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Artikel „Christl, Anton Josef“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 221–222, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Christl,_Anton_Josef&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 17:52 Uhr UTC)
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Christl: Anton Joseph Ch., geb. zu Regensburg 2. April 1802, als Sohn des sogenannten „dicken (Karl) Christl“, eines mittelmäßigen Schauspielers, † 2. Febr. 1865. Ch. debütirte bereits am 17. Sept. 1811 als Otto Gundoldingen in „Arnold v. Winkelried“ zu Basel; zog dann mit seinem Vater durch Rußland und Deutschland, trat 16 Jahre alt in Agram das erste Engagement an. Von 1819–1825 in den verschiedensten Fächern als Schauspieler, wie auch als Regisseur, bei der von seinem Vater begründeten Truppe thätig, übernahm er nach dessen Tod (1825) die Direction, gab sie jedoch bald wieder auf, um an den Theatern zu Regensburg, Hanau, mehreren Städten der Schweiz, Innsbruck, Salzburg und Graz als Darsteller und Regisseur sich verdient zu machen. Die nächsten 5 Jahre – mit Ausnahme einer kurzen Directionsführung in Köln – waren ausschließlich Gastspielreisen durch Deutschland und Rußland gewidmet. Seine originelle Darstellung komischer Rollen, wie Zwirn, Staberl, Falsche Catalani, Kappelmacher u. m. dgl. machten ihn überall zum willkommenen Gast. Doch weder der große Beifall noch die ihm übertragene Stellung eines Oberregisseurs in Königsberg und technischen Directors am Coblenzer Stadttheater konnten ihn lange an einen Ort fesseln. Rastlos zog er von Stadt zu Stadt, 1842 sogar nach London. 1843 Regisseur in Würzburg, engagirte er sich in den nächsten Jahren am Sommertheater zu Dresden, führte außerdem im Winter die Oberregie des Altenburger Hoftheaters, ohne dabei seine Gastspiele völlig aufzugeben. 1854 in Haag und Amsterdam, 1855 in Kopenhagen, 1856 in Krakau und andern Städten spielend, gastirte er seit 1858 von neuem in Deutschland, begab sich, nachdem er in Hamburg sein 50jähriges Künstlerjubiläum begangen hatte, 1863 nach Amsterdam, von dort an das [222] deutsche Theater in Paris. Nach seinem Vaterland zurückgekehrt erhielt der greise Künstler ein Engagement in Kempten-Lindau, woselbst er nach siebentägigen Leiden am 2. Februar 1865 früh 2 Uhr verschied. Ch. dankte seine Erfolge weit mehr glücklicher Anlage, als sorgfältigem Studium. Humoristisch im hohen Grad fehlte es ihm nie an einem scherzhaften Bonmot, einem passenden Extempore und die Zahl seiner selbstgedichteten und componirten Einlagen ist groß. Mit Nestroy hatte er eine seinem Rollengenre trefflich zu Statten kommende Zungenfertigkeit gemein. Die Christl’s Leben charakterisirende Wanderlust hatte keine nachtheiligen moralischen Folgen auf den Künstler, der ehrenwerth als Mensch, sich bei seinem obenerwähnten Jubiläum rühmen konnte nie einen Contract gebrochen, keine Theaterstrafe erlitten zu haben.

Vgl. Entsch, Deutscher Bühnenalmanach 1864, S. 124 ff. 1866, S. 180 ff.