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Artikel „Forbiger, Albert“ von Gustav Emil Lothholz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 624–625, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Forbiger,_Albert&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:31 Uhr UTC)
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Forbiger: Albert F., geboren in Leipzig am 2. November 1798, † zu Dresden am 11. März 1878, besuchte die unter der Leitung seines Vaters Gottl. Sam. F. stehende ehrwürdige Nicolaischule seiner Vaterstadt; er war von 1795–1828 Rector dieses Gymnasiums, sein Nachfolger wurde K. Fr. Nobbe (geb. am 7. Mai 1791, † 1878), der durch eine vielseitige schriftstellerische Thätigkeit sich bekannt gemacht hat (s. A. D. B. XXIII, 749). Von 1815–1819 wandte sich F. akademischen Studien zu und habilitirte sich in Leipzig mit der Abhandlung „De Lucretii carmine a scriptore serioris aetatis denuo pertractato“ (am 3. Juli 1824). Die akademische Laufbahn gab er noch in demselben Jahre wieder auf, da er im Herbst des Jahres 1824 eine Anstellung als 6. ordentlicher Lehrer an der Nicolaischule erhalten hatte, 1828 rückte er in das Amt des Tertius und 1835 wurde er Conrector der Anstalt, die ihn selbst gebildet hatte. F. war ein außerordentlich fleißiger Gelehrter, der sich durch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten bekannt machte. Nach einer 40jährigen Schulthätigkeit trat er in Pension, verlegte seinen Wohnsitz nach Dresden und widmete sich ganz philologischen Studien. Als Schulmann hat er ein vielgebrauchtes Lehrbuch: „Aufgaben zur Bildung des lateinischen Stils“ 1832 veröffentlicht, das 1868 in der 6. Auflage erschien; ein „Deutsch-lateinisches Lexicon“ hatte er schon 1826 herausgegeben, 1856 wurde es in zweiter Auflage gedruckt. In den Jahren 1856–1862 erschien von ihm eine Uebersetzung des Geographen Strabo. Schon 1828 hatte er Beiträge zur Geschichte der Nicolaischule gegeben, an deren Spitze von 1758 bis zu seinem am 14. August 1774 erfolgten Tode der berühmte [625] Gräcist Joh. Jacob Reiske (s. A. D. B. XXVIII, 128) gestanden hatte. Schon seine Habilitationsschrift beschäftigte sich mit Lucretius, im J. 1828 veröffentlichte er eine Ausgabe dieses Dichters, die freilich durch C. Lachmann’s Ausgabe ganz in den Hintergrund getreten ist (Lachm. praef. p. 14: Forbiger nihil usquam laudabiliter gessit): auch dem Virgil wandte F. seine Studien zu, 3 Auflagen erlebte die Ausgabe dieses Dichters. Durch die Arbeiten M. Haupt’s, D. Ribbeck’s, Ladewig’s, P. Hofmann Perlkamp’s u. A. sind auch in der Erklärung dieses Dichters Fortschritte gemacht worden. Zu erwähnen ist noch das von F. aus den Quellen bearbeitete „Handbuch der alten Geographie“ (3 Bde., Leipzig 1842–48); der dritte Band neu bearbeitet unter dem Titel „Handbuch der alten Geographie von Europa“ (Hamburg 1877). Conr. Bursian, Geschichte der classischen Philologie II, 1129 sagt von diesem Werke: „nur auf das zweifelhafte Lob einer fleißigen aber in den Details nicht durchaus zuverlässigen und aller selbständigen wissenschaftlichen Auffassung baren Compilation kann das Werk Anspruch machen“; durch C. Bursian’s Geographie von Griechenland 1862–72 und durch das Meisterwerk von Heinrich Kiepert: Lehrbuch der alten Geographie (Berlin 1878) ist auch diese Schrift Forbiger’s überholt. Conr. Bursian und H. Kiepert kennen die classischen Länder durch Autopsie. In den letzten Lebensjahren verfaßte F. noch das Werk: „Hellas und Rom. Populäre Darstellung des öffentlichen und häuslichen Lebens der Griechen und Römer“, dessen erste Abtheilung unter dem Specialtitel: „Rom im Zeitalter der Antonine“ in 3 Bänden (Leipzig 1871–74, 2. Aufl. des ersten Bandes 1877) erschienen ist; ihr folgte eine zweite Abtheilung unter dem Specialtitel: „Griechenland im Zeitalter des Perikles“, von der F. selbst 2 Bände (1875 u. 1878) bearbeitet hat. Zu diesen 2 Bänden wurde nach seinem Tode ein dritter von Dr. A. Winckler (Oberlehrer am kgl. Domgymnasium zu Colberg) hinzugefügt (Leipzig 1882). Das ganze Werk erhebt sich nicht über das Niveau einer wenn auch reichhaltigen Compilation und vermag auch durch die Form der Darstellung keine besondere Anziehung auf die Leser auszuüben (C. Bursian, Gesch. d. class. Philol. München u. Leipzig 1883, S. 1195). Man vergleiche diesem Werke gegenüber die meisterhaften Schilderungen des Königsberger Professors Ludw. Friedlaender: Darstellungen aus der Sittengeschichte Roms in der Zeit von Augustus bis zum Ausgange der Antonine (3 Bde., zuerst 1861–71), jetzt in 6. Auflage vorliegend. Daß Albert F. ein fleißiger Gelehrter gewesen ist, wird bei allen, seinen Schriften anhaftenden Mängeln niemand in Abrede stellen.

Man vgl. C. Bursian’s Biogr. Jahrb., I. Jahrg. 1878 (Berlin 1879), S. 3 f. – C. Bursian’s Gesch. d. class. Philol. II. München u. Leipzig 1883, S. 1128 f., 1195. – Programm des Nicolaigymnasiums in Leipzig, 1897. – Biographisch-bibliothekarische Beiträge zur Schulgeschichte von Dr. Ernst Friedr. Bischoff, S. 10.