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Artikel „Drebbel, Cornelis“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 384, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Drebbel,_Cornelis&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 02:00 Uhr UTC)
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Drebbel: Cornelis D., Physiker geb. zu Alkmaar 1572, † zu London 1634. Die viel und bis vor wenigen Jahrzehnten verbreitete Sage machte D. zu einem holländischen Bauern und zum Erfinder des Thermometers, welcher z. B. in Lambert’s Pyrometrie (Berlin 1779 §. 57 ff.) geradezu als Drebbelscher Thermometer bezeichnet wird. Richtig wird wol sein, daß D., eines Landmanns Sohn, nach einer dem Studium gewidmeten Jugend und nachdem er schon bei Kaiser Rudolf II. in Gunst gestanden zum Erzieher der Söhne Kaiser Ferdinands II. ernannt wurde. Diese Stellung behielt er bis zu seiner Gefangennahme in Prag durch die Truppen Friedrichs V. von der Pfalz 1620, aus welcher ihn die Fürsprache König Jacobs I. von England (des Schwiegervaters Friedrichs V.) befreite, dem er verschiedene mechanische Kunstwerke zugeeignet hatte. D. scheint sich nun nach England begeben zu haben, wo er am Hofe große Gunst genoß und wo er bis zu seinem Tode blieb. Drebbel’s Ansprüche auf Erfindung des Thermometers sind durchaus unbegründet. Dieselbe gehört vielmehr aller Wahrscheinlichkeit nach Galiläi zu. D. hat nur in seinem zuerst holländisch, dann 1621 in lateinischer Uebersetzung durch Lauremberg herausgegebenen Werke „De natura elementorum etc.“ einen Versuch beschrieben, wonach Flüssigkeit in einer Retorte, deren Hals unter Wasser mündet, erhitzt in Blasengestalt durch das Wasser entweicht, und wonach, wenn hierauf bei Wegnahme der Wärmequelle die Retorte erkaltet, Wasser in dieselbe hinaufsteige. Begründet scheint dagegen die zufällig durch D. gemachte Erfindung einer schönen Scharlachfarbe mittelst Zusatz von Zinnsolution zu Cochenilleextract. Auch scheint er die Wirkung erwärmter Luft als treibender Kraft frühzeitig erkannt zu haben. Um 1603 nämlich construirte er ein Clavicymbel, dessen Thürflügel bei darauf scheinender Sonne sich von selbst eröffneten, welches nur aus dem genannten Principe erklärt werden kann.

Vgl. Lambert, Pyrometrie §. 24–25, 57 ff. und 497–498. Joh. Beckmann, Beiträge zur Geschichte der Erfindungen, Bd. III S. 43, Leipzig 1790. Ferd. Hoefer, Histoire de la Chimie, T. II. p. 128, Paris 1869.