ADB:Florin, Franz Philipp (1. Artikel)

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Artikel „Florinus, Franciscus Philippus“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 131–132, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Florin,_Franz_Philipp_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 1. Mai 2024, 21:58 Uhr UTC)
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Florinus: Franciscus Philippus F.[WS 1] hat durch die im J. 1702 erfolgte Herausgabe seines Werkes „Oeconomus prudens et legalis“ sich als landwirthschaftlicher Schriftsteller documentirt. Wenn gleich die Identificirung dieses Autors mit dem Pfalzgrafen (Franz) Philipp von Sulzbach bis zu jüngster Zeit mehr auf traditionellem Grunde als auf historischen Quellen ruhte, so ist es doch den seitens C. Fraas angestellten Nachforschungen gelungen, jener Deutung des Pseudonymus einen positiven Halt zu geben. Nach dem baierischen Staatsarchive ist dem Pfalzgrafen August zu Sulzbach im J. 1630 ein Sohn geboren, welcher den Namen Philipp ohne weiteren Zusatz erhielt. Derselbe trat noch vor Ende des 30jährigen Krieges in den Heeresdienst und hat sich darin, wenn auch erst nach Wiederkehr friedlicherer Zeiten bis zum kaiserlichen Feldmarschall erhoben. Als solcher lebte er in Nürnberg, wo er, verschont mit [132] kriegerischen Aufgaben, die Muße gefunden haben wird, sich noch in reiferen Jahren der Oekonomie zu widmen und den Ergebnissen seiner Beobachtungen, resp. den Erfolgen seiner Thätigkeit auf diesem Gebiete eine Nutzanwendung zu geben, indem er der geistige Urheber jenes Lehrbuchs wurde, das noch ein Jahr vor seinem 1703 in Nürnberg erfolgten Ableben dort erschienen war. Wiewol das baierische Staatsarchiv den Feldmarschall nur von der militärischen Seite kennt, so erscheint es doch gerechtfertigt, die Urheberschaft des genannten Werkes in seine Hand zu legen, da die Nennung des Verfassers, der Zeitpunkt und Ort der Herausgabe darauf hinweisen und der Umstand dafür spricht, daß bei der Ausarbeitung des Werkes ein Jurist und ein erfahrener Oekonomiebeamter, beziehungsweise auch andere Fachmänner mitgewirkt haben, während sich F. mehr den Entwurf und die Disposition im Allgemeinen neben der Bearbeitung einzelner Capitel im Besonderen reservirt zu haben scheint. – Dies compilatorisch gehaltene Werk besteht aus neun Büchern, welche den Haushalt im Allgemeinen, das Bauwesen und die Baumaterialien, die Wirthschaft, den Acker- und Wiesenbau, Garten- und Waldbau, die Pferde- und Viehzucht, die Seiden-, Bienen- und Fischzucht, die Anatomie und Therapie, einige technische Nebengewerbe und die Kochkunst behandeln. Dabei sind die verschiedenen Abschnitte mit juristischen Erwägungen und Erläuterungen verflochten, mit Abbildungen zahlreich ausgestattet und mit rationellen Vorschlägen versehen. Es herrschte in diesem so umfangreichen Werke ein anerkennenswerthes Streben nach Verbreitung von Aufklärung durch Bekämpfung des Aberglaubens und nach Emancipirung[WS 2] von der Macht des herkömmlichen Verfahrens, so daß dasselbe vielfach anregend wirkte und wenn auch theilweise Widerspruch erweckend, doch eine sehr große Verbreitung gewinnen, sowie auch für längere Zeit sich behaupten konnte.

Rößig, Pragmatische Geschichte der Oekonomie-, Polizei- und Cameralwissenschaften etc., Leipzig 1781. C. Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft etc., München 1865.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 48 ein weiterer Artikel.
  2. Vorlage: Emancipirnng