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Artikel „Fürstenberg, Caspar von“ von Josef Bernhard Nordhoff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 245–246, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:F%C3%BCrstenberg,_Caspar_von&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 04:44 Uhr UTC)
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Fürstenberg: Caspar v. F., geb. den 11. Novbr. 1545 zu Waterlappe an der Ruhr, südöstlich von Werl, gest. den 5. März 1618, war der zweite Sohn des beredten Staatsmannes und kurkölnischen Raths Friedrich von F. und der Anna Westphal, besuchte um 1557 unter Leitung des Friedrich Beurhaus mit seinen beiden ältesten Brüdern Friedrich und Dietrich, welcher 1585 den Bischofsstuhl zu Paderborn bestieg, das humanistische Gymnasium zu Dortmund, dann die Universität Köln, promovirte den 1. April 1566 hier zum Licentiaten der Rechte und lieh, nachdem sein ältester Bruder Friedrich für ihn den geistlichen Stand gewählt hatte, seine Dienste seinem Stamme und seinem Vaterlande, dem unter Kurköln stehenden Herzogthum Westfalen. Er war theils nacheinander theils gleichzeitig 49 Jahre Droste mehrerer Aemter, Geheimrath von 5 kölnischen und 3 Mainzer Kurfürsten sowie seines Bruders Dietrich von Paderborn und seit dem 19. August 1613 bis nahe an sein Ende Landdrost seines ganzen Herzogthums. Als Rath oder Gesandter hat er von 1567 bis 1616 alle Reichstage besucht, jenen zu Regensburg 1608 als „eltister Reichstäger“ und zahllosen Geschäften, Landtagen und Wahlen in den Kur-, und Fürstenthümern Köln, Mainz, Paderborn und Münster beigewohnt. Die Biographen rühmen die Treue, die Anstrengung und Unbescholtenheit, womit er dem Reiche, dem Vaterlande und der katholischen Religion diente. Sein einflußreiches Leben fällt in die bewegte Zeit, welcher die Einfälle der Spanier und Niederländer, die Hexenprocesse, der Humanismus und neue Bildungsmittel im Kampfe mit dem scholastischen Schematismus, die Schläge und Gegenschläge der Reformation das Gepräge geben. Als unter dem Kurfürsten Gebhard Truchseß von Waldburg die höhern Stände und der Adel des Herzogthums bis auf einen Ritter der Reformation zuneigten, setzte 1583 Caspar lieber alle seine Güter aufs Spiel, als daß er dem alten Glauben entsagte, und lebte im Exil zu Paderborn bei seinem Bruder Dietrich, der damals Dompropst war, bis er von Truchseß’ Nachfolger, Ernst von Baiern, in des ersteren Angelegenheit zur Versammlung nach Frankfurt gesandt wurde. Im nächsten Jahre leitet er mit den baierischen Heerführern die Wiedereroberung des Landes. Die alte Ordnung wird hergestellt, der Gregorianische Kalender eingeführt, Caspar erhält die verlorenen Güter mit Gewinn zurück, und bietet mit Erfolg seinen Einfluß auf, um für die Anhänger Truchseß’ Verzeihung und Gnade zu erlangen, befolgt also mildere Grundsätze und geradere Plane, wie sein Bruder Dietrich, dem er später gleichfalls Beistand leistet zur Restauration des Katholicismus im Paderbornischen. Bereichert durch seine Aemter, hochbegünstigt von den Fürsten zu Köln und Paderborn, ein ebenso exacter Hausvater und Verwalter, als Statthalter ließ er sich den 18. October 1585. die fast hundert Jahre später wieder eingelöste Drostei Fredeburg versetzen, verschaffte 1602 seinem Sohne Friedrich von Kurmainz die Amtmanneien Fritzlar und Naumburg, gelangte 1572 in den Besitz der Grafschafter Vogteigüter, erwarb 1594 das große Gut Schnellenberg bei Attendorn und damit die Aufnahme in die „Frei-Matricul des Rheinischen Adels“, kaufte überall Grundstücke und Besitzungen an, und hatte die Mittel, nicht nur seine vielen Kinder standesmäßig auszustatten, sondern auch als thatkräftige Stütze allen Gliedern seines Stammes und seiner Familie beizustehen. Er hat den Grund gelegt zu dem bedeutenden Vermögen und Gütern der Fürstenberger. Aus seinen hochdeutsch geschriebenen Tagebüchern, die von 1572–1610 laufen, tritt er uns entgegen als eine thatkräftige, muntere Seele, reich an Lebensmuth und Poesie, Freund des „kräftigen Trunkes“, aber auch wie ein Mann, in dessen Leben sich viele Ereignisse des Reiches und die wichtigsten Begebenheiten eines großen Länderbezirkes in Norddeutschland wiederspiegeln und ebenso getreu in starken Zügen aufgetragen die Sitten, die Gewohnheiten, die Feste und Beschäftigungen seiner Zeit heraustreten. Wir [246] hören, um bei seinem privaten Wirken zu verweilen, mit Spannung, welche Ankäufe, welche Reisen und Anstrengungen er zu Gunsten der Seinigen macht, wie er ackert, gärtnert, anpflanzt, den Wiesen- und Bergbau betreibt, wie er dem Waidwerke fröhnt, wie er bauen und künstlern läßt, wie er mit Gelehrten und Künstlern bis Köln, Mainz, Marburg und Frankfurt Fühlung hat und welche Aufträge er den letztern gibt. Er hat stellenweise Lebensregeln und fromme Anmuthungen in Versen seinen Tagebüchern einfließen lassen, und mehrere lateinische Carmina, darunter das „Genius aulicus“ in allerhand Versmaßen verfaßt, die später mit den Poemata Ferdinandi lib. Baronis de Furstenberg … edirt sind, wie er auch selbst von seinem Zeitgenossen, dem Soester Propst Godfried Gropper wegen seiner Bemühungen und Entbehrungen um des Glaubens willen in lateinischen Dichtungen gefeiert wurde. Er hatte 17 Kinder, 8 mit seiner Ehefrau Elisabeth Spiegel zu Peckelsheim († den 1. Juni 1587), 9 in einer morganatischen Ehe.

A. Döring, Geschichte des Gymnasiums in Dortmund S. 70, 127. Leben und Wirken Caspars von Fürstenberg. Nach dessen Tagebüchern. Von Franz Ign. Pieler. 1873. (F. de Fürstenberg), Monumenta Paderbornensia ed. Elseviriana 1672, p. 293–294. Denkmale des Landes Paderborn, … von Ferdinand Freiherrn von Fürstenberg … von Franz Jos. Micus 1844. S. 499 ff.