ADB:Esterházy von Galántha, Paul Anton Fürst

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Artikel „Eszterhazy von Gálántha, Paul Anton (III.) Fürst“ von Anton Victor Felgel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 388–390, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Esterh%C3%A1zy_von_Gal%C3%A1ntha,_Paul_Anton_F%C3%BCrst&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 15:25 Uhr UTC)
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Eszterhazy: Paul Anton (III.), Fürst E. von Gálántha, geb. den 10. März 1786, ältester Sohn des Fürsten Nikolaus (k. k. Feldzeugmeister, geb. den 12. Decbr. 1765, † den 24. Novbr. 1833) und der Fürstin Marie (geb. Prinzessin von Liechtenstein), durch sorgfältige Erziehung besonders für die diplomatische Laufbahn vorbereitet, wurde im Mai 1806 zum k. k. Legationssecretär am Londoner Hofe an die Stelle des nach Dresden versetzten Grafen Zichy ernannt. Später der österreichischen Botschaft in Paris zugetheilt, kam er mit wichtigen Berichten Metternich’s am 28. April 1808 wieder nach Wien. Nach Paris zurückgekehrt, blieb er bei dem österreichischen Botschafter Metternich, als dieser dort zurückgehalten wurde und dann unter Escorte nach Wien reiste. Am 23. Febr. 1810 verließ E. Wien, beauftragt, den Prinzen von Neufchâtel, als dieser für Napoleon um die Hand der österreichischen Erzherzogin Marie Louise warb, an der österreichischen Grenze zu empfangen. Nachdem E. schon im März 1810 zum Gesandten in Dresden vorgeschlagen worden war, wurde am 30. Juni 1810 dem Kaiser das Beglaubigungsschreiben und die vom Fürsten E. für sich selbst entworfene Punctation zur Dienstinstruction vorgelegt. Trotz mannigfacher Mängel enthält dieser Entwurf unstreitig viele gute und richtige Gedanken und Beobachtungen aus den Ereignissen der unmittelbar vorhergegangenen Zeit und bezüglich der Verhältnisse Sachsens zu Oesterreich, Frankreich und dem Rheinbunde. Bei den Hauptangelegenheiten, welche damals zwischen Oesterreich und Sachsen-Warschau schwebten, nämlich die Vollziehung des Friedensschlusses rücksichtlich der böhmischen Enclaven und der Salzwerke zu Wieliczka, war übrigens E. weniger thätig, dieselben wurden zumeist in Wien verhandelt. Am 18. Juni 1812 vermählte sich E. mit Maria Theresia (geb. 6. Juli 1794), Tochter des Fürsten Karl Alexander von Thurn und Taxis. Kaiser Franz I. bestätigte auf Bitten der Väter des Brautpaares den Ehevertrag, den Fürst Trautmannsdorf in des Kaisers Namen unterzeichnete. Im April 1813 wurde E. mit neuen Instructionen nach Dresden gesendet. Er hatte dem Grafen Senft gegenüber eine sehr bestimmte Sprache zu führen, ihm zu erklären, daß Sachsen, wenn es seine Existenz liebe, sich der den wahren Frieden Europa’s bezweckenden Politik Oesterreichs anschließen müsse, und daß Oesterreich entschieden die politische Führerschaft Deutschlands beanspruche. Wenn jedoch der König vor der beabsichtigten Reise nach Prag keine wesentlichen Verbindlichkeiten einzugehen gesonnen wäre, sollte E. diese Reise, von der man in der augenblicklichen Lage der Dinge alles hoffte, darum nicht aufhalten. In der That kam es zum Abschluß eines geheimen Vertrages (zu Linz am 23. April 1813) zwischen Sachsen und Oesterreich. Den von österreichischer Seite daran geknüpften Erwartungen entsprach freilich die weitere Haltung Sachsens nicht. Durch den bald erfolgten Kriegsausbruch trat E. außer Activität. Vom November 1813 bis Juni 1814 blieb er nun dem kaiserlichen Feldhoflager zugetheilt. In das J. 1814 fällt seine Reise nach Frankreich und nach London. Wiederholt wird er mit geheimen Sendungen betraut: am 3. März 1814 von Chaumont nach Chatillon, wo damals der ergebnißlose Friedenscongreß tagte; am 5. März Abends kehrte er wieder nach Chaumont zurück. Am 11. April Mittags schickte [389] Metternich ihn und den Fürsten Wenzel Liechtenstein aus Paris nach Orléans mit einem Briefe an die Kaiserin Marie Louise. In demselben wurde sie von Metternich eingeladen, sich ohne Zeitverlust nach Rambouillet zu begeben, wo sie mit ihrem Vater eine Zusammenkunft haben werde. Am 12. April trafen die beiden Abgesandten in Orléans ein. Sie wußten die Kaiserin zu bewegen, noch am Abende desselben Tages abzureisen und gelangten mit ihr am 13. Mittags nach Rambouillet. E. eilte, das Schreiben, worin Marie Louise ihre Ankunft meldete, ihrem kaiserlichen Vater zu überbringen. Im Herbste 1814 begleitete er seinen Vater auf dessen geheimer Sendung nach Rom. Am 1. Sept. trat er die Rückreise an, ein päpstliches Antwortschreiben dem Kaiser bringend. Nach dem Tode des Grafen Merveldt (am 5. Juli 1815) sprach der Prinz Regent von England den Wunsch aus, den Fürsten E. an Merveldt’s Stelle zum österreichischen Botschafter ernannt zu sehen. Diese Wahl schien auch dem kaiserlichen Interesse ganz entsprechend. Mit der Kenntniß des Landes und der Sprache verband E. noch den Vortheil der Verwandtschaft mit der königlichen Familie durch seine Gemahlin. Da der Prinz Regent einen besonderen Werth auf die baldige Ernennung des neuen Botschafters legte, so schlug Metternich am 27. August 1815 E. zu diesem Posten vor, am 28. August schon genehmigte der Kaiser diesen Vorschlag und am 24. September verließ E. Wien. Im folgenden Jahre erhielt er die Geheimrathswürde. 1824 war er ausersehen, den Baron Vincent als österreichischen Botschafter in Paris zu ersetzen. Inzwischen starb Ludwig XVIII. Nun ward E. vorerst als außerordentlicher Botschafter zur Krönung Karls X. nach Rheims abgeordnet. Nach Beendigung dieser Ceremonie sollte die Abberufung des Freiherrn v. Vincent und die Beglaubigung Eszterhazy’s als ordentlicher Botschafter in Paris erfolgen. Doch kam es nicht dazu. E. kehrte wieder nach London zurück. Dort genoß er die volle Gunst des Königs Georg IV. Im J. 1830 Ritter des goldenen Vließes geworden, nahm er an den Londoner Conferenzen zur Constituirung Belgiens 1830–36 als erster Bevollmächtigter Oesterreichs wesentlichen Antheil. 1841 kam er mit Urlaub nach Wien. Auf der Rückreise nach England erkrankte er in Nürnberg. 1842 kehrte E. nach Wien zurück, erbat und erhielt seine Abberufung. In seiner Heimath Obergespan des Oedenburger[WS 1] Comitates und seit 1847 Präsident der ungarischen naturhistorischen Gesellschaft, trat er, als Bathyany 1848 das erste ungarische Ministerium bildete, als ungarischer Minister am kaiserlichen Hoflager in dasselbe ein, indem er hoffte, in dieser Stellung zwischen Krone und Volk vermitteln zu können. Im Mai 1848 folgte er dem Kaiser nach Innsbruck, bemüht die Differenzen mit Jellachich[WS 2], dem Banus von Croatien, zu schlichten. Bald überzeugte er sich von der Unmöglichkeit eines friedlichen Ausgleiches und trat im August 1848 aus dem Ministerium. Ende September verließ E. Wien und ging auf seinen Landsitz nach Eisenstadt, wo er durch Drohungen des Landsturmes festgehalten wurde, bis kaiserliche Truppen ihn befreiten, worauf er sich an das kaiserliche Hoflager nach Olmütz begab. Im J. 1856 wurde er als Krönungsbotschafter nach Moskau gesandt. Den Rest seines Lebens verlebte er, fern von allen öffentlichen Geschäften, auf seinen Besitzungen in Baiern und Ungarn. Sein Lebensabend war vielfach getrübt durch die Geldklemme, in die er gerathen war. Durch den Tod seines Vaters – 24. Novbr. 1838 – Chef der begütertsten Familie Oesterreichs – ja des Continents – geworden (die fürstlichen Domänen umfaßten ein Gebiet von 93 Quadratmeilen mit 720000 Joch eigenen Grundes), fand er das Majorat schon ziemlich verschuldet. Im J. 1836 nahm er ein Lottoanlehen von 7 Mill., 1844 eine partielle Anleihe von 6½ Mill. auf; 10 Millionen, welche der Fürst in Grundentlastungs-Obligationen erhielt, verzögerten die Katastrophe, verhinderten [390] sie aber nicht. Die Schuldenlast betrug 1860 schon 24 Millionen, denen ein Erträgniß von 791000 Gulden entgegenstand, das nicht einmal hinreichte, auch nur die Zinsen zu zahlen. Ein Aufsatz J. Wessely’s in der österreichischen Revue (1864) gibt eine klare Uebersicht und interessante Aufschlüsse über die Geschichte der Eszterhazy’schen Katastrophe, über die Versuche, welche zur Rettung und Ordnung der verworrenen Verhältnisse gemacht wurden. Ueber den verschwenderischen Glanz, die orientalische Pracht, welche E. entfaltete, enthalten die damaligen Zeitungen zahllose Anekdoten. Ein warmer Freund, ein großmüthiger Gönner der Künste und Wissenschaften, wohlthätig, freundlich und leutselig gegen Jedermann, war er in Wien eine allbekannte, beliebte Persönlichkeit. Gentz nannte ihn „den ersten österreichischen Cavalier“. Nach längerer Krankheit starb er am 21. Mai 1866 in Regensburg, wo er sich seit seiner Insolvenzerklärung bei seinem Schwager, dem Fürsten von Thurn und Taxis, aufgehalten hatte.

Acten des k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchives in Wien. – Die Artikel über ihn in Wurzb., Biogr. Lex. IV. (Wien 1818) S. 105 und Unsere Zeit (Neue Folge, Bd. II. Abth. 2. S. 63–65) und die vielen Nekrologe in Zeitungsblättern enthalten alle mehrere unrichtige Daten.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. ungarischer Name Sopron
  2. Joseph Jelačić von Bužim (1801–1859), Feldherr und Ban von Kroatien