ADB:Eckhart, Johann Gottlieb von

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Eckhart, Johann Gottlob“ von Bernhard Erdmannsdörffer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 631–632, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eckhart,_Johann_Gottlieb_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 20:56 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Eckhart, Melchior
Band 5 (1877), S. 631–632 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Johann Gottlob Eckhart in Wikidata
GND-Nummer 118911384
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|631|632|Eckhart, Johann Gottlob|Bernhard Erdmannsdörffer|ADB:Eckhart, Johann Gottlieb von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118911384}}    

Eckhart: Johann Gottlob E. (auch Eckhardt oder Eckart), preußischer Staatsökonom und Finanzmann im Dienste Friedrich Wilhelms I. Er stammte aus Bernburg, war in jüngeren Jahren als Wirthschaftsbeamter in niederen Stellungen an verschiedenen Stellen thätig gewesen, hatte als ökonomischer Projectenmacher einiges Aufsehen erregt und durch eine Schrift unter dem Titel „Experimentalökonomie“ sich einen Namen gemacht, bis ihm endlich eine bedeutendere Lebensstellung dadurch zu Theil wurde, daß er sich dem König Friedrich Wilhelm I. durch eine von ihm erfundene Verbesserung der Kamine empfahl, die zugleich dem Rauchen derselben abhalf und eine wesentliche Holzersparniß ermöglichte. Der Berliner Volkswitz legte ihm später in Erinnerung an diesen Ursprung seines Einflusses den Spottnamen „Kaminrath“ bei; der König aber, in seiner lebhaften Empfänglichkeit für alles, was Ersparnisse verhieß, nahm E. in seine Dienste und beauftragte ihn, seine Erfindung überall auf den königlichen Domainen für die Brauereien und Branntweinbrennereien durchzuführen. Der Erfolg war günstig; E. erzielte erklecklichen Mehrgewinn für die königlichen Cassen; auch eine von ihm in Potsdam für den König angelegte Bierbrauerei hatte gute Resultate, und er erhielt in Folge dessen den Auftrag, die Brauereien in allen königlichen Domanialämtern der Mark nach seiner Methode umzugestalten (1737). Diese Arbeit brachte ihn in die Lage, sich auch mit den Verhältnissen der märkischen Städte genauer bekannt zu machen und auf die größeren Einnahmen hinzuweisen, die der König aus ihnen ziehen könne, wenn er die Ueberschüsse der städtischen Kämmereicassen für die königlichen Cassen in Anspruch nehme. Friedrich Wilhelm ging auf diese Pläne ein, die sich ihm, auf Kosten der Städte, sehr vortheilhaft erwiesen und E. in seiner Gunst immer mehr befestigten. Er erhob ihn in den Adelstand (1738), verlieh ihm den Orden de la générosité, ernannte ihn zum geheimen Kriegs- und Domainenrath, der sogar mit Uebergehung der Centralbehörde des Generaldirectoriums seine Berichte unmittelbar an den König selbst richten durfte. Er schenkte ihm ein stattliches neuerbautes Palais in Berlin (das nachmalige Seehandlungsgebäude), und es soll sogar seine Absicht gewesen sein, E. als Vicepräsident des Generaldirectoriums an die Spitze der gesammten Verwaltung zu setzen. Es ist kaum zu bezweifeln, daß Friedrich Wilhelm in einseitiger Berücksichtigung seiner fiscalischen Interessen den Werth des thätigen und projectenreichen Mannes sehr überschätzte. Von den Zeitgenossen hören wir sonst fast nur ungünstige Urtheile über ihn; Friedrich der Große nennt ihn: „un homme obscur d’un esprit malfaisant et rusé, une espèce d’adepte qui faisoit de l’or pour les souverains aux dépens de la bourse des sujets“. Nach Emporkömmlingsweise mißbrauchte er wol nicht selten die ihm von der Gunst des Königs anvertraute Gewalt durch übermüthiges und brutales Verfahren; die öffentliche Meinung legte ihm vieles von dem zur Last, was in den [632] letzten Jahren Friedrich Wilhelms als steigende Belastung der Unterthanen empfunden wurde. In Pommern und in Preußen, wohin er zuletzt geschickt wurde, um die in der Mark erprobten Reformen auch dort einzuführen, gerieth er mit den Behörden in die lebhaftesten Conflicte, wobei der König, auch wenn er ihm Mäßigung anempfahl, sich doch principiell durchaus auf seine Seite stellte. Mit dem Tode Friedrich Wilhelms aber nahm die Macht des Günstlings ein rasches Ende. Während Friedrich der Große im übrigen die Räthe seines Vaters zunächst beibehielt, wurde E. sofort von ihm entlassen, seiner Aemter und Ehren beraubt und des Landes verwiesen (Juni 1740). Von da an verschwindet er uns aus den Augen; er soll im Anhaltischen in dürftigen Verhältnissen gestorben sein.

König, Berlin, Theil I. (Benckendorf), Charakterzüge Friedrich Wilhelms I., Sammlung 2 und 11. Pöllnitz, Mémoires T. I. Stenzel, Gesch. des preuß. Staates III. 683 ff.

E. hat sich in dem oben genannten Werke: „Vollständige Experimentalökonomie über das vegetabilische, animalische und mineralische Reich“ etc. unter den auf Empirik sich stützenden Experimentalökonomen jener Zeit hervorgethan. In diesem Werke behandelte E. die Kenntniß vom Acker, die Lehre vom Feld- und Wiesenbau, von der Behandlung und Verwerthung der Früchte; von der Viehzucht und den technischen Nebengewerben, sowie die Haushaltungskunst, die Hofcameralökonomie und den Bergbau.

Sein Verdienst war es, eine große Summe von Kenntnissen und Erfahrungen, welche er sich auf vielen Reisen sowie in einer ausgebreiteten cameralistischen Praxis erworben hatte, in jenem Werke niedergelegt und darauf wohlerwogene Rathschläge gebaut zu haben. Entging ihm die naturwissenschaftliche Kenntniß, um sich über die Empirie des Landbaues jener Zeit zu erheben, so hatte er doch seiner Lehre von der Viehzucht und dem Bergbau durch sein scharfsinniges Urtheil und das Streben, alle Mängel in den bezüglichen Einrichtungen bloszustellen, einen wahren Schatz von werthvollen Grundsätzen und Regeln mitgegeben. Seine Experimentalökonomie erschien in mehreren Auflagen, nach Eckhart’s Tode nochmals in einer von L. Suckow umgearbeiteten Ausgabe (1782), welche bis gegen Ende des Jahrhunderts in Ansehen blieb.