Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Fernbach, Franz Xaver“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 713–715, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fernbach,_Franz_Xaver&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 10:59 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Ferinarius, Johannes
Band 6 (1877), S. 713–715 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Xaver Fernbach (Maler) in der Wikipedia
Franz Xaver Fernbach in Wikidata
GND-Nummer 116466014
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|713|715|Fernbach, Franz Xaver|Hyacinth Holland|ADB:Fernbach, Franz Xaver}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116466014}}    

Fernbach: Franz Xaver F., Maler und Erfinder der neueren Enkaustik, geb. 1793 zu Waldkirch bei Freiburg im Breisgau, gest. 1851 als königl. Conservator zu München; begann mit dem Bemalen der Zifferblätter auf den sog. Schwarzwälder-Uhren. Mit mühsam erworbenen Ersparnissen kam er 1816 nach München, wo er drei Jahre unter großen Entbehrungen die Akademie der Künste besuchte und zur Gewinnung seines Lebensunterhaltes sich mit der Ausführung der mannigfachsten und entgegengesetztesten Gegenstände befaßte, wodurch er nicht allein mit der verschiedenartigsten Technik bekannt, sondern bald auch zu eigenen neuen Versuchen geführt wurde. So brachte F. im J. 1820 die erste seiner originellen Arbeiten auf die Kunstausstellung: zwei in der Art von Steinmosaik gemalte Tischplatten, welche allgemeine Aufmerksamkeit erregten. Der Polytechnische Verein zeichnete den jugendlichen Künstler durch eine silberne Medaille aus und König Max I. kaufte nicht nur diese Tableaux, sondern bestellte eine große Tischplatte mit Imitation des Florentiner Mosaik und gewährte dem lernbegierigen und strebsamen Mann die Mittel, seine weitere Ausbildung, insbesondere durch das Studium der Mineralogie, Physik und Chemie auf der Universität Landshut zu betreiben, von wo F. später auch noch nach Wien ging. Indem F. so einen reichen Schatz von Erfahrungen sammelte, glaubte Leo v. Klenze in ihm den Mann gefunden zu haben, von welchem, nach seinen Kenntnissen sowol wie nach seinen ihm sonst eigenthümlichen Gaben, ein zum Ziele führendes Ergebniß zu hoffen wäre in Betreff der Wiederauffindung der verlorenen Technik der enkaustischen Malerei. Eine im J. 1830 projectirte Reise nach Italien, um an Ort und Stelle die antiken Wandmalereien zu untersuchen, [714] unterblieb, dagegen machte F. auf eigene Hand weitgehende Versuche, welche ihn große Opfer an Zeit und Geldmitteln kosteten, aber auch von Erfolg gekrönt waren. Denn schon 1831 konnte F. einer Commission seine Proben vorlegen, worauf ihm die Restauration der in Forchheim entdeckten, angeblich aus der Zeit Karls des Großen stammenden enkaustischen Gemälde übertragen wurde. Fortgesetzte Versuche ergaben endlich sichere, den strengsten chemischen Proben widerstehende Resultate, so daß die für den neuen Saalbau in der Residenz bestimmten, einen Flächenraum von 8000 Quadratfuß bedeckenden Bilder, welche Julius Schnorr v. Karolsfeld mit seinen Schülern übernommen hatte, nach Fernbach’s System ausgeführt wurden. Die dabei erzielten Vortheile erhielten allgemeine Anerkennung: der Maler ist nicht, wie beim Fresco, an eine gewisse Zeit gebunden; ganz nach dem Ermessen des Künstlers gestattet dieses Verfahren eine flüchtige Untertuschung oder farbige Untermalung des Werkes und zu dessen weiterer Ausführung jede Art von Uebermalung, Lasur und beliebiger Nachbesserung, sowie jede Steigerung von Farbe, Licht und Schatten, und zwar mit dem Vortheile, daß die nöthige Trocknung der jedesmaligen Unterlage sehr rasch stattfindet. Man kann die nämliche Stelle innerhalb eines Tages anlegen, übermalen und retouchiren, mit einem Worte, vollenden, ohne dazu gezwungen zu sein, da es ganz im Belieben des Künstlers steht, die Arbeit ruhen zu lassen und in späterer Zeit erst wieder fortzusetzen. Es lassen sich die feinsten Lasuren und durchsichtigsten Schatten hervorbringen. Das bei der Oelmalerei so unbequeme sog. Einschlagen, auch das Nachdunkeln der Farbe kommt bei dieser Enkaustik gar nicht vor. Dazu ist die Farbenscala reicher als beim Fresco, die Behandlung und der Vortrag der Farbe angenehm. Nach vollendeter Ausführung wird das Bild durch eine besondere Vorrichtung (wie bei Bereitung des Grundes) eingeschmolzen, wodurch die Farben noch inniger mit dem Grunde verbunden und gegen schädliche Einflüsse aller Art geschützt werden. Dadurch erhält das Colorit eine neue Kraft und Schönheit, wie nur die Oelmalerei, niemals aber das Fresco darbieten kann, zugleich aber auch eine Helligkeit, wie sie kaum durch die letztgenannte Technik überboten wird. Die Gemälde haben einen schwachen (bläulichen) Glanz, der die Farbe sehr durchsichtig erscheinen läßt, ohne doch zu hindern, daß man sie von jedem Standpunkt aus ungestört betrachten kann. Dagegen haftet in geschlossenen Räumen an den Wänden eine Art Wachsgeruch, welcher den Eintretenden erst unangenehm berührt. Die Bereitung des Grundes und das Einschmelzen der vollendeten Bilder bedingen die größte Vorsicht und Sorgfalt, da die kleinsten Versehen alsbald durch Lösung der Theile oder Durcheinanderrinnen der Farben gerächt werden. Der Einwirkung von Frost, Schnee und Regen vermochte die Enkaustik, soweit selbe an Stellen, welche der Witterung ausgesetzt bleiben, angewendet wurde, keinen Widerstand zu leisten. Karl Rottmann bediente sich bei seinen griechischen Landschaften (in der neuen Pinakothek) allerdings eines von F. bereiteten Grundes und seiner Farbentechnik, welche er aber alsbald mit Oelfarbe überging, wodurch das letzte Handanlegen der Enkaustik selbstverständlich unterblieb. Fernbach’s Erfindung wurde durch das von dem Chemiker J. N. Fuchs erfundene Wasserglas, welches Jos. Schloßhauer alsbald als neues Bindemittel in Anwendung brachte, und durch die daraus entwickelte Stereochromie verdrängt. F. war ein anspruchsloser, unermüdlich forschender Mann, der sich außerdem noch mit vielen Plänen und Verbesserungen trug, welche entweder nie zur Ausführung gelangten oder gegen Gebühr vergessen wurden; er bereitete z. B. einen Firniß, welcher Kupferstiche vor dem Verderben durch Nässe schützt. Aug. Lewald (Panorama von München, Stuttg. 1835, II. 19) sah ein so präparirtes Blatt, worüber F. Wasser goß und dann an der Sonne trocknete, ohne daß eine Spur der hydraulischen [715] Mißhandlung zu erkennen blieb. Auch als Fachschriftsteller arbeitete F. mit Erfolg, verfaßte eine Schrift „Ueber Kenntniß und Behandlung der Oelfarben“ (München 1834), ferner ein Lehr- und Handbuch für Künstler und Kunstfreunde über „Die Oelmalerei“ (München 1843), welches eigentlich den ersten Band eines großen Werkes bilden sollte, in welchem F. (mit Ausschluß der Fluß- oder Porcellan- und Glasmalerei) alle übrigen in Ausübung befindlichen Malertechniken zu behandeln gesonnen war, wobei er auch eine neue, von ihm erfundene Tempera- oder Wassermalerei in Aussicht stellte. Es erschien aber nur mehr ein (übrigens ganz selbständiger) Band über seine Erfindung „Die enkaustische Malerei“ (München 1845), worin er in leichtfaßlicher Weise eingehenden Bericht ertheilte. Vgl. ferner Rud. Marggraff in seinen Münchner Jahrbüchern für bildende Kunst, Leipzig 1840, 3. Heft, S. 225–65. Fernbach’s System der Temperamalerei scheint übrigens in München auch ohne das darüber versprochene Buch festeren Fuß gefaßt zu haben; Moritz v. Schwind bediente sich derselben mit besonderer Vorliebe z. B. bei der Ausführung seines Aschenbrödelcyclus etc.