ADB:Ehrenfels, Josef Michael Freiherr von

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Artikel „Ehrenfels, Josef Michael Freiherr v.“ von William Löbe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 711–712, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ehrenfels,_Josef_Michael_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 16:45 Uhr UTC)
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Ehrenfels: Joseph Michael Freiherr v. E., niederösterreichischer Landstand und Herrschaftsbesitzer, geb. 1767, † am 9. März 1843 zu Untermaidling bei Wien. Er war einer der genialsten und bestunterrichteten Landwirthe seiner Zeit. Sein blühender Stil verlieh seinen Abhandlungen und Schriften einen eigenen Reiz, er wußte seine Sache mit so viel Kenntnissen und Scharfsinn, mit solcher Beharrlichkeit zu führen, daß man dabei herausfühlen konnte, sein Kampf gelte nur der Sache und nicht einem persönlichen Interesse. Selbst nicht der glücklichste Schafzüchter, gebührt ihm doch das große Verdienst, daß [712] er in Oesterreich zuerst darauf aufmerksam machte, daß es für den Schafzüchter noch ein höheres Ziel gebe, als blos viele und dabei meist nicht sehr feine, sondern mehr derbe, rauhe, als milde, seidenartige Wolle zu züchten. Er war es, welcher zuerst das Electoralschaf für das feinste Schaf Europa’s erklärte. Er schrieb 1805 eine „Höhere Schafzucht“, worin die Bedeutung des Electoralschafes in jenem Sinne dargethan und die Originalität in der Zucht als einzig sichere Basis bezeichnet war. Er kämpfte mit Wort und Beispiel für das Electoralschaf, schrieb als Gegner Thaer’s eine Vertheidigung desselben und vollendete den Ausbau der sächsischen Schule („System der Schafzucht und Wollkunde“), ohne derselben ein festes Fundament gegeben und seine Irrthümer eingesehen zu haben. Ihm verdankte die damalige Veterinärkunde ein Mittel gegen die Klauenseuche. Sehr verdienstlich wirkte er auch für die österreichische Bienenzüchtung, auf deren unwürdigen Zustand er schon in der ersten Periode seiner landwirthschaftlichen Thätigkeit aufmerksam machte. Der Plan, die Ausbreitung der Bienenzucht durch Actien zu veranlassen, mußte wegen Mangel an tüchtigen Bienenmeistern wieder aufgegeben werden. E. stellte deshalb selbst in dem Theresianum eine große Bienenzucht auf und hielt öffentliche Vorlesungen über dieselbe. Später etablirte er mit Rohrmoser eine Bienenzucht von 150 Stöcken in der Brigittenau. Dieselbe war lange Zeit eine öffentliche praktische Schule für alle Bienenfreunde der Umgegend. Leider wurde diese Bienenzucht in den französischen Kriegen zwei Mal fast ganz zerstört. 1808 kaufte E. die vereinten Herrschaften Lichtenau, Brunn am Wald und Allentigschwend im Viertel ob dem Mannhartsberg, wo er eine höhere Anstalt für Bienenzucht errichtete. Neben seiner reichen praktischen Thätigkeit war E. auch ein fruchtbarer Schriftsteller. Er schrieb: „Erdmann Hülfreich’s Unterricht für Bauersleute über die Krankheiten der Pferde, des Rindviehes, der Schafe und Schweine“, Leipzig 1790, neue Aufl. 1803; „Ueber die Krankheiten und Verletzungen der Frucht- und Gartenbäume“, Breslau 1795; „Judtmann, Anleitung zum Wiesen- und Futterbau“, Leipzig 1791; „Hülfreich’s Handbüchlein für Bauersleute“, 4. Auflage, Wien 1809; „Plan und Einladung zur Errichtung einer vaterländischen Bienengesellschaft durch Actien“, Wien 1799; „Die höhere Schafzucht“, Wien 1808; „Ueber das Electoralschaf und die Electoralwolle“, Prag 1822; „Hülfreich, Auf eigene Erfahrung gegründete Anweisung zur Bienenzucht in Körben, Magazinen, Lagerstöcken ohne Künstelei“, Leipzig 1804, neue Auflage 1820; „Wie kann die gesunkene Landwirthschaft und der dadurch gesunkene Bodenwerth wieder gehoben werden?“ Prag 1828; „Ueber die Drehkrankheit der Schafe“, Wien 1824; „Die Bienenzucht nach Grundsätzen der Theorie und Erfahrung“, Prag 1829; „Die Hochpunkte der heutigen deutschen Landwirthschaft“, Prag 1829; „Geschichtliche Darstellung meiner neuen Schafcultur“, Prag 1831.

Oekonomische Neuigkeiten und Verhandlungen 1816 und 1843. II.