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Artikel „Federmann, Nikolaus“ von Albert von Pfister in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 598–599, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Federmann,_Nikolaus&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 16:24 Uhr UTC)
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Federmann: Nikolaus F., wie Dalfinger (s. d. Art.) ein Ulmer, kam im Frühjahr 1530, kurz ehe Dalfinger von seiner Expedition zurückkam, in Venezuela an, nachdem er auf der Seereise, namentlich auf den kanarischen Inseln, viele Abenteuer erlebt. – Er beschreibt dies, wie auch sein Wirken und seine Streifzüge in Venezuela, in einem Buche betitelt: „Indianische Historia. Eine schöne kurzweilige Historia Nikolaus Federmann’s des Jüngern von Ulm erster Raise so er von Hispania von Andolosia auß in Indias des oceanischen Mörs gethan hat und was ihm allda ist begegnet bis auf seine Widerkunft in Hispaniam, auffs kurtzest beschrieben ganz lustig zu lesen.“ Hagenow 1557. Kurze Zeit führte F. in Stellvertretung Dalfinger’s für das Haus Welser im Namen Kaiser Karls V. die Statthalterschaft über Venezuela, gab sie wieder an Dalfinger ab und machte sich auf zu einem Zug ins Innere mit 110 Mann zu Fuß und 16 Reitern. Verschiedene Indianerstämme wurden theils durch Freundschaftsbündniß gewonnen, theils mit Gewalt unterworfen; denn der Vertrag mit Karl V. lautete dahin, daß die Welser durch ihre Statthalter alle Indianerstämme des Landes, wenn sie sich nach vorhergegangener Warnung nicht fügen sollten, zu Sklaven machen dürften. In der Regel wird bei der Unterwerfung eine Anzahl ohne weiteres getauft durch einen Mönch, der sich bei der Expedition befindet; denn „es sei nicht nöthig, ihnen lange vorzupredigen und Zeit mit ihnen zu verlieren“, sagt F. Der Zweck der Expedition war, Gold zu finden und das vielbesprochene Südmeer zu entdecken. Doch ließ sich von den Ureinwohnern nur wenig des edlen Metalls gewinnen; viele Zwerge seien angetroffen worden. F. gelangte ins nördliche Stromgebiet des Orinocco. Hier zwangen ihn die kriegerischen Stämme aus dem Innern des Landes nach verschiedenen Gefechten zur Umkehr; viele Leute erkrankten auch in den feuchten Niederungen. Nach vielen Irrfahrten kam er 1531 nach Coro zurück. Ende des Jahres schiffte er sich wieder nach Europa ein und kam über Sevilla im August 1532 in Augsburg, dem Hauptsitz der Welser, an. Hier schrieb er seine Erlebnisse nieder. Zum zweiten Male zog F. 1535 nach Venezuela, als Georg Hohemuth von Speyer dort Statthalter war. F. trat sofort wieder einen neuen Entdeckungszug an, der ihn auf den Boden von Neugranada führte. Seine Tapferkeit und Gewandtheit verschafften ihm viele Vortheile und gelang es ihm auch, große Reichthümer zu sammeln. Allein Eigenmächtigkeit, Eigennutz und Grausamkeit machten ihn verhaßt. Zurückgekehrt von seiner Expedition, reiste er nach Spanien, um Schritte zu thun, die Statthalterschaft von Neugranada für sich zu erhalten. Es gelang ihm dies nicht. Darauf scheint er nach Venezuela zurückgekehrt zu sein und verschwand, ohne daß näheres über sein Ende bekannt wurde. Gewiß ist, daß er vor dem Mai 1555 starb. Um dieselbe Zeit, als Dalfinger und F. in Venezuela Statthalter waren und Entdeckungsreisen machten, befanden sich an hervorragenden Persönlichkeiten deutschen Stammes noch dort der schon genannte Georg Hohemuth von Speyer und Philipp v. Hutten, beide Männer von ritterlicher Tapferkeit, dabei menschenfreundlich und gerecht. Von Abenteuerlust getrieben, machten sie Streifzüge ins Innere, wurden auch zu Statthaltern ernannt, erlagen aber der Ungunst des Klima’s und der Eifersucht ihrer Feinde, der spanischen Beamten. Philipp v. Hutten hat seine Erlebnisse beschrieben. Mit ihm war noch weiter von Ulm nach Venezuela gezogen Bartolomäus Welser [599] und Franz Lebzelter. Der Streit über die Herrschaft in Venezuela zwischen dem Hause Welser und der Krone Spanien wurde immer lebhafter und im Proceß des Jahres 1555 verloren die Welser ihr Anrecht auf das Land.