Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ferus, Johann“ von Heinrich Kellner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 721–722, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ferus,_Johannes&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 01:06 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ferro, Pasqual von
Band 6 (1877), S. 721–722 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Januar 2019, suchen)
Johann Wild in Wikidata
GND-Nummer 120139367
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|721|722|Ferus, Johann|Heinrich Kellner|ADB:Ferus, Johannes}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=120139367}}    

Ferus: Johann F., eigentlich Johann Wild, geboren 1494, Franciscaner zu Mainz, Guardian daselbst, berühmter Prediger und Exeget. Die Lehren der Reformatoren blieben nicht ohne Einfluß auf ihn und er gesteht selbst: „aus dem Unrathe der Neuerer zuweilen eine Perle ausgegraben zu haben“. Doch blieb er der katholischen Religion und seinem Orden treu und soll sogar directe Zumuthungen, sein Ordenskleid abzulegen, die ihm nach der Occupation von Mainz durch den Markgrafen Albrecht von Brandenburg gemacht wurden, freimüthig zurückgewiesen haben. Er starb den 8. September 1554. Man hat von ihm viele exegetische und homiletische Werke: „Postillae s. conciones“, Coloniae 1558; Auslegungen zu folgenden Büchern und Stücken der heiligen Schrift: Fünf Büchern Mosis, Josua, Richter, zu den Psalmen in 150 Predigten, zum 31. und 56. Psalm, Job, Prediger, Jonas Cap. 4, Daniel, Esra, Tobias, Esther, dann zu den Evangelien von Matthäus und Johannes, der Apostelgeschichte, zum Römerbrief, ersten Brief Johannis, der Leidensgeschichte, Homilien zu den Klageliedern, Fastenpredigten über die Parabel vom verlornen Sohn und Maria Magdalena, drei Predigten zur Zeit des Provinzialconcils, Bußpredigten, ein Examen ordinandorum und ein christliches und katholisches Betbüchlein. Die Urtheile über ihn waren getheilt. Der spanische Franciscaner Michael Medina nahm seinen Ordensgenossen in einer eigenen Apologie in Schutz, der gelehrte Jesuit Alphons Salmeron machte starken Gebrauch von Wild’s Schriften und der Litterarhistoriker Dupin stellt in seiner Nouvelle bibliothèque des auteurs eccl. tom. XVI. p. 2 den Commentaren des F. ein sehr günstiges Zeugniß aus. Auf der andern Seite zog der Dominicaner Dominicus Solo aus seinen Commentaren 67 Stellen als uncorrect aus, die römische Congregation des Index verbot seine „Opera omnia“ mit Ausnahme der Commentare zu Matthäus und Johannes und zum ersten Briefe Johannis in der Ausgabe, die 1577 zu Rom gedruckt ist (Possevini), freilich nur donec corrigatur, dagegen hat die Sorbonne zu Paris 1559 sogar über den Commentar zu Matthäus ein Vernichtungsurtheil gesprochen. Von welchem Einfluß seine Predigtweise und seine Exegese auf die damaligen Kanzelredner war, beweist eine Bearbeitung seiner Predigten von Johannes a Via, 1556 Domprediger zu Worms, „Epitome sermonum rev. D. Joh. Feri“, der in der Vorrede bezeugt, daß alle Prediger zu Worms in jener Zeit sich nach ihm richteten; er habe geglaubt, dasselbe thun zu müssen, sie aber in seiner Weise bearbeitet und abgerundet und deshalb eben auch diesen Auszug gefertigt. Die lateinische Uebersetzung der Predigten Wild’s ist von Johannes Latomus dem Aeltern.

Possevini App. sacer. Ferrarius, Rer. Mogunt. t. I. p. 128. Miräus, Script. eccl. Fabricius, Bibl. eccl. Jöcher. Schrödl im Freib. Kirchenlex. Diterici, Dissertatio de Johanne Fero. Epitome sermonum rev. D. Joh. Feri diversis temporibus in cathedrali Wormatiensi 1556 habita per Joh. [722] a Via, Dr. theol. et ejusdem concionatorem cathedralis. Adjectae sunt in threnos Jeremiae conciones. (Omnia judicio ecclesiae submissa sunto.) Parisiis ap. Guil. Desboys 1562. Das Buch ist dem Grafen Schonenburg, Domherrn zu Worms, gewidmet und von Lambert Venrad mit einleitenden Gedichten ausgestattet.