ADB:Eberhard, Ernst Friedrich

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Artikel „Eberhard, Ernst Friedrich“ von Alfred Eberhard in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 567–568, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eberhard,_Ernst_Friedrich&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 17:22 Uhr UTC)
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Eberhard: Ernst Friedrich E., Naturforscher, Philolog und Pädagog, geboren zu Coburg 18. März 1809, † ebenda 9. Septbr. 1868. Nach Absolvirung des Gymnasiums seiner Vaterstadt studirte er in Jena, Halle und Berlin Philologie und Philosophie (1827–32). Mehr noch als Lachmann’s kritische Schärfe zog ihn an die auf lebendige Erfassung eines Ganzen gerichtete Begeisterung Böckh’s und vor allen Reisig’s (s. Progr. 1840). Von Philosophen fesselten ihn hauptsächlich Fries und Schleiermacher. Nachdem E. das Oberlehrerexamen in Berlin bestanden und auf Grund einer Abhandlung über die homerischen Hymnen in Jena promovirt hatte, trat er am Joachimsthal’schen Gymnasium in Berlin ein, ging aber nach ganz kurzer Zeit (Febr. 1834) als Professor an das Gymnasium nach Coburg und erhielt bald darauf auch die Leitung der herzogl. Bibliothek daselbst übertragen. Zu seinem philologischen Unterricht mußte E., da sich der Mathematicus der Anstalt politisch unmöglich machte, darauf auch dessen Fächer übernehmen. Und dieses neue Feld bearbeitete er mit immer steigendem Eifer. Ueber seinen philologischen Studien dagegen waltete ein eigenthümliches Mißgeschick. Auf Bernhardy’s Einladung hatte er die Bearbeitung einiger philosophischen Schriften des Cicero übernommen, aber die Arbeiten Madvig’s, besonders seine Ausgabe der Bücher De finibus nahmen ihm so viel auch von ihm gefundenes vorweg, daß er alle Lust an der Ausführung dieser Studien verlor. Trotzdem sind auch heute noch manche von seinen zahlreichen Verbesserungen zu philosophischen und rhetorischen Schriften, den Briefen und einzelnen Reden des Cicero von Werth (s. A. Eberhard, Lect. Tull. 1872 und Cic. or. XVIII praef.). Bei Aristoteles und Plato, die E. fortwährend las, faßte er weit überwiegend den sachlichen Inhalt ins Auge, und diese seine Grundrichtung führte ihn mehr und mehr den Naturwissenschaften zu und zwar besonders der Physik, der Meteorologie und jeder Art mikroskopischer Untersuchungen. So übernahm er gerne die Organisation der Realschule in Coburg (1848) und später auch die Direction der Baugewerkschule. Bis 1861, wo er Schulrath wurde, leitete er die sämmtlichen städtischen Schulen; auch bei der Umgestaltung des ganzen Schulwesens im Herzogthume wirkte er entscheidend mit (s. Schmid’s Encyklopädie). Mehrere lockende Rufe – als Professor nach Jena, als Ministerialrath nach Weimar, als Director nach St. Petersburg u. a. – konnten ihn nicht bewegen, den Kreis zu verlassen, wo er so viel Segen stiftete. Die ausnahmslose Anhänglichkeit seiner Schüler, die er in seltener Weise anzuregen und an seine Person zu ketten verstand, bot ihm Ersatz [568] für manche Rücksichtslosigkeit von anderer Seite. Hoch erfreute ihn die Ernennung zum Mitglied der Leopoldo-Carolinischen Akademie der Naturforscher (1861). Still und glücklich lebte er seinem Berufe, seinen Studien, seiner Familie, dem Verkehr mit seinen zahlreichen wissenschaftlichen Freunden. Am öffentlichen Leben hat er sich seit 1847 als Stadtverordneter und in hervorragender Weise 1848, 1849 als Hauptführer der Verfassungspartei in Coburg betheiligt. In diesen Jahren war er ein eifriger Mitarbeiter mehrerer politischen Zeitschriften (z. B. der Augsb. Allg. Z.). Von den größeren Werken, die er in seiner Jugend vorbereitete, war ihm trotz rastloser Thätigkeit nicht eines zu vollenden beschieden; dagegen hat er eine bedeutende Zahl von Programmen verfaßt, die wegen der Gediegenheit des Inhalts und der liebenswürdigen Darstellung weite Verbreitung fanden. Die wichtigeren derselben sind folgende: „Das Licht nach Aristoteles“, 1836; „Der Traum nach Aristoteles“, 1838; „Reisig’s Vorlesungen über Hor. Sat. I. 1“, 1840; „Die Menschenrassen“, 1842 (machte ungemeines Aufsehen; wiederholt abgedruckt); „Zwei Fragen aus der Lehre vom Leben des Auges“, 1844; „Klimatographie Coburgs“, 1846, 1856; „Zweck der Realschule“, 1850; „Ueber Disciplin“, 1851; „Stellung d. Lat. in der Realsch.“; „Eth. Seite im Schulwirken“; „Bedeutung des Gehorsams in d. Erziehung“; „Ueber Mädchenerziehung“, 1852; „Die beklagte Hinfälligkeit der Schulerwerbnisse“, 1853; „Riemann“, 1854; „Die häusl. Arb. der Schule“, 1857; „Infusorien“, 1858, 1862 und „Schneckenzungen“, 1865, mit Tafeln; „Die Fortpflanzung der Trichinen“; vgl. Ztschr. f. w. Zool. 18, 1; „Die Gesundheitspflege in der Schule“, 1860; „Was ist Bildung? … Wie nimmt sich unsere Zeit aus im Lichte des Bildungsideales?“ 1864 (wiederholt abgedruckt).