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Artikel „Forstner, Christoph von“ von Paul Friedrich von Stälin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 191–192, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Forstner,_Christoph_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:24 Uhr UTC)
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Forstner: Christoph v. F., geb. den 7. Oct. 1598 auf Schloß Birckenstein in Oberösterreich, † den 29. Dec. 1667 zu Mömpelgard. Ein Sohn des eifrig evangelischen gräflich harrachischen Oberamtmanns zu Birckenstein, Paul F. von Breitenfeld, wurde er auf den Universitäten zu Tübingen und Wien und durch mehrjährige Reisen, namentlich in Italien und Frankreich, gebildet; durch eine Rede, mit welcher er im J. 1625 den neuen Dogen Johann Cornaro im Namen der zu Padua studirenden Deutschen zu der erlangten Würde beglückwünschte, legte er solche Ehre ein, daß man ihn in den St. Marcusorden aufnahm. Nach der Rückkehr von seinen Reisen erhielt er von dem Cardinal Clesel und anderen hohen Staatsbeamten den Antrag, am kaiserlichen Hof in Dienst zu treten, schlug ihn jedoch aus, weil er für diesen Fall den Uebertritt zur katholischen Confession als unumgänglich nothwendig erkannte, dagegen unternahm er im Dienste des Grafen Kraft von Hohenlohe und des Gesammthauses Hohenlohe gesandtschaftliche Aufträge nach Wien und an den Reichstag zu Regensburg. An letzterem Orte trug ihm im J. 1630 der verdienstvolle würtembergische Kanzler Löffler die Mömpelgardische Vicekanzlerstelle an, welche er im folgenden Jahre antrat. Drei Jahre später erhielt er die Kanzlerstelle, ein Amt, das er 33 Jahre lang bis an sein Ende bekleidete. Außerdem aber leistete er dem würtembergischen Herzoge bei mehrmaligen Gesandtschaften nach Frankreich und bei den westfälischen Friedensverhandlungen sehr gute Dienste, für welche er mit dem Lehen Dambenoy (daher der Familienname F.-Dambenoy) bei Mömpelgard belohnt wurde. Blieb er doch seinem neuen Vaterland treu und schlug auch noch in späterer Zeit ein Stelle im Reichshofrath zu [192] Wien und ein von der Königin Christine von Schweden ihm angebotenes Amt aus. Auch als Schriftsteller im Gebiet der Politik war er thätig, wie seine verschiedenen, zum Theil öfters, selbst nach seinem Tode gedruckten Werke: die von ihm schon als 19jährigem Jüngling geschriebenen „Hypomnemata politica“, ferner seine „Notae politicae ad Taciti Annales“ und, für die Geschichte der westfälischen Friedensverhandlungen werthvoll: „Epistola de Comitiis Electoralibus Ratisbonae 1631 celebratis“, „Epistolae negotium Pacis Osnabrugo-Monasteriensis concernentes“, „Epistola sive Judicium de moderno Imperii Statu“ etc. beweisen, und erfreute sich des Ruhmes eines überaus tüchtigen, fein gebildeten und gelehrten Staatsmannes, wie er andererseits ein hervorleuchtendes Beispiel von Frömmigkeit und Rechtlichkeit gab.

Vgl. über sein Leben namentlich die von dem Mömpelgarder Pfarrer Beurlin gehaltene Leichenrede, des Straßburger Professors und Polyhistors Joh. Heinr. Boecler Elogium auf ihn, v. Moser’s Patriot. Archiv 4, 107 ff.; über seine Schriften v. Moser, Bibl. jur. publ. 2, 761 ff. und deren Aufzählung in den bekannten Werken von Jöcher und Zedler; eine beträchtliche Anzahl seiner Briefe ist gedruckt in Bougeant, Historie des 30jähr. Krieges, übersetzt von Rambach, Thl. III u. IV, sowie in Lebret, Magazin d. Staaten- und Kirchengesch. Thl. III–IX.

Sein jüngerer Bruder, Wolfgang v. F., geb. den 27. Juni 1620 zu Breitfelden, seinem väterlichen Erbgut unfern Linz, † zu Stuttgart den 9. Sept. 1680, wurde 1655 würtembergischer Oberrath und Hofmeister des Erbprinzen Johann Friedrich, 1664 markgräflich baden-durlachischer Hof- und Eherichter, 1670 würtembergischer Kammermeister, kurz nachher Obervogt zu Urach, 1677 geheimer Regimentsrath. Auch er wurde namentlich viel zu Gesandtschaften verwandt, so drei Mal nach Paris, ein Mal zum Herzog von Lothringen nach Baar, an die Generalstaaten nach dem Haag, an den Prinzen Condé ins französische Lager. –[WS 1]

Von Christoph Forstner’s Söhnen wurde einer, Ludwig Christoph († 1690) mömpelgardischer Kammermeister und geheimer Regierungsrath; ein anderer, Heinrich Friedrich († 1687), Oberhofmarschall am baireuthischen und dann am würtembergischen Hofe. – Des letzteren Sohn, Georg Friedrich v. F., wurde mit Herzog Eberhard Ludwig von Würtemberg erzogen und sehr vertraut, an dessen Hof Kammerjunker, Haushofmeister, im J. 1708 Oberhofmarschall. Selbst zwar keineswegs durch sittlichen Lebenswandel sich auszeichnend, zerfiel er mit der Partei der berüchtigten Maitresse Herzog Eberhard Ludwigs, der Grävenitz, verließ im J. 1716 unter einem Vorwand den Hof des Herzogs und floh nach Paris, von wo aus er in Schreiben an den Herzog die Grävenitz und alle Personen der damaligen Regierung aufs schwärzeste schilderte. Der Herzog ließ ihn wegen Majestätsbeleidigung und einer Reihe anderer Verbrechen in Criminaluntersuchung ziehen und seine Briefe öffentlich durch den Henker verbrennen, F. stellte sich jedoch nicht, verfaßte vielmehr von Paris aus eine „Apologie“, welche noch später zu London im J. 1746 und darnach im Anhang zu Spittler’s würtembergischer Geschichte gedruckt ist, und schrieb an die verschiedensten Höfe gegen die damalige Wirthschaft in Würtemberg. Von Paris begab er sich unter fremdem Namen nach Italien und starb hier schon den 29. März 1717 zu Mailand.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Absatz eingefügt, Weiteres bezieht sich wieder auf Christoph.