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Artikel „Destouches, Franz Seraph v.“ von Rochus von Liliencron in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 77–78, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Destouches,_Franz&oldid=- (Version vom 5. Oktober 2024, 08:54 Uhr UTC)
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Destouches: Franz Seraph v. D., Musiker, geb. zu München am 21. Januar 1772, † daselbst am 10. December 1844. Die D. sind eine bis ins 13. Jahrhundert nachweisbare französische Familie. Ihr berühmtester Sprosse in Frankreich ist der Lustspieldichter, Diplomat und Minister Philipp Nericault D., † 1754. Von seinen Lustspielen, die bekanntlich auch auf der deutschen Bühne höchst beliebt waren, erschien 1756 eine deutsche Gesammtausgabe. Ein Zweig der Familie lebte in den Niederlanden; von hier folgte Claudius D. dem Kurfürsten Max Emanuel in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach München. Sein Enkel war Franz von D., den der Vater, nachdem er ihn zuerst bei dem Augustiner Theod. Grünberger in der Musik hatte unterweisen lassen, zu Joseph Haydn schickte. D. ward Cellist in der Esterhazy’schen Capelle. 1791 nach München zurückgekehrt, schrieb er dort seine erste Oper „Die Thomasnacht“, machte darauf Concertreisen, ward 1797 Musikdirector in Erlangen, 1799 aber Concertmeister in Weimar, wo er zu Goethe, Schiller und Herder in freundschaftliche Beziehungen trat. Zu Wallenstein’s Lager, Jungfrau, Braut von Messina und Tell schrieb er Musiken; ebenso zu Werner’s Wanda, Kotzebue’s Hussiten, dazu die Operetten „Das Mißverständniß“ von Wolf und „Die blühende Aloe“, nebst Concerten, Kammer- und Kirchenmusiken („Die Anbetung am Grabe Jesu“ von Herder; Agnus dei und Messen). 1810 kehrte er nach München zurück, ging aber bald darauf als Professor der Harmonielehre an die Landshuter Universität und 1816 als Hofcapellmeister zum Landgrafen von Hessen. 1842 trieb ihn jedoch die Sehnsucht nochmals zur alten Heimath zurück, wo er gestorben ist, nachdem er noch die komische Oper „Der Teufel und der Schneider“ (Text von seinem Neffen Ulrich D.) geschrieben hatte.

Joseph Anton v. D., der ältere Bruder des vorigen, geb. 12. März 1767, trat 1788 zu München in den Staatsdienst, ward 1790 Rentkammerrath in Amberg, 1792 Hofkammerrath, 1797 Kammerfiscal, 1799 Landesdirectionsrath, 1808 Kreisrath für den Naabkreis, 1817 Kronfiscal und kehrte 1820 als Regierungsrath, auch im Reichsarchiv beschäftigt, nach München zurück. Hier ist er 1832 gestorben. 1810 hatte ihn die baierische Akademie der Wissenschaften zum correspondirenden Mitglied ernannt. Es waren nämlich seit 1799 eine Reihe historisch-statistisch-staatswirthschaftlicher Arbeiten von ihm erschienen, darunter namentlich die „Geschichte und Statistik der Oberpfalz und des Naabkreises“, 1809. 1827 folgte auch eine „Beschreibung der köngl. Haupt- und Residenzstadt München“. In weiteren Kreisen aber ward D. durch seine dramatischen Arbeiten bekannt: „Schauspiele“, 1791; „Friedrich IV. oder der Fanatismus in der Oberpfalz“, 1795; „Alix“, 1800; „Der Bürgerfreund“, 1800; „Die Rache Alberts III.“, 1804; „Graf Arco“, 1806; „Arnulph, König von Baiern“, 1820; „Zenger, vaterländ. Schauspiel“, 1822.

Auch sein Sohn Ulrich v. D., geb. zu Amberg 14. Oct. 1802, † zu [78] München 27. Jan. 1863, hat sich als Dichter und Schriftsteller bekannt gemacht. Auf dem Münchener Gymnasium und Lyceum gebildet, gründete er 1827 das Münchener Tageblatt, dessen Redaction er 1836 verließ, um als städtischer Bibliothekar in die Magistratsverwaltung einzutreten. Die von ihm unternommenen, aber nicht zu Ende geführten Arbeiten für eine Chronik der Stadt gingen nach seinem Tode in die Hände seines Sohnes Ernst (geb. 4. Jan. 1843) über. 1839 erschienen zwei Bände seiner „Erzählungen und Gedichte“, darunter das damals gern gesehene dramatische Gedicht „Der treue Uhlane“, dem später „Der Findling und die Kaiserstochter“ folgte. Besonders beliebt aber waren seine auf den Vorstadtbühnen gespielten Volksstücke „Die Bergknappen“, 1838; „Teufel und Schneider“, 1843; „Staberl auf der Eisenbahn“, 1850 und andere Staberliaden; „Das Octoberfest in München“, 1850; „Der Gang nach dem Bockkeller“, 1856 und „Der Schäfflertanz in München“, 1857.

Vgl. Ernst v. D., Aus der Jugendzeit. München 1866, S. 1 ff.