ADB:Fischer, Johann (evangelischer Theologe)

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Artikel „Fischer, Johann“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 72–73, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fischer,_Johann_(evangelischer_Theologe)&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 05:05 Uhr UTC)
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Fischer: Johann F., evangelischer Theologe, geb. zu Lübeck um 1636, † am 17. Mai 1705. Er studirte seit 1653 zu Rostock, Altorf u. a. und machte sich dann, zu Stade privatisirend, durch eine Uebersetzung von Rich. Baxter’s englischer Schrift „Nohtwendige Verleugnung unser selbst“, 1665 u. ö., bekannt. Diese von den strengen Orthodoxen des Calvinismus angeklagte Schrift zog dem Uebersetzer heftige Anfeindungen, aber dafür Seitens des Pfalzgrafen Christian August von Neuburg-Sulzbach eine Berufung zum Ephorus der dortigen lutherischen Kirche zu. 1673 vom Könige Karl XI. von Schweden zum Superintendenten der livländischen Kirche berufen und am 23. Juli 1674 in dieses Amt eingeführt, entfaltete er in 25jähriger Amtsthätigkeit in Livland durch Ordnung der kirchlichen Verhältnisse und des bis dahin gänzlich vernachlässigten Schulwesens eine so segensreiche Thätigkeit, daß man ihn wohl den neuen livländischen Apostel genannt hat. Unter seinem Vorsitz und seiner Mitwirkung wurden drei Bibelübersetzungen veranstaltet, eine lettische und zwei esthnische verschiedener Dialecte, von denen jedoch nur die lettische und die dorpatische 1689 gedruckt sind. 1690 ward er zugleich unter Verleihung der ersten theologischen Professur zum Procanzler der Dorpater Universität ernannt und 1693 von Upsala zum Doctor der Theologie promovirt. Trotz solcher Auszeichnungen und der königlichen Gunst ward aber dem mit Spener befreundeten und von diesem hochgeschätzten Manne durch die Anfeindungen seiner orthodoxen Amtsgenossen seine Stellung so sehr verleidet, daß er sich 1699 beim drohenden Einbruch der Russen freiwillig nach Lübeck zurückzog. 1700 aber berief ihn der nachmalige König Friedrich I. von Preußen, vermuthlich auf Spener’s Rath, nach Halle zur Schlichtung der dortigen theologisch-kirchlichen Zwistigkeiten. In der That gelang ihm das schwierige Werk; vgl. den wol von F. verfaßten „Bericht dessen, was wegen der zwischen den evangelisch-lutherischen Geistlichen von der Universität und Stadt-Ministerio in Halle, eine Zeit hero geschwebten Differentien durch die von Churfürstl. Durchlauchtigkeit zu Brandenburg gnädigst verordnete Commission abgehandelt und zu dero Beruhigung in göttlichem Segen angerichtet worden“ (Köln a. d. Spree 1700). Der König ernannte ihn 1701 zum Magdeburgischen Generalsuperintendenten und zum ersten Beisitzer des Hallischen [73] Oberconsistoriums. In dieser Stellung starb er, 69 Jahre alt. – 16 Briefe Spener’s an ihn finden sich im 3. Theil von dessen „Consilia theol. lat.“ (Frankf. 1709). Von F. ist nach Spener’s Zeugniß die pseudonyme Schrift „Christiani Conscientiosi Sendschreiben, darin er fraget, ob er in der Lutherischen Religion könne selig werden, beantwortet von Christiano Alethophilo, theol. stud.“ um 1670 u. ö., welche ein Glied in einer längeren Reihe von Streitschriften bildet. Unter dem Namen Christianus Conscientiosus steckt Scheffler (Angelus Silesius). Seine sonstigen nicht zahlreichen lateinischen und deutschen Schriften und Ausgaben werden bei Moller (s. u.) aufgeführt.

Molleri Cimbria lit. III. p. 255–60.