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Artikel „Colmar, Josef Ludwig“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 505–507, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Colmar,_Joseph_Ludwig&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 06:49 Uhr UTC)
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Colmar: Josef Ludwig C., Bischof von Mainz, geboren am 22. Juni 1760 zu Straßburg, † am 15. December 1818 zu Mainz. Er absolvirte die sämmtlichen Studien in seiner Vaterstadt; die humanistische Schulbildung erhielt er im königlichen Collegium, begann im Herbst 1776 an der Hochschule die philosophischen Studien und wurde am 29. Juni 1779 Licentiat der Philosophie; dann studirte er Theologie, wurde am 27. Januar 1783 Baccalaureus, später in demselben Jahre Licentiat der Theologie und empfing am 20. December 1788 die Priesterweihe. Hierauf wurde er als Lehrer am königlichen Collegium angestellt und beförderte als solcher während der etwa [506] achtjährigen Dauer dieser Wirksamkeit insbesondere das Studium der griechischen Sprache und der vaterländischen Geschichte. Seiner Neigung zu seelsorgerischer Thätigkeit folgend, verwaltete er daneben unentgeltlich die Stelle als Kaplan zu St. Stephan und widmete sich auch der Seelsorge der in Straßburg liegenden deutschen Regimenter in französischen Diensten. Auch während der Revolutionszeit blieb C., obwol ein Preis auf seinen Kopf gesetzt war, verborgen in Straßburg und ging unter fortwährender Lebensgefahr in verschiedenen Verkleidungen seinem priesterlichen Berufe nach. Als eine öffentliche Wirksamkeit seit 1795 wieder möglich wurde, gründete er vor allem eine Schule für junge Katholiken und eine Bibliothek guter Schriften. Sehr segensreich wirkte er in diesen Jahren auch wieder als Kanzelredner, besonders durch die apologetischen Vorträge, die er von 1799 bis 1802 im Münster zu Straßburg hielt. Am 6. Juli 1802 wurde er von Napoleon zum Bischof von Mainz ernannt, am 24. August von dem neuernannten Bischof Mannay von Trier in der Carmelitenkirche zu Paris consecrirt und am 3. October in Mainz inthronisirt. Das nach dem Untergange des alten Erzstiftes damals neugegründete und unter die Metropole Mecheln gestellte Bisthum Mainz wurde aus den linksrheinischen Theilen der alten Erzdiöcese und der aufgehobenen Bisthümer Worms und Speyer gebildet. (Ueber den genauen Bestand und die von C. geschaffene kirchliche Eintheilung des damaligen Bisthums Mainz vgl. Remling, Neuere Geschichte der Bischöfe zu Speyer, 1867, S. 45–58.) Als C. die Verwaltung der Diöcese antrat, stand er „als Oberhirte unter lauter Ruinen da“ und sah sich vor die Aufgabe gestellt, „sich selbst gleichsam eine Diöcese, eine Kirche, eine Clerisei zu erschaffen“ (Liebermann). Zunächst schuf er sich ein Domcapitel, unter dessen ersten Mitgliedern Johann Jakob Humann, seit 1806 Generalvicar und nach Colmar’s Tode Bisthumsverweser, und Franz Werner waren, und begann die äußere Organisation der Diöcese, die am 17. Juni 1803 vollendet war. Die Diöcese wurde in vier bischöfliche Commissariate oder Provicariate, Mainz, Worms, Speyer und Zweibrücken, eingetheilt. Besonders am Herzen lag dem Bischof sodann die Heranbildung eines Nachwuchses von tüchtigen und würdigen Priestern. Zu diesem Zwecke gründete er das Clericalseminar zu Mainz, das am 13. Januar 1804 eröffnet werden konnte. Unter der Leitung Liebermann’s, der im März 1805 als Superior an die Spitze der Lehranstalt trat, gelangte dieselbe bald zu Ansehen. In Verbindung mit der theologischen Lehranstalt errichtete C. auch ein Knabenseminar oder bischöfliches Gymnasium. Große Sorgfalt wandte er auch dem Religionsunterricht der Schuljugend und überhaupt dem Schulwesen zu. Zur Belebung des religiösen Geistes in Clerus und Volk trug er nicht am wenigsten auch durch sein eigenes Vorbild bei, indem er, „wie der geringste seiner Priester, alle Amtshandlungen eines Seelsorgers mit der größten Hingebung und Ausdauer verrichtete“ (Remling). Von großem Erfolg begleitet waren seine Fastenpredigten, die er jährlich im Dom zu halten pflegte. Den Armen und Kranken widmete er die hingebendste Fürsorge; insbesondere ging er bei dem Rückzuge des französischen Heeres im J. 1813, als Mainz von kranken Soldaten überfüllt war, bei der Uebernahme der Krankenpflege Allen mit seinem Beispiele voran. Seine zahlreichen anstrengenden Visitations- und Firmungsreisen in alle Theile der Diöcese, denen er sich mit apostolischem Eifer unterzog, und bei denen er an allen Orten selbst zu predigen und auch zu katechisiren pflegte, waren für die Landbevölkerung von großem Segen. Colmar’s Verdienst ist auch die Erhaltung und Wiederherstellung des 1793 durch Brand verwüsteten und in den folgenden zehn Jahren als Heumagazin dienenden Mainzer Domes, der auf [507] ein fortgesetztes Ansuchen am 7. November 1803 seiner Bestimmung zurückgegeben wurde und nach den nothwendigsten Ausbesserungen am 15. August 1804 wieder eingeweiht werden konnte; in den folgenden Jahren sorgte er auch für die weitere Ausgestaltung, insbesondere für eine Uhr und Glocken. Auch der Kaiserdom zu Speyer wurde vorzugsweise durch Colmar’s Bemühungen vor dem ihm von den französischen Behörden bestimmten Untergange gerettet. Als nach dem Abschlusse des bairischen Concordats von 1817 der rheinbairische Diöcesanantheil wieder vom Bisthum Mainz getrennt und zu einem Bisthum Speyer neu constituirt wurde, trug König Maximilian Josef von Baiern C. den Stuhl von Speyer an; dieser zog es vor, Bischof von Mainz zu bleiben; die Trennung von einem großen Theile seiner Diöcese fiel dem eifrigen Hirten aber sehr schwer. Schon am Ende des folgenden Jahres erlag er einer Krankheit, deren Keim er bei einem Krankenbesuche geholt hatte, und fand seine Ruhestätte im Mainzer Dom. – Colmar’s Predigten erschienen in 7 Bänden gesammelt zu Mainz 1836–46; eine neue Ausgabe nebst Registerband zu Regensburg 1879–81.

[Fr. Sausen,[WS 1]] Biographie von Josef Ludwig Colmar, Bischof zu Mainz; im I. Bde. der Predigten (Mainz 1836), S. VII–CXX, nebst Porträt. – F. X. Remling, Neuere Geschichte der Bischöfe zu Speyer (Speyer 1867), S. 95–233. – Liebermann, Lob- und Trauer-Rede bei Gelegenheit des Hintrittes des hochw. Herrn J. L. Colmar, Bischofs zu Mainz; Mainz 1818. – Kirchen-Lexikon von Wetzer und Welte, Bd. XII (1856), S. 243–248; 2. Aufl. III, 652–654. – H. Brück, Geschichte der kath. Kirche in Deutschland, Bd. I (Mainz 1887), S. 143 f.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Franz Sausen, GND