Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Commer, Franz“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 508–509, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Commer,_Franz&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 13:52 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Conn, Leopold
Band 47 (1903), S. 508–509 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Commer in der Wikipedia
Franz Commer in Wikidata
GND-Nummer 118676687
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|47|508|509|Commer, Franz|Robert Eitner|ADB:Commer, Franz}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118676687}}    

Commer: Franz C., Professor der Musik und kgl. Musikdirector, geboren am 23. Januar 1813 zu Köln a. Rh., † am 17. August 1887 zu Berlin. Als Sohn katholischer Eltern erhielt er am Jesuitencollegium in Köln seine Schulbildung und den Musikunterricht von L. Knebel und Jos. Klein. Im J. 1828 wurde er Organist bei den Carmelitern (jetzt Friedrich-Wilhelms-Gymnasium) und zugleich Sänger an der Domcapelle zu Köln. 1832 ging er zur weiteren Ausbildung in der Musik nach Berlin, wurde Schüler des kgl. Instituts für Kirchenmusik unter A. W. Bach und Rungenhagen und hörte bei A. B. Marx Vorlesungen über Musik. Seine Thätigkeit als Bibliothekar der ansehnlichen von Forkel gesammelten und vom Staate erworbenen Musikbibliothek, die Drucke und Manuscripte aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert enthielt (seit 1845 ist ein großer Theil derselben der kgl. Bibliothek überwiesen worden), erweckte sein Interesse für die alte Kunst. Als erste Arbeit unternahm er einen raisonnirenden Katalog der Bibliothek, den er dann [509] einem Vorgesetzten einreichte; dieser copirte den Katalog darauf und übergab ihn als eigene Arbeit dem Ministerium. Wenn C. auch hierbei die erhoffte Belohnung verloren ging, so genoß er doch die weit erfolgreichere Bekanntschaft mit Karl v. Winterfeld, der ein fleißiger Benutzer der Bibliothek war. Winterfeld fand an C. einen aufmerksamen und dienstfertigen Famulus, der ihm auch treu bis ans Lebensende anhing. Durch Winterfeld wurde er in die Schreib- und Ausdrucksweise des 16. Jahrhunderts eingeführt. Auch in Winterfeld’s privatem Gesangscirkel, der sich alle Wochen versammelte und nur Werke des 16. und anfangenden 17. Jahrhunderts einstudirte, trat er als thätiges, sehr brauchbares Mitglied ein, der Winterfeld in jeder Hinsicht zur Hand war und schließlich sich zum Hausfreunde emporschwang. Die Erben Winterfeld’s übergaben ihm auch im J. 1852 die Ordnung des Büchernachlasses mit der Zusicherung, daß alles, was ihm werth und lieb sei, er sich aneignen könne. C. machte davon den weitgehendsten Gebrauch und bildete durch diese Schenkung den Grundstock zu seiner späteren umfangreichen Bibliothek, die leider nach seinem Tode in alle Welt zerstreut wurde. C. war ein vortrefflicher Gesellschafter, und seine katholische Glaubensstellung machte ihn in den vornehmen katholischen Häusern in Berlin zum gern gesehenen Gast. Seine vielfachen Aemter und Titel sind alle auf die hohen Fürsprecher zurückzuführen, denn als Musiker, obwol er massenhaft Gesangswerke componirte, leistete er nur Mittelmäßiges, in der Form correct, in der Erfindung matt. Seiner liebenswürdigen Persönlichkeit hat er auch die Heirath mit einer Generalstochter zu danken, die ihm zu Liebe zur katholischen Kirche übertrat. An Aemtern bekleidete er an der St. Hedwigskirche die Stelle eines Regens chori, an der kgl. Elisabethschule, am französischen Gymnasium und an der Vorschule des Friedrich-Wilhelms-Gymnasiums war er Gesanglehrer, am Opernhause ebenfalls Gesanglehrer und Repetitor, hatte auch in vorkommenden Fällen die Orgel zu spielen. Eine seiner Hauptbeschäftigungen bestand im Spartiren alter Tonwerke des 16. und 17. Jahrhundertes und jeder freie Augenblick wurde dazu benutzt. Durch eine reichliche Geldunterstützung des preußischen Cultusministeriums war er im Stande, alle Jahre einen Band alter Werke in Partitur herauszugeben. Leider wählte er nie oder nur in Ausnahmefällen, wie die 150 Psalmen von Clemens non papa von 1556/57 im 11. Bande der Collectio operum musicorum batavorum, vollständige Werke eines Componisten, sondern griff aus jedem Werke nur ein und das andere heraus, um es mit anderen zu Sammelbänden zusammenzustellen. Seine Copien sind nicht fehlerfrei; ihr Hauptmangel besteht in der willkürlichen Veränderung der Originalschlüssel, die er nicht einmal voranstellte und dadurch den alten Schlüsselfamilien, die sich einheitlich beliebig transponiren lassen, ihren Charakter benahm. Trotz vielfacher Einsprüche und Belehrungen über den Charakter der alten Schlüsselfamilien ging er von seiner Art der Transponirung nicht ab. In meinem Verzeichniß neuer Ausgaben alter Musikwerke (Berlin 1871) findet man die Ausgaben Commer’s genau verzeichnet. Nach diesem Jahre erschien die Musica sacra noch bis zum 28. Bande. Ein Verzeichniß eigener Compositionen, theils im Druck, theils im Manuscript, gibt Ledebur, bestehend aus geistlichen mehrstimmigen Gesängen für Männerchor, bis opus 51, Liedern für eine und mehrere Stimmen mit Pianoforte und ohne Begleitung und einigen wenigen Stücken für Pianoforte. Alle größeren Compositionen, wie mehrere Oratorien, Messen, die Musik zu den Fröschen des Aristophanes u. a. blieben Manuscript.

Ledebur’s Tonkünstler-Lexikon Berlins. – Biographie nach eigenen Angaben und Selbsterlebtes.