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Artikel „Eckhart, Melchior“ von Adolf Schimmelpfennig in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 632–633, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eckhart,_Melchior&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 00:04 Uhr UTC)
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Eckhart: Melchior E. (Eccardus), herzogl. ölsnischer Superintendent, Sohn eines Parchners und 18. Octbr. 1555 in Chemnitz im Erzgebirge geboren, † 20. Jan. 1616 in Oels, kam 1568 auf Empfehlung des Chemnitzer Superintendenten als Alumnus nach Schulpforta und bezog 1573 im Herbst mit einem kurfürstlichen Stipendium die Universität Leipzig, wo er zunächst humanistische Studien betrieb. Seine Neigung zog ihn zur Medicin; nachdem sich jedoch Aussichten, junge Adeliche als Hofmeister auf Universitäten des Auslandes zu begleiten, wiederholt zerschlagen hatten, erwählte er das Studium der Theologie, welches er in Wittenberg beendigte. Von dort ging er 1578 als Erzieher der Söhne eines Arztes nach Görlitz, das Jahr darauf aber nach Lauban, wohin ihn der Rath als Collegen an die dortige Schule berufen hatte, aus welcher Stelle er 1580 in das Rectorat aufrückte. Seines Schwiegervaters Sigismund Suevus, damals Pfarrer in Lauban, Berufung nach Breslau bestimmte ihn, 1584 sein Amt niederzulegen und sein Glück in Schlesien zu versuchen. Er hatte diesen Schritt nicht zu bereuen. Kaum in Breslau angekommen, erhielt er die Berufung zum Pfarrer in Domatschine bei Oels; er nahm die sehr bescheidene Stelle an und wurde 12. April 1585 in Liegnitz ordinirt. Die seltene Begabung des jungen, mit dem Secretarius des Herzogs von Oels verschwägerten Pfarrers machten ihn in Oels und am dortigen Hofe schnell bekannt und so wurde er 1586 auf Wunsch des Herzogs vom dortigen Rathe dem alten Superintendenten Valentin Leo für sein Pfarramt an der Schloßkirche adjungirt und nach dessen Tode 1592 vom Herzog [633] zum Superintendenten des Fürstenthums bestellt. Von Haus aus eine friedfertige Natur, verschmähte es E., in Pforta in Melanchthon’schem Geiste erzogen, sich in die theologischen Händel seiner Zeit zu mischen und widmete dafür seine ganze Kraft dem ihm übertragenen Amte. Um Einheit in den Ceremonien herzustellen, mit denen es bisher jeder nach Belieben gehalten, verfaßte E. eine Agende, welche 1593 auf Befehl des Herzogs in allen Kirchen des Fürstenthums eingeführt wurde; sie ist bis in den Anfang dieses Jahrhunderts im Gebrauch geblieben. Um den wissenschaftlichen Sinn seiner Geistlichkeit vor dem Verkommen und um Zwiespalt in der Lehre zu verhüten, stellte er die unter seinem Vorgänger in Verfall gerathenen Priesterconvente wieder her und erfüllte sie mit neuem Leben. Sie wurden jährlich zweimal gehalten und in seiner ganzen Amtszeit ist nicht ein einziger ausgefallen. Die in der Weise der auf Universitäten üblichen Disputationen geführten Verhandlungen, denen Melanchthon’s Loci zu Grunde gelegt waren, wurden durch ein von E. verfaßtes und an die Thüren der Schloßkirche angeschlagenes, später, als sich in Oels eine Druckerei etablirt hatte, jedesmal gedrucktes lateinisches Programm eingeleitet. Jeder Geistliche hatte außerdem über den abgehandelten Locus seine Confession lateinisch dem Superintendenten einzureichen; so wurden auch die Trägen zum Studiren gezwungen. Die auf Eckhart’s Betreiben vom Fürsten gegründete Kirchenbibliothek bot den Fleißigen die zur Fortbildung unentbehrlichen Hülfsmittel. Ebenso lag ihm die Schule am Herzen, welche er, früher selbst Schulmann, den Anforderungen der Zeit entsprechend umgestaltete. Vom Kurfürsten von Sachsen in seinen Dienst zurückgefordert, blieb er auf die Verwendung seines Fürsten seinem gesegneten Wirkungskreise erhalten; die Kirche des Fürstenthums Oels aber hat mit dem ihr von E. aufgeprägten Typus auch dankbar sein Gedächtniß bewahrt. Classisch durchgebildet, wie wenige seiner Zeitgenossen, schrieb er Lateinisch und Griechisch gleich fließend; seine Gedichte in beiden Sprachen, von denen wenig gedruckt ist, zeugen von nicht gemeiner Begabung. Trotz seiner großen Geschäftslast und seiner ausgebreiteten Correspondenz, von 1592–1600 handschriftlich vorhanden, hat er außer mehreren Gelegenheitsgedichten und Schulschriften für seine Kirche Advents- und Passionsandachten verfaßt, welche in den Wochengebeten der betreffenden Zeiten verlesen wurden, und für die Gemeinde eine „Erklärung der 7 Bußpsalmen in 37 Predigten“, 1597, ein „Beicht- und Betbuch“, 1599 und andere ascetische Schriften. Sein Symbolum war: Scio, cui credidi.

Vgl. die Personalien, welche der ihm gehaltenen Leichenpredigt angehängt sind. (Ungenau in den darin über Eckhart’s Jugend- und Studienzeit gegebenen Daten.) Aus ihnen schöpfen Fuchs, Reformationsgesch. des Fürstenthums Oels S. 177 und Ehrhardt, Presbyterologie I. 661. Manes Eccardini. Olsnae 1616. Sinapius’ Olsnographia I. 386.