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Artikel „Caraffa, Anton Graf von“ von Wilhelm Edler von Janko in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 777–778, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Caraffa,_Anton_Graf_von&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 17:51 Uhr UTC)
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Caraffa: Anton Graf v. C., kaiserl. österreichischer Feldmarschall, starb 6. März 1693. Derselbe entstammt einem uralten neapolitanischen Geschlechte [778] und kam auf Verwendung seines Vetters des Cardinals Karl C. an den Wiener Hof, wo er 1655 als Kämmerer erscheint. 1672 erhielt er ein neuerrichtetes Kürassierregiment und nahm mit diesem Antheil an dem Feldzuge gegen die Türken in Ungarn. 1683 ward C. vom Kaiser Leopold als Gesandter nach Warschau entsendet, um die Hülfe für das bedrängte Wien zu beschleunigen. 1685 entriß er den Türken Eperies und ward nach der Einnahme Ofens 1686 Commandant in Oberungarn. In Erlau, wo er seinen Sitz hatte, stand er an der Spitze eines hierher delegirten Gerichtes, welches die Anhänger Tökely’s zur Strafe zu ziehen hatte; C. selbst wollte einer langjährigen weitverzweigten Verschwörung auf die Spur gekommen sein. Mit welcher grausigen Thätigkeit er hierbei zu Werk gegangen, wie er sich einer liederlichen Dirne als Hauptangeberin bedient und viel edles Blut auf bloßen Verdacht hin fließen ließ, wie der Adel des Zemplyner Comitates die Untersuchung mit 24 Fässern Ausbruchs und 400 Ducaten abgekauft, alles dies oder mit dem historischen Worte: Die Eperieser Schlachtbank (Marcellum Eperiessiense): erhielt sich bis auf unsere Tage bei den Ungarn in lebhaftem Andenken und ward zum Nationalfluche. Dieses Gericht dauerte einige Monate, bis endlich Kaiser Leopold – der von der schrecklichen Strenge Caraffa’s keine Kenntniß hatte – auf die vielfachen Bitten der Ungarn das Blutgericht aufhob, den bis zur Grausamkeit strengen, sonst ergebenen und eifrigen C. jedoch nicht zur Verantwortung zu ziehen wagte. 1688 bezwang C. das von Tökely’s heldenmüthiger Gattin, Helena, drei Jahre lang vertheidigte Munkacs, und übernahm hierauf in Siebenbürgen den Oberbefehl. In dieser Stellung benahm sich C. sehr klug und umsichtig, er brachte Michael Teleky und die Großen des Landes auf seine Seite und bewirkte hierdurch endlich eine Erklärung der Abgeordneten des siebenbürgischen Großfürsten und der Stände, welche den alten Bestand, wie er vor der Schlacht von Mohacs zwischen Ungarn und Siebenbürgen bestanden hatte, in der Hauptsache wieder herstellte. C. nahm mit seinem Corps noch Lippa und Lugos und seine Verdienste um die Einnahme Belgrads verschafften ihm das goldene Vließ, sowie die große Herrschaft Wucsin im Veröczer Comitate. C. starb zu Wien kinderlos. Johannes Vicus verfaßte eine Biographie Caraffa’s.

Hirtenfeld, Oesterr. Militär-Lexikon I. Bd. S. 623.