtlich bairischen, großentheils zeitgeschichtlichen und Münchner Anstrichs, besitzt in sorgsamer Ordnung die kgl. Hof- und Staatsbibliothek zu München (dabei ein Convolut 16 „Kleiner Schriften“ als 2° Bavar. 299). Es gelang Fränkel’s Talent trotz mehrerer Ansätze („Dramatische Feld-Blumen“ 1856, „Fr. Schiller als Mensch und Dichter“ 1863, u. a.), nicht, sich aus dem Kleinkram des Localjournalisten und Gelegenheitspoeten emporzuringen, wo er ungemein rührig und fruchtbar war. Er bethätigte sich an allerlei Presse- und verwandten Unternehmungen, zeitweise mit einer eigenen Druckerei, außer Dramen, Possen, verschiedenartigen Gedichten mit vielen Flugblättern und Broschüren, meistens bairisch-vaterländischen Inhalts, wie ihm auch sein Landesherr, dessen Familie er in etlichen Schriften litterarisch verklärt, die Medaille für Kunst und Wissenschaft verlieh. Als der öfters schlechtsituirte Mann einmal am Bettelstabe war, verkaufte er seine Feder der berüchtigten Adele Spitzeder für ihre schwindelhafte „Dachauer Bank“ (1872). Der vielgelesene und lange populäre eifrige Pfleger actueller Volksschriftstellerei starb, persönlich kaum noch beachtet, 82½ Jahre alt, am 15. Mai 1898 in der Stadt seines Ursprungs, ganzen Daseins und litterarischen Wirkens; am 20. Mai standen nur wenige Bekannte des einst Oftgenannten in der Heiliggeistkirche neben den beiden Töchtern bei den Exequien.

[702] Hyazinth Holland’s knappe Skizze über F. F. in Bettelheim’s Biogr. Jhrb. u. Dtsch. Nekrlg. III, 169, fast wörtlich abgedruckt bei Brümmer, Lex. d. dtsch. Dicht. u. Pros. d. 19. Jhrhs.5 I, 558; mündliche Angaben Prof. Holland’s u. eigene Erinnerung.